JABF04 | Mit gespaltener Zunge

Okely-Dokely, hier mal wieder ein Review zu einer aktuellen Folge.

Fangen wir mit den negativen Aspekten an.

Es geht in der Folge passend zum Titel von OV und DV um Lisa, die von sich behauptet, indianischer Abstammung zu sein. Nein, eigentlich geht es um ein cartooniges Großfeuer in Springfield. Nein, eigentlich geht es um Bart, der einen Führerschein bekommt. Nein, eigentlich geht es um Sidekick Bart, der Homer lustig herumfahren muß. Nein, eigentlich geht es um Bart, der eine neue Freundin hat, die schwanger ist. Und eigentlich ist Jazz wie diese neue Cola. It´ll be around forever.

Kurz gesagt geht es eigentlich nur darum, 20 Minuten irgendwie mit Material zu füllen, das im besten Fall lose miteinander verflochten ist. Daß von diesen Storystückchen vieles altbekannt ist oder sich aus Standardmustern bedient, trägt sicher zum Problem bei: Konflikt für Lisa, Sidekick-Bart für Homer, Bart fährt Auto, Vorspannparodie, lustige Nachbarstadt von Springfield, Bart hat wieder mal Freundin.

Daß ein 10-jähriger als Ehemann fungieren soll, ist eine auffallend schräge Idee, aber hier nicht das Hauptproblem. Die von Gast Natalie Portman durchaus gut gesprochene Darcy hat gerade noch etwa 8 Minuten Laufzeit übrig und stellt sich als arg holpriger Charakter zwischen nettem Mädchen, Naivchen ("He went back to Norwegia") und Nervzicke ("I want strawberries...") dar. Das könnte man nun sicherlich auf ihren Zustand schieben, andererseits aber auch auf Zeitmangel und eher stereotype Autorenarbeit ohne echten Tiefgang.

Der Subplot mit Lisa ist nett und interessanter, kommt aber zumeist kaum zum Tragen. Die rasche Auflösung der zum Schluß hin recht soap-artigen Haupthandlung (der konservative Unterton, daß Darcy jemanden heiraten *muß*, weil sie schwanger ist, ist seltsam) soll vermutlich eine Parodie auf derlei Stories darstellen. Sonderlich gut klappt es aber IMO nicht, der Schluß wirkt eher wie ein schneller Ausweg aus allen Überfrachtungen der Story.

Kommen wir zu den positiven Aspekten.

Im Detail hat die Folge sicherlich manch nette Idee, die sich vom üblichen Einerlei abhebt. Kein Veranstaltungsbesuch mit Gagreihe, kein neuer Job für Homer, keine Gefahrensituation nach Schema F. Homers Auftritte sind halbwegs zurückhaltend, aber in der Regel leider wieder nur auf Pausenclown beschränkt. Wir haben durchaus nettere Gags im kleinen Rahmen, man achte z.B. auf Ralphs Kostüm beim US-typischen Heritage Day. Ich mag sogar den Schluß, der mit Bart und Homer wieder einen kleinen Storybogen zurück schlägt.

Das Problem sind weniger die Ideen im Einzelnen, sondern einmal mehr die Tatsache, daß alles in knapp 20 Minuten verrührt wird. Ich hätte gerne mehr über Lisa und den Hitachi-Stamm gesehen und trotz der Schrägheit auch gerne mehr über Bart und Darcy. Gerne auch deutlich weniger bekannte Gags über "Flaming Smithers" und den Unterschied zwischen Ketchup und Catsup. Auf die Weise hätte man wirklich mehr aus der Episode machen können. Oder sollte ich besser sagen aus den zwei Episoden?

Fazit: im Prinzip nicht uninteressanter Ansatz für zwei Stories, die aber in zuwenig Laufzeit zusammengeworfen werden und gerade bei den Auflösungen einen sehr halbgaren Eindruck machen. Viele bekannte Muster stehen guten Ideen, netten Dialogen und schöner visueller Umsetzung gegenüber. Schade. Potential für mehr, aber in dieser Form doch nur freundliches Mittelmaß. Note 3.

Chris

Fand die Folge nicht übel, allerdings auch nicht überragend - dazu wirkte der Plot viel zu ziellos und unzusammenhängend. Die Idee mit Bart und seinem "legalen" Fahrausweis war witzig (bei der Szene, bei der Bart - analog zur Anfangssequenz - mit dem Auto von der Schule nachhause fährt, habe ich seit langem bei einer neuen Simpsons-Episode wieder einmal richtig lachen können), dass er eine 15-jährige als Freundin hat, die ihn heiraten will, war aber schon etwas überdreht (wenn auch noch knapp akzeptabel).