Ein Sommer für Lisa

  • Das Rules in "Lisa rules" hat nichts mit Regeln bzw. Spielregeln zu tun (Sonst müsste es ja Lisa's rules heißen). Es kommt von rule = herschen. Ich hätts mit "Lisa ist die Größte" oder ähnlich übersetzt. Das ist zwar nicht wortwörtlich, kommt inhaltlich dem Original aber viel näher als die Version von Ivar. EDIT: Na toll, Andreas war doch wieder schneller. -----------------------
  • Zurück zur Folge: Ich finde, diese Folge ist wirklich einer der besten, weil sie einen wahren Hintergrund hat. Die Story hätte wirklich jemandem passieren können, ist sehr wahrscheinlich auch schon jemandem passiert. Auch wenn es das typische Simpsons-Manier ist, das die Sache rüberbringt! Aus dieser Folge kann man (vielleicht) sogar noch was lernen. PS. In dieser Folge steht vor allen Dingen auch mal Lisa im Mittelpunkt ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Mehr Hits, mehr Kicks - einfach SWR3 visit [URL]www.lyrics-world.de[/URL]

    Cogito, ergo sum oder Noli me tangere


    I was a jerk
    I did the work
    For somebody elses dream
    I took the chance
    I lost my pants
    In somebody elses dream tonight

  • Eine schöne Folge, unter anderem, weil die Simpsons mal woanders sind und mal andere Kinder vorkommen. Lisas neuer Stil hat mir nicht gefallen, aber er wurde umgesetzt. Dann hat Bart alles vermasselt, wie man glaubt aber es gibt noch eine schöne ausleitung.


    Story 1-2
    Gags 2-
    Gesamt 2

  • War schon eine coole Folge, aber nicts Herausragendes.
    Am lustigsten finde ich folgende Szenen:


    - Milhouse rennt schon am Anfang des Tages aus der Schule


    - Bart zieht Milhouses Gurt fester (autsch!)


    - Teeparty bei Alice und dem Hutmacher :D


    Waren auch schöne Gags dabei.


    Note: 2

  • Die Story war gut. Sie schließt sich wieder am Schluss und hat ein Happy End ;) Es gab auch ein paar gute Gags.


    Gags 2
    Story 2
    Gesamt 2

    Ein echter Simpsons-Fan lacht beim Schauen einer Episode schon, bevor der nächste Gag überhaupt zu sehen ist.

  • Hier habe ich noch ein nettes Review von mir gefunden, daß ich bisher hier noch gar nicht gepostet hatte, obwohl die Folge schon öfter zur Sprache kam. Es ist vielleicht etwas gestelzt geschrieben, ich habe mal etwas nachgebessert.


    Gerade in den aktuellen Staffeln 20/21 gibt es ja wieder öfter Folgen, in denen Lisa versucht, irgendwie "populär" zu sein. Diese gehen meiner Meinung nach aber alle daneben, weil sie kaum Laufzeit und Motivation für Lisa übrig haben und sie charakterlich zu sehr je nach Plotkonstrukt "springt" oder Phrasen ablässt. Außerdem sind die Charaktere gegenüber denen Lisa populär sein will, immer derart plump definierte Klischeefiguren, daß es keinen Spaß macht.


    Ich werde mich heute einer meiner absoluten Lieblingsfolgen zuwenden, der IMO genialen 3F22 "Summer of 4 Ft 2", dem Season Finale der vielleicht letzten wirklich großen Staffel, Staffel 7.


    Die Episode ist wieder mal hübsch komplex, daß das folgende Review nur einen Teil der Interpretationsmöglichkeiten abdeckt, weitere Meinungen und Interpretationen können gern genannt werden. Ich werde mich im folgenden Text auch nicht mit normalen Referenzen, offensichtlichen Handlungsebenen und dem natürlich brillanten Humor beschäftigen, sondern (wie üblich) versuchen, einen kleinen und natürlich subjektiven Blick "hinter die Fassade" zu werfen.


    Obwohl das Buch "Subversion zur Primetime" viele meiner Lieblingsfolgen etwas vernachlässigt, wird gerade 3F22 als herausragende und raffinierte Folge gelobt, ohne jedoch wirklich konkret auf genaue Qualitäten einzugehen. Ich will versuchen, dies per Review nachzuholen.


    Ein Kernpunkt der Folge ist der Unterschied zwischen dem festen (stereotypen) Rollenschema der (Kinder)gesellschaft in Springfield und dem weit offerenen Konzept der Kindergesellschaft im Urlaubsort mit dem langen Namen. Die Folge ist somit nicht nur tiefergehendes Charaktermaterial für Lisa (und Bart?), sondern auch eine Sozialparabel.


    Aber der Reihe nach. In Springfield (als klassischem Ort der satirischen Überzeichnung sozialer Rollenbilder) gilt eine strikte Gruppentrennung - Nerds gehören zu Gruppen von Nerds und hippe Kids gehören zu Gruppen von hippen Kids (oder "nihilistischen dudes", wie es das Subversionsbuch ausdrückt). Nerds erfahren nur unter sich Bestätigung durch Wissen, hippe Kids erfahren ebenfalls nur unter sich Bestätigung durch "Coolheit". Die Grenzen sind klar abgesteckt.


    Wichtig für das Verständnis der Folgenabsicht => Kein Nerd oder Intellektueller würde in einer Gruppe hipper Kids der Popkulturgesellschaft in Springfield als gleichwertig gelten. Der Auftakt der Folge mit den Szenen am letzten Schultag ist deshalb essentiell wichtig und zeigt uns nochmals genau dieses "Springfield-Rollenschema" - in dem natürlich auch Bart und Lisa stecken.


    Lisas Ausgrenzung durch ihr "erwachsenes" Verhalten wird hier thematisiert. Sie hat kompetent (und im Widerspruch zu ihrem "physischen" Alter) gehandelt, als sie die Ausgabe des Schuljahrbuches übernommen hat. Dadurch erfährt sie zwar Bestätigung durch ihre eigene soziale Schicht" ("Nerd"-Mädchen, die Lisa bei dem Projekt helfen), wird aber von den anderen Kindern automatisch ausgegrenzt. Die symbolische Szene, als Lisa allein auf dem leeren Schulgang steht und ein Jahrbuch ohne Einträge in der Hand hält, ist hier symptomatisch => Lisa erfährt keine echte Anerkennung durch die Masse auf den Gängen.


    Barts Zugehörigkeit zur hippen Riege der Grundschule wird als Gegenpol thematisiert - Kinder aller Klassen stehen an, um Autogramme vom berühmten "Underachiever and Proud of it" zu bekommen (hier klingt ein gewisser Meta-Bezug an). Barts Rolle wird sogar deutlich satirisch überbetont, als ihn selbst Rektor Skinner um ein Autogramm bittet. Das mag auf den ersten Blick seltsam erscheinen, unterstreicht hier aber doch gekonnt die Rollenverteilung in Springfield. Bei genauerer Betrachtung fällt auf, wie raffiniert diese Szenen sind und wie stark sie bereit auf den weiteren Verlauf der Handlung vorbereiten. Einen Vergleich mit den überlangen Gag-Reihen in der S1x-Leere spare ich mir lieber.


    Die folgende Urlaubsreise ist in ihrer Anwendung gar ein Novum in der Serie. Diese Reise dient nicht etwa dazu, die Familie einfach in lustige Situationen an neuen Orten zu bringen, die Reise ist hier durchaus metaphorisch zu sehen - als Symbol für Lisas Weggang aus dem alten Rollenschema zu ihrer Hinterfragung des eigenen Charakters. Auch das in der Handlung öfters auftauchende Bild des Einsiedlerkrebses am Urlaubsort, der seine "Hülle" wechselt, gehört zu dieser Ebene der Erzählung. In Springfield wäre Lisa weiter "gefangen", im Urlaub können sich aber neue Facetten entfalten und weiterentwickeln. Für Lisa ist diese Fahrt auch eine Art von Selbsterfahrungstrip in eine andere (jugendsoziale) Welt als das gewohnte Springfield - ihr "Aufbruch" wird in ihrem Satz "Bye Bye Lisa Simpson" bei der Abfahrt deutlich.


    Nach der Ankunft in der "neuen Welt" ist sich Lisa noch unsicher über ihre Aktionen, was in der einzigen surrealen Szene der ansonsten realistischen Folge betont wird: Lisa sieht sich selbst mit den "Geistern" ihres Intellekts konfrontiert - den Figuren, die aus Büchern steigen und versuchen, sie in die Bibliothek zu locken (ein brillanter und wohldosierten Einsatz von Surrealität, der nicht für billige Gags im Hintergrund dient, sondern zur Unterstreichung einer emotionalen Situation). Die Folge bezieht ihre Kraft ganz klar aus der klassischen Verwurzelung der Figuren in der Realität, die auch bei Folgen mit eher "cartoonigem" Inhalt niemals aus den Augen verloren werden sollten.


    Durch hippe Kleidung hat sie sich bereits visuell von ihrer alten Rolle getrennt und als sie endlich auf andere Kinder trifft, versucht sie es auch durch verbale Anpassung. Hier zeigt sich aber wieder ihr zu eingeschränktes Denken nach üblichen Springfield-Spielregeln, da sie die Kommunikation mit den Kindern zum einerseits mit einer künstlichen Phrase beginnt ("Like you know whatever...") und außerdem (nach freundlicher Aufnahme) sofort nach gewohntem Sarkasmus scannt.


    Dieses Denken - die Angst als "Nerd" nicht zur Gruppe zu gehören - zieht sich weiter durch diese Folge und stellt sich erst am Schluß als völlig unbegründet heraus. Aber soweit sind wir noch nicht. Lisa entwickelt sich zwar als Charakter, sie adaptiert zum Teil aber Fremdverhalten und verleugnet ihren eigenen Charakter, z.B. durch Kopie/Anwendung von Barts klassischer catchphrase "Don´t have a cow, man."


    Bart denkt nach wie vor in den allzu festen Rollenschemen von Springfield und ist daher überzeugt, das ihn seine hippe Skateboardnummer sofort beliebt machen wird, so wie er es gewohnt ist. Hier liegt er falsch, denn die Kinder aus dem Urlaubsort sind nicht vordefinierte Figuren aus Springfield, sondern in gewisser Hinsicht weit freiere Charaktere. Daher kommt seine Vorstellung nicht an und wird als "Anbiederung" durchschaut. Dieses Verhalten übersteigt Barts Horizont und er vermutet, daß die Kinder wohl einen Nerd gesehen haben und ihn nur deshalb ablehnen (er sagt daher sofort zu Milhouse "They must have seen you...")


    Die Rolle von Milhouse in der gesamten Handlung unterstreicht, das Nerds unter hippen Kids in Springfield niemals als gleichwertig gelten können. Milhouse fungiert als untergebener Charakter, er muß sich in Büschen verstecken, wenn es Bart verlangt und bekommt sogar noch die Schuld am Versagen von Barts Anbiederung. Daß Milhouse von Homer beim Brettspiel als "Dud" bezeichnet wird, betont hier nur seine Funktion im Plot, denn anders als Lisa ist er klar betont nicht in der Lage, im Urlaub mit seinem Rollenverhalten gegenüber Bart zu brechen.


    Bart macht im Folgenden zwei Fehler - er vermutet, daß ihre neuen Freunde Lisa natürlich sofort fallenlassen, wenn sie im Jahrbuch die Wahrheit über ihre soziale "Stellung" sehen (die Kinder in Springfield würden es tun) und er vermutet, das sich Lisa dann ihrer bisherigen Rolle wieder bewußt wird, sich eingliedert und alle Dinge wieder so werden, wie sie seiner Meinung nach sein müssen. Er hat nicht mit Lisas Frustration gerechnet, die er sich zuziehen wird - der Automatismus, mit dem sich alle Nerds in Springfield in ihre Rollen fügen, ist nämlich durch ihre Charakterentwicklung ausgesetzt worden.


    Um zum Ende zu kommen - Lisa will sich unter Tränen gerade wieder in ihre Rolle fügen, als ihr die Kinder zeigen, das sie eben "mehr" sind, als sie erwartet hatte und das sie über dem Rollenverhalten stehen, das Lisa gewohnt ist. Es zählt nicht, ob sie in Springfield als "Nerd" gilt, es zählt, was sie für ein Mensch ist und was sie für die Freunde getan hat. "Lisa rules" ist in diesem Sinn auch wieder als eine Art Selbstfindungsbotschaft zu sehen. Sie muß sich nicht ändern oder verleugnen, sie ist gut so wie sie ist. You are Lisa Simpson.


    Fazit: Ein kleines Meisterwerk in der Tradition von "Lisa´s Substitute" und IMO die wohl beste Folge der mittleren Staffeln, eine wunderbare Charakterfolge, die auch die typischen Cartoonkonventionen von Stereotypen zugunsten einer dreidimensionalen Charakterisierung ad absurdum führt. Ein Novum unter den Urlaubsfolgen und vielleicht eine der letzten wirklich großen Folgen. Note 1.


    Chris