P-Code: DABF04
Englischer Titel: Half Decent Proposal
Deutscher Titel: Ein halbanständiger Antrag
Ausstrahlung USA: 10.02.2002
Ausstrahlung DE: 21.01.2003
Inhalt:
Patty und Selma erfahren, dass Marges Jugendliebe Artie Ziff der fünftreichste Mann Amerikas ist. Sie nehmen Kontakt mit ihm auf. Kurz darauf erscheint Artie in Springfield und macht Marge ein unmoralisches Angebot. Er bietet ihr eine Million Dollar für ein gemeinsames Wochenende. Da Homer dringend eine kostspielige Nasenoperation braucht, um von seinem Schnarchen kuriert zu werden, nimmt Marge an.
Weiterführende Links:
DABF04 @ ULOC (D)
DABF04 @ SNPP (E) (Capsule)
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Für mich ist Half-Decent Proposal bisher eindeutig die beste Episode der 13. Staffel.
Das liegt vor allem an der logischen, gut durchdachten und zusammenhängenden Story und Artie Ziff, der IMO einer der besten Nebencharaktere der Serie ist (ob als Nerd in Wie alles begann oder als nerdy Geschäftsmann).
Was mir an dieser Folge besonders aufgefallen ist, ist die abwechslungsreiche Musik, die ausnahmsweise mal vom Standard abweicht (v.a. in der Anfangsszene, der Bootszene, der Leave your clothes on Szene, der Abschlussball-Szene, der Homer-sucht-Marge-Szene, der Busszene, der Schlussszene und sogar in der Briefkasten-Szene).
Doch jetzt mal schön der Reihe nach:
Nach einem sehr gelungenen Einstiegsgag mit dem CBG, der sich als Jar Jar Binks-Fan outet, finden wir uns ohne große Umwege im Haus der Simpsons wieder, wo dann auch sofort die Geschichte beginnt.
Beim anschließenden Frühstück (Marge serviert ihren Kindern ein Blumentopf-Müsli, Zeitschriften-Pfannkuchen und Teller-Toasts) konnte ich endlich wieder richtig über die Samstag-Folge lachen.
Als sich Marge kurz darauf aus dem fahrenden Auto wirft, dachte ich erst Oh Mann, wo führt das nun wieder hin?, aber der anschließende Dialog zwischen Lisa und Millhouse (So, Lisa, do you have a date or the dance?This is not a good time! Millhouse: Its never a good time! war die Sache durchaus wert. Millhouses Versuche, bei Lisa zu landen, haben mir ehrlich gefehlt.
Natürlich dürfen wir uns von all den positiven Elementen nicht blenden lassen. So ist zum Beispiel das Briefkasten-Golfen von Dr. Hibbert und Dr. Nick zu kritisieren (zumal sich die beiden eigentlich nicht leiden können). Glücklicherweise sind solche Charakter-Deformierungen eher die Ausnahme als die Regel.
Ich finde, wir sollten überhaupt froh sein, dass die Grundlage der Story kein abgetrenntes Körperteil oder ein gebrochener Kiefer ist, sondern etwas derart Harmloses wie Schlaflosigkeit.
Der Frauenabend gehört imo zu den witzigsten Stellen der Folge. Die Parodie auf Sex and the City ist sehr gut umgesetzt und die Kommentare von Patty und Selma zum Totlachen. Der Rückblick auf Wie alles begann hat mich sehr gefreut, da er im Stil der ersten Staffeln animiert ist (ich denke dabei an die Traumsequenzen in Der schöne Jacques Verbrechen lohnt sich nicht, Bart wird ein Genie etc.)
Das Erfreulichste am zweiten Akt ist jedoch, dass Homer durchgehend normal und nachvollziehbar handelt. Nicht nur, dass er Marge nicht sofort verkauft sondern vor allem die Tatsache, dass sie es ist, die ihn schließlich dazu überredet, auf Arties Angebot einzugehen, ist erstaunlich. Aber auch Marge kommt bei der ganzen Sache nicht unbedingt schlecht weg, da sie aus nachvollziehbaren Gründen handelt (Gesundheit). Dass Homer mit offenen Augen schnarcht fand ich allerdings etwas merkwürdig und unpassend cartoonig.
Die Springfielder in ihren 70er-Jahre-Klamotten und den entsprechenden Frisuren waren dagegen einfach nur genial (v.a. Frink und Willie). Das Wiedersehen mit Dunderlinger, weitere kleine Anspielungen auf Wie alles begann und die nette Zurück in die Zukunft Parodie runden die Sache ab.
Auch Marges Ohrfeige war ein Volltreffer und kam genau zur richtigen Stelle.
Die anschließende Tanzeinlage wurde von vielen US-Fans als deplaziert und unnötig kritisiert. Ich hingegen fand sie witzig endlich mal wieder einer der klassischen Lückenfüller, wie sie in den frühen 90ern häufig verwendet wurden, wenn man noch zehn Sekunden Sendezeit übrig hatte (Sind wir bald da? Nein! Sind wir bald da? Nein! Sind wir bald da??? Nein!!! etc.).
Die folgende Szene mit dem Videoband hat mir mal wieder bewiesen, wie unnachahmlich Dan Castellaneta ist. Und: Endlich mal wieder ein normaler Würger, der zwar etwas unpassend kam, aber dennoch an die gute, alte Zeit erinnerte.
Der dritte Akt ist definitiv der schlechteste. Homers Entschluss abzuhauen bzw. sich umzubringen ist zwar nicht gerade neu und deshalb weniger schockierend, aber der Weg, der in diesem Fall gewählt wird, scheint doch etwas an den Haaren herbei gezogen. Mike Scullys schwachsinnige Idee, jede Episode mit einem möglichst spektakulären Showdown enden zu lassen, ist anscheinend noch nicht ganz vom Tisch. Wirklich gestört hat mich allerdings nur der Typ mit dem Haken als Kopf, alles andere war akzeptabel (besonders die "Cast Away"-Anspielung und die nette Meta-Referenz), weshalb ich mich auch gleich mit dem Happy End beschäftige, genauer gesagt mit dem Abschlussgag.
Na, wem ist etwas aufgefallen? Richtig, der Holzhammer wurde endlich beiseite gelegt. Ein kleiner, unscheinbarer Winz-Gag, der dennoch seine Wirkung nicht verfehlt. I am watching you through a camera. Das war der letzte Gag. Nach den Zumutungen der letzten Monate kaum zu glauben.
Aber es kommt ja noch besser: Die Episode endet harmonisch im Schlafzimmer. Homer und Marge liegen nebeneinander im Bett und unterhalten sich. So gut wie alle Episoden der ersten und zweiten Staffel endeten auf diese Weise. Back to the roots? Ich will es hoffen!
Fazit: Viele gelungene und nur wenige missglückte Gags, Sprüche, die leicht zu Klassikern werden könnten (You cant spell party without Artie - if you misspell party or Artie), Charaktere, wie ich sie liebe und vor allem eine geradlinige Story, die sich wie ein roter Faden durch die gesamte Folge zieht, geschrieben von Autoren, die glücklicherweise noch wissen, worauf sie eigentlich hinaus wollen. Unbedingt mehr davon, bitte!
Bewertung der DV:
Die Synchro ist zwar besser als letzte Woche, dennoch gibt es einige Kritikpunkte.
"I'll get it!" im Sinn von "Ich geh' ran!" mit "Ich schaff das schon!" zu übersetzen, zeugt nicht gerade von besonderer Intelligenz bzw. Englischkenntnissen.
Auch über die Wortkreation Erfindungszimmer sollte sich Ivar nochmal Gedanken machen. Ansonsten sind mir in der ersten Hälfte nur Kleinigkeiten aufgefallen, wie z.B. das Artie-Party-Wortspiel, der Courtney-Cox-Satz (mein Vorschlag: "Ich habe mich auch daran gewöhnt, Courtney Cox Arquette zu sagen."), die Szenen im Apartment (besonders die E-Mail) und auf der Yacht.
Wie immer hat es die Synchro geschafft, eine Top-Folge in eine Durchschnittliche zu verwandeln (vom Titel brauche ich imo gar nicht zu reden).
P.S.: Aaaargh, ist das lang! Sorry an alle, deren Reviews ich jetzt vorweggegriffen habe.