7G11 | Der schöne Jaques

  • P-Code: 7G11
    Englischer Titel: Life on the fast lane
    Deutscher Titel: Der schöne Jacques


    Ausstrahlung USA: 18.03.1990
    Ausstrahlung DE: 18.10.1991


    Inhalt:
    Marge hat Geburtstag. Die Kinder bringen ihr das Frühstück ans Bett. Homer stellt entsetzt fest, dass er vergessen hat, ein Geschenk zu kaufen. Sein Geschenk kommt nicht gut an: eine Bowlingkugel. Marge beschließt, ihm eins auszuwischen. Sie lernt bowlen - bei dem charmanten Lehrer Jacques. Nur langsam begreift die ganze Familie, dass sich hier eine ernsthafte Ehekrise anbahnt.


    Weiterführende Links:
    7G11 @ ULOC (D)
    7G11 @ SNPP (E) (Capsule)


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    "Der schöne Jaques" ist eine Episode mit einer äußerst einfach gestrickten Handlung: Marge lernt beim Bowling ihren Traummann kennen und beginnt mit ihm eine Affaire, was Homer nach und nach mitbekommt.


    IMO ist dies die "schlechteste" Episode der ersten Staffel. Sie fällt einfach irgendwie aus dem Rahmen, da sie im Haupthandlungsstrang eigentlich überhaupt keine Gags oder ernstzunehmende Gefühle bietet. Auch die Figur des Jaques hat mir noch nie richtig gefallen, da er mit seinem französischen Akzent so aufdringlich und arrogant wirkt.
    Dem Hauptteil mit Marge und Jaques würde ich höchstenfalls eine 4 geben, aber zum Glück ist da ja noch die äußerst gelungene "Nebenhandlung", in der der allmälich Verfall der Familie Simpson gekonnt dargestellt wird.
    Vor allem Homer wirkt wunderbar in seiner Rolle als liebender Ehemann: Er erfährt nach und nach von Marges Affaire und will diese anfangs auch beenden - er schafft es aber irgendwie nicht, mit seiner Frau ein vernünftiges Gespräch zu führen (wegen der Sache mit der Bowlingkugel) und ertrinkt allmälich im Selbstmitleid.


    Die Schlussszene ist im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubend und gehört unter anderem zu den besten Momenten der Serie. Es ist einfach wunderbar, wie Marge die Straße entlang fährt, überall sieht sie Leute, die sich ein Leben lang (und darüber hinaus) treu geblieben sind. Am Schluss entscheided sie sich schließlich doch noch für Homer und mit schöner Musik untermalt verschwinden die beiden im Sonnenuntergang... wirklich romantisch. :)


    Haupthandlung: 4
    Nebenhandlung: 1-
    Endnote: 2-3

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

    Dieser Beitrag wurde bereits 2 Mal editiert, zuletzt von cbguy ()

  • Die erste Ehekrise bahnt sich an...


    Ich finde diese Episode einfach klasse und kann nur jedem empfehlen, sie in der OV anzuschauen.
    Albert Brooks ist IMO der beste Voice-Star in der Simpsons-Geschichte.
    Seine aalglatte Art und sein amüsanter französischer Akkzent machen Jacques zu einem der besten Nebencharaktere.
    Einen Pluspunkt bekommt die Episode v.a. wegen Homer, der in dieser Geschichte äußerst glaubhaft dargestellt wird (sogar, als er Marge den Geburtstag vermasselt).
    Herrausragend ist auch die Animation, man denke nur an die schwarze-weiße Traumsequenz mit Blau- und Violett-Tönen.
    Das Ende stellt einerseits eine Klasse Parodie auf "Ein Offizier und Gentleman" dar, ist aber nicht nur deshalb sehenswert.


    Egal, wie unsympathisch man Jacques im Real Life finden würde, als Comic-Charakter ist er einfach einmalig, und IMO um Klassen besser, als sein "weibliches Gegenstück" Mindy.


    Deshalb finde ich es äußerst schade, dass diese Episode so oft unterschätzt und schlecht gemacht wird, denn sie hat sehr wohl Gags zu bieten. (P.S.: Ich spreche damit nicht dich an, cbguy, denn auch von mir bekommt die Episode eine 2)

    Zitat

    "Der schöne Jaques" ist eine Episode mit einer äußerst einfach gestrickten Handlung


    Das trifft eigtl. auf alle Staffel-1-Episoden zu. Sitcom-Standard-Plots eben...

  • was ist denn das für ein ekliger threadtitel? :P
    > Der schöne Jaques (13.01.03) :D


    zur folge:
    mir gefällt die folge eigentlich wirklich sehr gut. ein besorgter homer und eine marge, die am ende doch zur vernunft kommt. arrogant hört sich jaques wirklich an, aber sind das nicht alle franzosen?
    ich finde es ist eine sehr gute folge, weil auch wirklich eine super story. zwar eigentlich ein alltag problem, aber das finden wir alle ja wohl eigentlich besser, als "die simpsons reisen nach takatukaland".


    1,5 von mir für die folge

  • cbguy : Vor einiger Zeit hätte ich Dir mit der "schlechtesten Episode" wahrscheinlich recht gegeben, aber mittlerweile denke ich nicht mehr so. Und zwar ganz einfach, weil es keine "Nebenhandlung" mit der im Zerfall befindlichen Familie gibt - die gehört nämlich genauso zur Haupthandlung wie die Szenen mit Marge und Jaques. Man mag Marge anlasten, daß sie zugunsten einer Affäre mit Jaques ihre Familie im Stich läßt, aber ist dies nicht verständlich, nachdem Homer wirklich nur an sich selbst denkt, so daß er sogar das Geburtstagsgeschenk seiner Frau für sich beanspruchen will?


    Die Schlußszene ist wirklich fantastisch und sehr bewegend, sicher einer der emotionalsten Momente in der Serie. Marge hat diesen (wieder einmal :) ) sehr surrealistischen Traum, und auf dem Weg zu Jaques rückt ihr Stück für Stück die Familie wieder ins Bewußtsein, die sie so sträflich vernachlässigt - und beinahe "verraten" - hat...

  • Also ich mag die Folge weniger...die einzige Folge der 1.Staffel die mir nicht gefallen hat.Jaques ist so ein Mistkerl...ein totaler Spinner...und auch Marges verhalten in dieser Folge fällt mir nur durchweg negativ auf.
    Was die Folge etwas aufwertet,ist die geschichte mit Lisa und ihren 8 Phasen und natürlich das versöhnliche und wunderschöne Ende :)
    Ich würd der Folge eine knappe 3- geben


    btw. wäre jemand so nett mir zu sagen wie das Lied am Ende der Folge heißt?Danke im vorraus,falls es jemand weiß

  • Zitat

    Jaques ist so ein Mistkerl...ein totaler Spinner...und auch Marges verhalten in dieser Folge fällt mir nur durchweg negativ auf.


    An deiner Stelle würde ich nicht das Verhalten der Personen verurteilen, solange es glaubwürdig ist.
    Natürlich ist Jacques ein Mistkerl, aber das ändert doch nichts an der Originalität seiner Figur.
    Und wer will schon "die brave Familie Simpson" sehen, die in einer perfekten Welt lebt und nie Fehler macht? Selbstverständlich ist Marges Verhalten falsch, aber das gehört nunmal dazu. Matt Groening hat die Serie erschaffen, um zu provozieren und um den Leuten zu zeigen, wie das Leben, die Menschen und die Welt wirklich sind: Unfair, verdorben und schlecht.

    Zitat

    btw. wäre jemand so nett mir zu sagen wie das Lied am Ende der Folge heißt?Danke im vorraus,falls es jemand weiß


    Joe Cocker & Jennifer Warnes - Up Where We Belong!



    ...und um nochmal meine Lieblings-Gags zu nennen:

    • Die acht Stufen (nette Anspielung auf "Life in Hell")
    • Jacques Dialoge mit Marge (fast komplett improvisiert und dennoch wie aus dem Drehbuch, "No, no, no, das war meine Schuld!")
    • Jacques schreit mit absolut un-französischem Akkzent nach Zwibelringen.
    • Bart spielt Baseball mit Homer (erinnert an "Bart wird ein Genie")
    • Das singende Lendenstück
    • Patty und Selma (fies wie eh und je)
    • Jacques erkärt Marge den Begriff "Brunch".
    • Homer, Bart und Lisa managen den Haushalt.
    • u.v.m.


    Btw, ist euch schon mal aufgefallen, dass Andreas seine Meinung zu fast allen Staffel-1-Episoden im Laufe der Jahre geändert hat? ;)

  • Dr. Colossus :
    Sicherlich,der Charakter des Jaques ist vielleicht realistisch und glaubwürdig aber ich kann ihn nunmal nicht ab.Er nervt einfach nur mit seiner dummen Art...ich kann meine abneigung gegen diesen Char vielleicht nicht einmal richtig erleutern...ich mag ihn einfach nicht.
    Bei Marge hingegen finde ich das diese ganze Folge nicht zu ihrer normalen Art passt.Sie war immer die liebende,führsorgliche und auch INTELLIGENTE Frau im Simpsons Haushalt...weswegen ich es bescheuert finde das sie auf diese billige Anmache von Jaques reinfällt.Sorry,aber ich finde nunmal das man von marge da mehr hätte erwarten können..

  • Stimmt, wirklich bemerkenswert, dass sie in dieser Episode ausnahmsweise mal aus ihrem "Käfig" ausbricht und sich in eine Affäre stürzt.
    Vielleicht liegt das an der noch nicht abgeschlossenen Charakterentwicklung, es ist IMO auf jeden Fall gut so.
    Natürlich sollte man beachten, dass sie im ersten Moment nur auf Rache aus ist. Dass sich daraus Schritt für Schritt mehr als nur eine Lektion für Homer entwickelt, ist äußerst interessant.
    Immerhin hat sie sich bis zum Ende gewehrt, ist dann zwar für fünf Minuten schwach geworden, hat aber schließlich doch das Richtige getan. Das passt IMO schon zu Marge. Jeder macht mal Fehler, sogar sie, die Moral der Familie (man denke nur an ihre Spielsucht...)

  • Zitat

    Seine aalglatte Art und sein amüsanter französischer Akkzent machen Jacques zu einem der besten Nebencharaktere.


    Ich mochte diesen Charakter noch nie, wirklich nicht. Hätte man eine andere Figur als Liebhaber eingesetzt, z.B. einen Italiener, würde mir die Episode erlich gesagt viel besser gefallen. :]

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

  • Zitat

    Kann mir jemand sagen wie das Lied am Ende heißt???


    Zitat

    Original von Dr. Colossus, ein paar Posts weiter oben:
    Joe Cocker & Jennifer Warnes - Up Where We Belong!


    Zitat

    Hätte man eine andere Figur als Liebhaber eingesetzt, z.B. einen Italiener, würde mir die Episode erlich gesagt viel besser gefallen.


    Ursprünglich sollte Marges Liebhaber Schwede sein und Bjorn heißen (geplanter Ep-Titel: "Bjorn To Be Wild"), aber Albert Brooks wollte lieber einen Franzosen sprechen.

  • Dr. Colossus :
    Ok,ich weiß,wann ich mich geschlagen geben muss :D
    Du hast recht,es war wichtig für Marges Charakterisierung,das sie auch mal eines ihrer Tabus bricht.Aber dennoch find ich einfach das Jaques der falsche Char. für diese Episode war...es hätte meiner ansicht nach besser gepasst wenn sie an einen wirklich "perfekten" Typen rankommt und sich dann für Homer entscheidet,obwohl er seine Macken hat.Wäre für mich noch viel spannender gewesen...da Marge sich so wirklich hätte mit ihren Gefühlen zu Homer auseinander setzen müssen.Den Jaques wirkliche Art war eigentlich schon ziemlich durchschaubar...

  • Ich denke, man hätte einfach viel mehr aus dieser Episode rausholen können. Sie ist eigentlich nicht schlecht, doch meiner Meinung nach zieht allein Jaques die Qualitäten der Eisode runter, denn er drückt keine ernsthaften Gefühle aus, sondern will Marge nur "flachlegen".

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

  • Zitat

    Original von Dr. Colossus
    Btw, ist euch schon mal aufgefallen, dass Andreas seine Meinung zu fast allen Staffel-1-Episoden im Laufe der Jahre geändert hat? ;)

    Nein, das war jetzt eher Zufall - es betrifft vielleicht zwei oder drei Folgen. ;)


    Mit "im Laufe der Zeit" meine ich eigentlich die Zeit von der Erstausstahlung um 1990 bis zum Jahr 2000/2001, denn dazwischen hab' ich keine Simpsonsfolgen angeschaut - also schon eine ganz schön lange Zeit. Zwar bin ich auch damals schon Fan gewesen, aber als die Serie zu Pro7 gewechselt ist, konnte ich sie mangels Kabel-/Sat-Empfang nicht mehr sehen. Erst im Jahr 2000 bin ich wieder "dazugestoßen" und natürlich hat sie mich dann gleich wieder in ihren Bann geschlagen. :)

  • Zitat

    Und zwar ganz einfach, weil es keine "Nebenhandlung" mit der im Zerfall befindlichen Familie gibt - die gehört nämlich genauso zur Haupthandlung wie die Szenen mit Marge und Jaques


    Um nochmal darauf zurückzukommen - vielleicht hab ich mich mit "Nebenhandlung" etwas missverständlich ausgedrückt, ich meine nämlich mit dem Verfall der Familie die "Rahmenhandlung", denn die ist wirklich sehr gut gelungen. Die "Haupthandlung" ist dann eben die Marge-Jaques Geschichte, aber die ist ersetzbar und das ist der Punkt. Ob Marges Liebhaber nun Björn, Jaques oder Sepp heißt und was seinen Charakter auszeichnet ist im Grunde nicht wirklich ausschlaggebend, aber die Rahmenhandlung ist vorgegeben. Und wenn die Autoren an dieser Stelle richtig angesetzt hätten, hätte man eine wesentlich gefühlvollere Figur als Jaques kreiern können. Ich hätte die Idee mit Björn zum Beispiel viel interessanter gefunden - das wäre echt mal einfallsreich gewesen, denn Affairen mit Franzosen sind im Fernsehen ja inzwischen Massenware.


    Dr. Colossus  
    Ich hab mir die Episode jetzt nochmal im OTon angeschaut und muss dir Recht gebe: Albert Brooks ist wirklich ein ganz großer auf seinem Gebiet. Er hat so viel Ausdruck in seiner Stimme und macht die Figur dadurch lebendig. Mir ist auch aufgefallen, dass die deutsche Synchronstimme wesentlich arroganter wirkt als in der OV, deshalb verdient das Original einen Pluspunkt.

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

  • Okely-Dokely, ich schreibe mal wieder ein Review zu einer klassischen Folge. Und wenn ich sage klassische Folge, dann meine ich es auch so: Episode 7G11 "Life on The Fast Lane" aus S1, Erstsendung 18.03.1990.


    Im Moment läuft auf NHC gerade mal wieder eine Abstimmung über die je besten Folgen pro Staffel und beim Thema S1 gab es dort auch mehrfach Lob für "Fast Lane". Es ist gerade in der heutigen Zeit interessant, daß es noch Leute gibt, die aktuelle Folgen nicht einfach ignorieren und sich ihnen kritisch stellen, die auf der anderen Seite aber eben auch die wirklichen Klassiker so hoch einschätzen und loben. Das ist im deutschen Sprachraum (zumindest online) IMO kaum noch anzutreffen.


    Gerade in der heutigen Zeit, in der "Beziehungskrisen" zwischen Homer und Marge fast nur noch zur Standardformel für flache Comedy geworden sind, ist ein Rückblick auf die Substanz von Klassikern des Subgenres interessant. "Life On The Fast Lane" ist die erste gesendete Episode mit diesem Thema, die erste produzierte war jedoch mit 7G10 "Homer´s Night Out", welche aber 1990 eine Woche später gesendet wurde. "Fast Lane" ist von beiden Folgen IMO eindeutig die bessere.


    Während sich "Night Out" etwas zu sehr in eine versuchte Mischung aus Humor und (letztlich vorzitierter) Moral verzettelt, verläßt sich die zuerst gesendete und damit grundlegende Ehekrisen-Folge mehr auf ihre charakterlichen *und* dramatischen Qualitäten. Durch das Fehlen eines humoristischen Subplots, wie wir ihn z.B. bei "Moaning Lisa" durchaus hatten, dürfte 7G11 sogar die ernsthafteste Folge der Serie überhaupt sein. Und gerade das macht sie in den aktuellen Tagen von plumpem und schnellem "Fun" so beeindruckend und interessant. Ein Anachronismus heute? Ein Anachronismus oder gewagtes Cartoon-Experiment damals?


    Einer der früher in Interviews von den Machern geäußerten Grundsätze der Serie lautete in etwa: "Explore the inner being and the emotions of these cartoon characters". Das ist eine Qualität, die in S2 dann zur Perfektion gelangte und bis mindestens S7 eine mehr oder weniger grundsätzliche Qualität der Serie blieb. Daß diese Qualität bis auf wenige Ausnahmen nun verloren gegangen ist (und "just to be funny" nun als die Hauptmaxime gilt) ist trotz Offenheit für mich mit ein sehr wichtiger Kritikpunkt an aktuellen Staffeln.


    Aber zurück zu "Fast Lane". Die Story über Homers schlechtes Benehmen beim Kauf des Geburtstagsgeschenks für Marge, deren "Offensive", sich tatsächlich am Bowling zu versuchen, das Treffen mit Jacques und auch die folgende Versuchung und Krise klingen auf den ersten Blick nicht wirklich einfallsreich. Ein wichtiger Punkt ist hier aber, daß diese Handlung mit Zeichentrick-Charakteren dargestellt wird - und zwar in einer Weise dargestellt wird, daß man nach kurzer Zeit gar nicht mehr darauf achtet, daß es "nur" gezeichnete Figuren sind, sondern Anteil an ihrem Verhalten und ihren Entscheidungen nehmen kann.


    Das war damals neu und ist bis heute IMO eben so beeindruckend gerade an den frühen Jahren. "Moaning Lisa" war hier der Pionier, zur wahren Perfektion gelangte er natürlich wieder in S2 mit Folgen wie "Lisa´s Substitute" (der wohl besten Charakterfolge aller Zeiten).


    Man beachte in 7G11, wie sehr sich die Folge Zeit für die Charaktere und deren stille Momente nimmt: siehe etwa Homer, als er die Bowlinghandschuhe findet, die generelle Darstellung von Marges Unsicherheit gegenüber Jacques, auch den kleineren Subplot, in dem Bart und Lisa die Stadien von Matt Groenings "Childhood is Hell" durchlaufen. Man beachte auch die Darstellung von Barts und Lisas Verhalten als reine Kinder, die sich nicht irgendwie konstruiert einmischen, sondern auf ihre eigene Art vom kindlichen Blickwinkel aus damit umgehen. Gerade Lisas Verhalten hat hier essentielle Aspekte für den Charakter.


    Ein wichtiger Faden in der Geschichte ist auch die Unfähigkeit zur Kommunikation. Homer will Marge etwas wichtiges sagen, bringt aber nur ein Lob über peanut butter und jelly sandwiches heraus. Marge will sich von Bart und Lisa quasi verabschieden, bringt dies aber nur in Form von Überkompensation mit Süßigkeiten zustande. Hierbei kann man übrigens wieder Parallelen zu "Moaning Lisa" ziehen, bei der Kommunikationsprobleme auch ein wichtiges Thema sind ("Ride the Homer horsey", Marge und Lisa bei der Fahrt zur Schule.)


    Am Schluß der Folge entscheidet sich Marge an der Weggabelung für Homer. Wenn man ihrem Verhalten während der ganzen Handlung folgt, dann war die "ironic street" letztlich doch das Argument, das sie gebraucht hat (ein Argument außerhalb verbaler Kommunikation), um mit ihrer Unsicherheit aufzuräumen. Das kann man zwar als relativ plump, sitcomig und konservativ bezeichnen, aber es funktioniert hier (IMO deutlich besser als die morality speech in "Night Out") Und während Jacques Marge nur als neue Nummer in seinem Erfolgsregister sieht, hat Homer die wichtigsten Dinge vielleicht doch
    schon in seinem gemurmelten "peanut butter"-Satz gesagt.


    Zuletzt auch noch ein Blick auf die technischen Qualitäten: der Stil der Animation hatte sich fortlaufend verbessert - speziell die Traumsequenzen in ihrer gelungenen Kolorierung sind hierbei erwähnenswert. Auch die Qualität der Mimik und Gestik hat einen Level erreicht, der zu komplexeren Charakteren passend ist. Die Sprecher fanden ebenfalls immer mehr Zugang zu den Charakteren. Dan Castellaneta fand sich nun in der Situation, Homer nun nicht mehr nur als lustigen "Dad" und "Mr. Simpson" (wie noch in den
    Shorts) darzustellen, sondern als Figur mit Emotionen - was ihn später zum Verlassen der Walter-Matthau-Sprachschiene führte.


    Fazit: eine der besten S1-Episoden und IMO der wahre Klassiker des Themas Ehekrise. Das Beeindruckende an der Folge ist, daß sie sich (zusammen mit "Moaning Lisa") bereits in den Anfangsmonaten der Serie auf ein ernsthaftes Charakterthema einläßt und einen wichtigen Grundaspekt der klassischen Jahre betont. Auch ohne gelben "Fun" eine Folge, die man sich immer wieder
    gerne ansieht und die immer wieder einen Eindruck hinterläßt.


    Ich sollte das Band mal wieder einlegen. Manche (bzw. viele?) Leute werden die Folge als langweilig, kitschig und schlecht gezeichnet ansehen. Aber die werden dann vermutlich auch das Season Finale von S17 als herausragende Folge sehen. Und der Erfolg gibt den Machern heutzutage wohl Recht. 7G11 ist eben eine Folge aus besseren Zeiten, als die einzelne Episode noch
    Relevanz außerhalb der Masse hatte. Und dafür gibt es trotz der gewissen S1-Probleme von mir auch die Note 1.


    Chris