4F11 | Homer und gewisse Ängste

  • P-Code: 4F11
    Englischer Titel: Homer's Phobia
    Deutscher Titel: Homer und gewisse Ängste


    Ausstrahlung USA: 16.02.1997
    Ausstrahlung DE: 11.11.1997


    Inhalt:
    Homer stöbert in einem Trödelladen herum. Dabei lernt er den jungen und charmanten John kennen. John gibt sich Homer gegenüber sehr aufgeschlossen, was diesem gefällt. Weniger gefällt ihm, was Marge dazu zu sagen hat: Sie weist ihn nämlich darauf hin, dass John homosexuell ist. Homer wirft John aus seinem Haus. Und dann bekommt er plötzlich Angst, dass sein Sohn Bart homosexuell sein könnte.


    Weiterführende Links:
    4F11 @ ULOC (D)
    4F11 @ SNPP (E) (Capsule)


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    Wie ich beim Review zu 4F01 schon sagte mangelt es in S8 wieder stärker an Episoden die wirklich etwas zu sagen haben bzw. die politisch/sozialkritische Inhalte vermitteln. 4F01 war eine Ausnahme da sie sich auf einem subtileren Level ernsthaft mit sozialen Fragen beschäftigt hatte und auch 4F11 ist wieder über dem oft zu parodistischen Staffel-Niveau da sie sich zwar humoristisch aber doch tiefergehend und im Endeffekt ernsthaft mit der Thematik der Homosexualität und den Vorurteilen gegenüber Homosexuellen beschäftigt wobei auch die stereotypen Szenen im Stahlwerk ein Mittel sind all diese Vorurteile in satirischer Weise zu zeigen.


    Bereits der geniale Originaltitel "Homer´s Phobia" ist ein Wortspiel mit dem Begriff "Homophobia" - also der irrationalen Angst vor Homosexuellen die sich in der Folge ja deutlich in Homers Verhalten wiederspiegelt. Homer hatte keine Probleme mit John bis er (nach einer etwas arg langen Leitung) dessen Veranlagung versteht und in seinem Denkschema sofort und automatisch als etwas "krankes" und absolut "unnatürliches" klassifiziert und damit die Rolle des klassischen und schwulenfeindlichen Amerikaners übernimmt und der Gesellschaft mal wieder den Spiegel vorhält (der US-Gesellschaft den satirischen Spiegel vorhalten war mal eine der wahren Größen der Simpsons vor dem Abstieg zum belanglosen Slapstick für Kinder.)


    Homer wird quasi zur intoleranten und bösartigen Anti-Figur der Episode, was von zahlreichen Fans in der Capsule auch kritisiert wurde. Dabei wurde aber IMO übersehen das Homer hier nicht Täter sondern Opfer der intoleranten Gesellschaft und seiner Erziehung und natürlich auch wieder des Gruppenzwangs (vergleichbar mit Nelson in 4F01) wird als ihn Moe und Barney immer weiter in eine Spirale der Intoleranz und zu einem unsinnigen "Männlichkeitsritual" (Töten macht einen zum Mann) drängen was Homer in seinem Denkschema nur bestätigt - er hatte ja bereits das Rauchen als echten "Beweis" für Männlichkeit gesehen. Das ist nicht sein Fehler sondern der der Gesellschaft.


    Die Tatsache das Homer von den Rentieren verletzt und gequält wird kann man als Entwicklung hin zur sinnlosen Homer-Quälerei der neuen Staffeln deuten aber hier sehe ich die Sache eher so das er durch den "Schmerz" und seine Rettung eine Lektion lernt (nämlich jene das ihm ein Schwuler das Leben rettet während sich seine "männlichen" Barkumpane feige verstecken, das also der Schwule ein besserer Mensch ist als seine normalen Freunde.) Außerdem enthält die Rentier-Szene mit dem Moment als Homer Bart hochhält und sich selbst für ihn opfert noch einmal das Grundkonzept der Folge in Symbolik: Homer will Bart um jeden Preis schützen - um nichts anderes geht es.


    Homer ist nicht bösartig und schwulenfeindlich sondern er mißversteht die Dinge und versucht Bart vor etwas gesellschaftlich "schlechtem" zu retten bis er am Ende seine etwas schmerzhafte Lektion lernt. Bart selbst bleibt bis zum Schluß der Folge völlig kindlich und unschuldig und unwissend was in der letzten Szene mit einem Moment der Erkenntnis nochmal genial deutlich gemacht wird.


    Das eine Folge mit einem derart radikalen Inhalt nicht unumstritten ist ist klar, in der Capsule ist zwischen A und F jede Note vertreten (ich empfehle die Kritiken zu lesen) und auch das Skript wurde von den Fox-Zensoren wohl recht stark kritisiert und es wurde umfassende Zensur verlangt aber Fox konnte dann wohl auf wenige Schnitt-Szenen runtergehandelt werden. Was ich in der Folge immer etwas kurios finde ist der Fakt das Marge sehr direkt mit Homer über Johns Homosexualität spricht während Lisa im Raum anwesend ist. In 3F22 hatte Marge Lisas "Gore Vidal"-Zitat noch sehr eifrig abgewiegelt um ihre Tochter vor sowas zu "schützen".


    Ich kenne die Folge im Original noch nicht, kann also nix dazu sagen wie John Waters die Rolle spricht, im Deutschen hört man ja mal wieder (wie üblich) Ivar selbst. Eine Folge die ich im Original kenne ist "Simpson and Delilah" wo ja Harvey Fierstein Homers Assistenten Karl (nicht Carl) spricht der ja auch homosexuell war und Harvey hat natürlich eine saucoole Stimme. Die Folge ist sowieso mit Sicherheit im Original weit besser (alle sind es) und eine Anspielung die klar verloren geht ist jene als Homer Bart fragt wo er das Shirt her hat und Bart antwortet "I dunno. Came out of the closet".


    Fazit: wieder eine der wenigen herausragenden S8-Folgen die echten Inhalt haben und sich nicht dem flachen Mainstream "Veräppeln wir Film/Serie" anschließen. Subtile Szenen und Symbolcharakter ist noch vorhanden und das Verhalten der Charaktere hält der US-Gesellschaft den Spiegel vor. Homer ist nicht böse als Anti-Charakter sondern er will Bart schützen, ist aber selbst ein Opfer der eigenen Gesellschaft. Eine durchaus gelungene Folge mit einigen ganz kleinen Schwächen, daher A-.

  • Ich finde die Folge super. Die Idee, dass man eine Folge über einen Jungen machen kann, der schwul werden könnte, ist klasse. Und dann Homer, der Angst um seinen Sohn hat. :))
    Ich finde das auch gar nicht abwertend gegen Homosexuelle. Die finden die Folge bestimmt genau so lustig.

  • Zitat

    Original von Chris_Pfeiler
    Wie ich beim Review zu 4F01 schon sagte mangelt es in S8 wieder stärker an Episoden die wirklich etwas zu sagen haben bzw. die politisch/sozialkritische Inhalte vermitteln.


    ...wieder eine der wenigen herausragenden S8-Folgen die echten Inhalt haben und sich nicht dem flachen Mainstream "Veräppeln wir Film/Serie" anschließen.



    Deine Kritik an der Folge kann ich nur zustimmen. Jedoch diesen zwei Kommentaren über die 8. Staffel versteh ich überhaupt nicht. Schau dir mal hier meine Reviews an und sag mir noch, warum du bei der Staffel 8 nicht an "Lisas geheimer Krieg" denkst, eine wirklich politik-kritische Episode - Frauen beim Militär und so weiter, oder denk doch an "Der beliebte Amüsierbetrieb"...
    Klar, viele Episoden haben nicht dieses erste Thema an sich, dafür aber eben alltägliches, wie Babysitten, Beziehungen (zwischen Simour und Edna) oder die Sache mit Frank Grimes!!! Das ist mindestens genau so viel wert!

    Strawberries cherries and an angel's kiss in spring
    My summer wine is really made from all these things

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  • Wie üblich muß ich zu dem Review zuerst anmerken, daß es bereits einige
    Jahre alt ist. Rechtschreibung und Satzbau sind nicht besonders und der
    Kommentar zu "Slapstick" in aktuellen Folgen bezieht sich natürlich auf
    Staffel 11 oder 12. An meiner Meinung zur Folge hat sich ansonsten aber
    nichts geändert, ich halte sie immer noch für herausragend in S8.


    Zu S8 generell: ich persönlich denke, daß diese Staffel qualitativ ein
    Rückschritt im Vergleich zu S7 war. In Staffel 7 hatten wir Folgen von
    extrem hoher Klasse, es war vielleicht die letzte Staffel, in der auch
    das klassische Konzept der denkanregend-offenen Gestaltung wirklich in
    Bestform funktioniert hat. In Staffel 8 sehen wir IMO tendenziell recht
    deutliche Schritte hin zu jenem unambitionierten Sitcom-Stil, der dann
    in S9 und den folgenden Jahren die Serie fast ruiniert hat.


    Das zeigt sich in verschiedenen Formen: häufige popkulturelle Parodien
    auf Material wie Bond, Rocky, X-Files, seltsame oder einseitige Charak-
    terisierung mit Abflachungstendenz, sitcomige Klischeemuster für Plots,
    recht abrupte und bisweilen punktlos wirkende Enden und anderes mehr.


    Das Grundmuster vieler Folgen in Staffel 7 (nämlich: das Individuum vs
    seine Gesellschaft, Nonkonformität vs Konformität) war in S8 zugunsten
    der leichteren Art bis auf einige Ausnahmen stärker zurückgenommen und
    auch die Subtilität hatte IMO oft an Klasse verloren.


    Ich will mich da jetzt gar nicht allzu detailliert zu einzelnen Folgen
    äußern, Meinungen sind unterschiedlich. Ich persönlich würde z.B. "The
    Itchy & Scratchy & Poochie-Show" als eine der herausragendsten Episoden
    der gesamten Staffel betrachten (wenn auch nicht ganz so gut wie S7 mit
    der vielschichtigen "The Day The Violence Died") aber dies zu erläutern
    würde jetzt hier zu umfangreich werden. Ein Staffelende wie "Secret War
    of Lisa Simpson" erscheint mir deutlichst schwächer als das Meisterwerk
    "Summer of 4 Ft 2" gerade mal ein Jahr zuvor.


    Natürlich gibt es auch einige sehr gute Folgen in S8 ("Lisa´s Date with
    Density", "Mysterious Voyage", "Poochie Show") aber wenn man gerade ein
    Jahr zuvor noch Material wie "Homediddly", "Bart Sells His Soul", "Lisa
    the Iconoclast", "The Day The Violence Died" "22 Shortfilms", "Much Apu
    About Nothing" und "Summer of 4 Ft 2" hatte, dann wirkt Staffel 8 allzu
    oft allzu unambitioniert. Sitcomige Gastvehikel wie Ian Maxtone-Grahams
    "Burns Baby Burns" tragen sicher auch zu diesem Eindruck bei.


    So gut Staffel 8 in einzelnen Folgen oder Momenten auch ist, im Gesamt-
    bild schwingt hier IMO schon ein bißchen der Stil von S9 und folgender
    Jahre mit rein - manchmal subtil, manchmal auch recht deutlich.


    Chris

  • Naja was will man viel hinzufügen an Kommentaren zur heutigen Episode. Sie gehört für mich einfach zu den Klassikern schlechthin und zeigt wie man eine Storyline auch gut gestalten kann mit demselben "Folgen-Schema" dass auch bei neueren Episoden meistens genutzt wird -> Vorgeschichte führt mit einer Handlung zur Hauptgeschichte -> dabei Verbindung zwischen Vorgeschichte/Hauptgeschichte nicht besonders groß.


    Hier in dieser Folge funktioniert das System einfach - es gibt natürlich auch andere Beispiele (älterer Episoden) die einem ans Herz gehen oder Klassiker sind weil es Alltagsgeschichten sind die familiäre Dinge behandeln. bei "Homer und gewisse Ängste" haben wir eben auch eine solche "Alltagsgeschichte" - Homer der Angst hat davor dass sein Sohn schwul wird und versucht dieses Problem zu bekämpfen.


    Das macht er natürlich auf die richtige Art und Weise -> lustig :)
    Beginnend natürlich auch schon in der Vorgeschichte mit dem "Rententopf" der Tief in die Erde hineinfällt, sind die Stahlwerkarbeiter natürlich absolute spitze.


    In diesem Sinne also...keep reaching for that rainbow!


    -manuel