• Jetzt mal ein etwas ungewöhnliches vielleicht auch ein wenig kontroverses Thema, dass wir meines Wissens noch so hier auch noch nicht hatten und ich lese hier schon relativ lange mit (Falls doch sorry, dass ich nochmal einen Thread aufgemacht habe).


    Jeder der lesen kann kennt den Buchstaben R und jeder der nicht nur lesen sondern auch sprechen und hören kann, wird früher oder später bemerken, dass es mindestens zwei Varianten gibt das R auszusprechen: Es gibt einmal das alveolare oder Zugenspitzen-R (auch rollendes R genannt) und dann das uvulare oder Zäpfchen-R (ungerollt wie etwa im Französichen). Die dritte Variante das retroflexe ("englische") R lassen wir mal außer außer Acht, weil es für das eigentliche Thema dieses Theads unerheblich ujnd außerhalb des englischsprachigen Raums soweit mir bekannt ohnehin wenig verbreitet ist.


    Nun gibt es einige Sprachen in denen eine der beiden Varianten Standard ist. Im Russischen und Italienischen beispielsweise das rollende im Französischen hingegen das Zäpfchen-R. Für das Deutsche gilt dies nicht. Hier wird das R je nach Region entweder gerollt oder ungerollt ausgesprochen und beide Varianten stehen quasi gleichberechtigt nebeneinander (keine gilt als "richtig" oder "falsch")- so dachte ich zumindest bis vor kurzem: Jetzt habe ich in einem anderen Forum gelesen, dass in Bayern Schüler nicht-bayrischer Herkunft die von Haus aus nicht rollen, teilweise dazu gezwungen werden/wurden das zu üben. Meine Frage: Stimmt das? Denkt man in Bayern (oder süddeutschland) wirklich, dass die heimische Variante die einzig richtige ist und es deshalb jeder so machen sollte? Wenn ja find ich das schon irgendwie heftig, denn man kann doch niemanden der des heimischen Dialekts nicht mächtig ist, dazu zwingen, diesen anzunehmen. Ich meine im öffentlichen Bereich und in der Schule sollte doch ohnehin Hochdeutsch gesprochen werden, und da spielt es doch eigentlich keine Rolle ob das R gerollt wird oder nicht. Es gibt, zumindest, meiner Meinung nach, keine "richtige" oder "falsche" Variante und niemand sollte für sich in Anspruch nehmen, die richtige (oder hochdeutsche) zu verwenden und alle anderen für falsch (oder dialektbedingt) zu erklären. Oder wie seht ihr das?


    Denkt ihr, dass eine von beiden Varianten richtig (im Sinne von ursprünglich oder hochdeutsch) und die andere falsch oder von der Norm abweichend (also mundartlich) ist und wenn ja welche und warum? Wie sprecht ihr selber R aus? Gerollt oder ungerollt, und welche Variante haltet ihr für die richtige? Sollte eurer Meinung nach eine als Standard gelten und wenn ja welche und warum? Welches ist eurer Meinung nach die "hochdeutsche" welche die dialektbedingte Variante. Gibt es vielleicht jemanden der sich damit (vielleicht im Studium oder in der Schule o.ä.) schonmal ausführlicher oder vielleicht sogar "wissenschafltich" mit beschäftigt hat und daher etwas mehr dazu sagen kann?


    Ich persönliche halte ja wenn überhaupt eher die ungerollte für die Standardvariante, zumindest im Deutschen, weil es glaub ich in den meisten Teilen Deutschlands (u.a. auch da wo ich herkomme) so ausgesprochen wird und auch bei der Synchronisation von ausländischen Filmen sollen die Sprecher meines Wissens nach nicht rollen, sofern ihre Rollen nicht irgendeinen bestimmten Akzent haben sollen. Ich habe jedenfalls in noch keiner einzigen Synchronfassung eines US-Films Hochdeutsch sprechende Charaktere rollen hören. Auch in deutschen Produktionen in denen die Hauptcharaktere Hochdeutsch sprechen rollen diese i.d.R. nicht. Fernsehmoderatoren von überregionalen Rundfunkanstalten i.d.R. auch nicht. Aus diesen Gründen war ich ziemlich empört/überrascht das man in bayrischen Schulen, in denen ja wie schon erwähnt ohnehin Hochdeutsch gesprochen werden sollte, zum Rollen gezwungen wird. In meiner Region, wo wie gesagt nicht gerollt wird, wird jedenfalls kein "Roller" gezwungen umzusatteln. Offensichtlich ist das in anderen Regionen anders, was ja suggeriert, dass die dortige Variante die richtige (hochdeutsche) ist und alles andere "falsch" (dialekt- und/oder akzentbedingt).


    Wie seht ihr das? Haltet ihr diese Vermessenheit für gerechtfertigt? Oder seid ihr wie ich der Meinung, dass es in dieser Hinsicht im Deutschen keine Standardvariante gibt. Würdet ihr euch einen solchen, ich nenn es mal Sprachchauvinismus gefallen lassen?
    Was habt ihr da für Erfahrung? Musstet ihr schonmal "umsatteln" weil ihr von der Schule oder anderen dazu gezwungen wurdet? Gibt es vielleicht welche unter euch, die das R rollen können obwohl sie es von Haus aus nicht tun.


    Was meint ihr würde passieren, wenn ein Schüler der Schule verwiesen würde, weil er sich dem widersetzt, und deshalb anschließend vor Gericht geht? Wie würde der Richter entscheiden?


    Man mag es als lächerlich empfinden über so eine "Banaliät" einen Thread zu eröffnen und ich hätte auch nicht gedacht, dass ich das jeweils tun würde, aber immerhin scheint Lehrern in einigen Teilen Deutschlands wichtig genug zu sein um ihre Schüler zum Üben zu verdonnern. Ich bin jedenfalls gespannt was ihr dazu zu sagen habt.

    An alle, die meinen, dass sie "wegen der Flüchtlinge" keine Arbeit, zu wenig Rente oder was auch immer haben: Ihr seid wie Homer!! und nicht nur deshalb ist diese Folge leider aktueller denn je!!

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  • Das Thema ist in der Tat gar nicht mal so uninteressant, jedenfalls für mich. In dieser Gegend (Südwestdeutschland) rollt man das R nicht, was sicher auch in der Nähe zu Frankreich zu begründen ist. Davon abgesehen kann ich persönlich gar kein rollendes R aussprechen, wenn ich das versuche, klingt es entweder ziemlich kläglich oder total übertrieben. ;)


    Grundsätzlich ist es ja positiv, wenn auch in der Schule der heimische Dialekt gepflegt wird, aber natürlich sollte der das Hochdeutsche nicht vom Stundenplan verdrängen. Spätestens, wenn man aus einer anderen Sprachregion kommt, fangen dann nämlich die Probleme an. Meinem Vater erging es so, als er in der Volksschule war - nach dem 2. Weltkrieg kam er aus Schleswig-Holstein hier her und hatte in der 1./2. Klasse ziemliche Probleme, den hiesigen Dialekt richtig zu verstehen und gleichzeitig auch noch zu lernen, korrekt auf Hochdeutsch zu schreiben.