Ich habe Staffel 9 jetzt mit einer eher ungewöhnlichen Folge begonnen. Der Eintrag aus dem Blog daher auch hier:
Hier ist nun also die Season Premiere von Staffel 9. Ich habe jetzt eine geradlinige und bodenständige Story gewählt, die die Handlungsfäden vom Ende von S8 nur am Rande aufgreift. Im Grunde wäre es aber eine Folge, die auch jemand ansehen könnte, der mit der Serie nicht vertraut ist. Sicherlich keine epische Episode, bei der man schon beim Schreiben eine Gänsehaut hat ;-).
Als direkte Parodie zielt es in Richtung Sportfilme und 80er BMX-Filme ab, satirisch kommen aber auch einige andere Elemente und Charakterbezüge vor. Ich weiß nicht, ob es qualitativ wirklich als Premiere der neuen Staffel geeignet ist, aber vielleicht ist ein solch lockerer Einstieg ja eine nette Idee - zumal die Staffel später noch deutlich ernster und "esoterischer" werden soll.
161. Rick & Mike & das Superbike
Die Folge beginnt mit Mike, der Rick in einer großen Tüte den Einkauf bringt und dessen leeren Kühlschrank auffüllt. In Ricks Haus herrscht ein ziemlich verwahrlostes Chaos und Rick selbst läßt sich seit einigen Wochen arg ungepflegt hängen. Mike macht sich Sorgen, bekommt aber dafür nur eine Bierdose nachgeworfen. Auch sein Versuch, Rick mit zwei Postkarten aufzumuntern, schlagen fehl. Eine der Karten stammt von Klaus und kommt aus London, die andere Postkarte (die bereits drei Wochen unterwegs war) stammt von Alex und kommt aus Bukarest. Der Satz darauf ist arg kryptisch, aber Mike meint, daß sie wohl recht gut allein zurecht kommt. Was Rick ebenfalls nicht aufmuntert und nur zu dem mißmutigen Kommentar "Weiber..." verleitet.
Mike schleift Rick aus dem ganzen Unrat im Haus nach draußen und bietet ihm an, daß sie zusammen zum Haus von Klaus gehen. Dieser hatte Mike vor seiner Abreise noch den Schlüssel zum Blumengießen gegeben. Die Aussicht, ungestört in all den kuriosen Sammlungen und Museumsstücken von Klaus zu wühlen, mobilisiert bei Rick zumindest ein klein wenig Interesse - unterstützt von einer obskuren Fantasie, was sich hinter manch verschlossener Tür verbergen könnte. Bevor die beiden aufbrechen, wird Mike aber noch Zeuge, wie sich Rick einen (nun täglichen) Kleinkrieg mit seinem Postboten liefert, der sich über den überquellenden Briefkasten beschwert hatte. Das bringt Mike noch mehr zu der Überzeugung, daß Rick dringend an die frische Luft sollte.
Daheim bei Klaus stellt sich die "Entdeckungsreise" in bester Indiana-Jones-Manier am Ende als wenig ergiebig heraus und Rick möchte gelangweilt wieder nach Hause gehen. Er findet jedoch einen dicken Aktenordner, in dem Klaus säuberlich etliche Seiten mit Preisausschreiben und Gewinnspielen aus den 70er und 80er Jahren gesammelt hat. Rick hat wegen seines Streits mit dem Postboten die seltsame Idee, all diese Gewinnspiele noch zu lösen und sie dann mit den uralten Adressen und Einsendeschlüssen per Post zu versenden. Das würde die Deutsche Post ganz schön durcheinander bringen und vielleicht sogar den gesamten "gelben Unterdrückungsapparat" zum Einsturz bringen (Muahahaha). Mike ist froh über jede Aktivität, die Rick aus seiner Lethargie holt, also setzen sich beide an die alten Preisausschreiben und versenden diese.
Eines der Preisauschreiben stammt aus dem Jahr 1983 und verkündet im Namen einer Fahrradfabrik aus der nahen Großstadt die Ankunft des neuen "Superbikes" aus den USA - BMX. Eine Karikatur zeigt Ronald Reagan als BMX-Champion. Beim Freirubbeln des Gewinnspiels hat Rick tatsächlich die gewinnverheißenden drei goldenen Fahradlenker, aber er steckt die Karte einfach achselzuckend in den Umschlag. Einige Tage später löst die Ankunft der Gewinnerkarte in der aktuellen Chefetage der Fahrradfabrik zuerst amüsiertes Gelächter aus. Als jedoch der Anwalt darauf hinweist, daß damals leider vergessen wurde, einen Einsendeschluß zu vermerken, und der Gewinner theoretisch noch immer das Anrecht auf das versprochene "Superbike" hat, kehrt Ernüchterung ein. Die Marketing-Abteilung hat jedoch eine Idee - warum diesen "Gewinn aus der Mottenkiste" nicht für Werbung verwenden? Der Gewinner soll einen kleinen Hindernis-Parcour mit einem BMX-Rad durchfahren, das Fernsehen überträgt, die Retro-Fuzzies sind begeistert und die neuen Produkte der (arg schlecht laufenden) Fabrik sind in aller Munde und lassen sich verkaufen.
So finden sich die späten Gewinner Rick und Mike schnell bei einer Pressekonferenz und bei einer anschließenden Führung durch die Fabrik wieder, in der nun aktuelle "Lifestyle-Bikes" hergestellt werden. Das neueste Fahrrad (das niemand kaufen möchte) ist daher bestückt mit allerlei Kram und Unfug, wie z.B. acht Festplatten für MP3s an den seltsamsten Stellen - inklusive einer als Luftpumpe getarnten Festplatte, die als Luftpumpe natürlich nicht funktioniert. Damit das völlig überladene Rad in Kurven nicht umfällt, ist außerdem ein elektronisches Balanciersystem eingebaut. All der Kram zieht soviel Strom ab, daß die Beleuchtung nur trübe flackert. Mikes kritische Frage, ob man nicht Räder bauen sollte, mit denen man einfach von A nach B kommt, wird von den umstehenden Presseleuten nickend kommentiert. Mike wird vom Sicherheitsdienst hastig zur Tür herauskomplimentiert.
Auch Ricks erste Fahrversuche mit einem BMX auf einer ziemlich simplen Strecke stellen sich arg mißlungen dar, zumal es Rick auffallend an Kondition mangelt. Er bekommt eine Ladung Pillen und Pülverchen zum Aufbau überreicht. Seine skeptische Fragen, was der Haufen Pillen denn mit Radsport zu tun hat, wird mit allgemeinem Gelächter beantwortet. Die Chefetage ist in jedem Fall nicht begeistert von dem, was sie sehen. Das Marketing hat eine neue Idee: was ist als Werbung noch besser, als den BMX-Gewinner siegen zu sehen? Ganz einfach: den BMX-Gewinner verlieren zu sehen. Auf die Weise erkennt jeder, warum man nicht mit alten Rädern fahren sollte. Und Rick, der auf die Schnauze fällt, wäre ein perfektes Kaufargument für das elektronische Balanciersystem im neuen Produkt. Die Ideen schaukeln sich weiter auf und am Ende wird entschieden, daß Rick vor den Kameras einer Retro-Show im Privatfernsehen auf einem gefährlichen Experten-Parcour gegen einen Champion im Zeitrennen antreten soll.
Rick hat sich inzwischen entschlossen, die Sache ernsthaft anzupacken und es allen Zweiflern zu zeigen. Er spült die Pillen "zum allgemeinen Wohl" in der Toilette runter (mit negativen Folgen für Flora und Fauna im Fluß) und macht sich dann musikalisch in einer Rocky-artigen und Sportfilm-Klischees zitierenden Szenenmontage an das Training. Tatsächlich wird er nach Rückschlägen auch immer besser und sicherer mit dem Rad und ist als Könner schnell Stadtgespräch. Was den Leuten aus der Chefetage nicht gefällt, da die ganze Kampagne bereits mit Rick als Verlierer am Anlaufen ist. Als Gegenspieler von Rick beim Rennen konnte man den BMX-Vize-Champion 1984 verpflichten. Dieser hat leider etwas an Gewicht zugelegt, versichert aber arrogant, daß er weiterhin jeden besiegt und nur den Champion 1984 zu fürchten hätte.
Als der große Tag des Rennens gekommen ist und die Fernsehleute vor Ort sind (wir sehen einige seltsame Szenen aus einer Kauf-mich-80er-Jahre-Merchandise-Show) entdeckt Rick, daß der Parcour vollkommen umgebaut wurde und es jetzt etliche Hindernisse gibt, die eine ernsthafte Gefahr darstellen - inklusive solcher Nettigkeiten wie dem "Megasprung" über einen Teich voll mit undichten Giftmüllfässern. Mike rät Rick zum Rückzug, aber dieser möchte es sich nun selbst und allen anderen beweisen. Der dicke Vize-Champion ist erstaunlich sicher auf dem BMX und Rick hat Probleme. So schrammt er einige Male nur knapp an einem Sturz vorbei und hat mit Sabotage an Rad und Kurs zu kämpfen. Am Ende läuft es auf das letzte Rennen hinaus und Rick ist durch den zeitlichen Rückstand entmutigt. Mike drängt ihn aus Sorge zum Aufgeben. Gerade als Rick die Jury darauf ansprechen möchte, tauchen Klaus und Randolf auf. Beide tragen bunte Matrosenanzüge. Als der Vize-Champion in Klaus den BMX-Champion von 1984 erkennt, bringt ihn das so aus dem Tritt, daß er das erste Hindernis gleich versemmelt und in einer Dornenhecke landet.
Rick hätte theoretisch bereits gewonnen, aber er fährt dennoch den ganzen Parcour und meistert jedes Hindernis. Die Chefetage der Fahrradfabrik weist jede Anschuldigung zurück, aber als Mike einen ganzen Lastwagen präsentiert, der voll mit T-Shirts ist, die Rick als Verlierer "vermarkten", geben die Chefs klein bei. Wenn davon nichts an die Öffentlichkeit dringt, bekommt die Stadt eine hochwertige BMX-Rennstrecke von der Fabrik bezahlt. Rick willigt ein. Als er Klaus und Randolf fragt, wo die beiden herkommen und warum sie solch seltsame Klamotten anhaben, meint Klaus nur, daß das eine andere Geschichte ist, die er gerne ein andermal erzählen wird. Rick hat sich entschlossen, endlich bei sich zuhause aufzuräumen, weil ihm Alex sonst sicherlich in den Hintern treten wird, sobald sie zurück ist.
Klaus meint achselzuckend, daß es in jedem Fall gut sei, daß die Kinder der Stadt nun endlich einen ordentlichen BMX-Parcour bekommen. Wir sehen den neuen Parcour einige Wochen später mit großem Einladungsschild - aber völlig leer stehend. Drei Kinder kommen auf ihren Segways auf einem geteerten Spazierweg vorbei und halten kurz an. Sie betrachten das BMX-Schild achselzuckend und fahren dann mit ruckelndem Summen weiter.
=> Sportfilm-Parodie, Mediensatire
Was meinen die Leser? Ist es in Ordnung, die Staffel mit einer solchen Folge zu beginnen oder sind es Vorzeichen einer neuen Staffel, die den sitcomigen Niedergang der Serie erleben wird?