JABF02 | Beste Freunde

Seit langem mal wieder eine recht annehmbare Episode.

Die Hauptstory wird gradlinig geführt und die letzte Szene ist mal wieder logisch. Das hatte ich lange bei den neuen Episoden vermisst. Klar, dass Ende mit Höhlenflutung, etc. ist etwas hektisch und wirr, aber da kann man ruhig rüber hinweg sehen.

Auch entspricht Nelsons letzter Satz (Haha, ich habe dein Herz berührt.) endlich mal wieder klassischen Simpsons-Dialogen. Von der anderen neuen Episoden hätte ich da eher etwas wie "Bart ist schwul, Haha" oder so etwas unsinniges erwartet.

Auch die Nebengeschichte mit Lisa und ihrem Buch hat mir gut gefallen. Endlich wurde Homer mal wieder als fürsorglicher Vater dargestellt, der probiert seine Tochter die Härte des Lebens erstmal vorzuenthalten. Seine Version ist zwar übertrieben, aber passt trotzdem gut in's Bild, des nicht ganz cleveren aber dennoch liebenswerten Vater.

Meine Wertung: 2

Mit Verspätung hier noch das Review zur Folge von vorletzter Woche. Sie hat sich durchaus eine genauere Betrachtung verdient, so here we go.

Fangen wir mit den positiven Aspekten an.

Mit JABF02 sehen wir nach "Sleeping With The Enemy" aus S16 erneut eine Folge aus der beliebten Reihe "Die Leiden des jungen Nelson". Und es ist ein interessantes Phänomen, daß gerade diese Folgen (die Nelson durchaus mehr Tiefgang zu geben versuchen) selbst in fortgeschrittener S1x immer noch erstaunlich gut funktionieren und geradezu klassisch wirken.

Hierbei ist sicher hilfreich, daß die Autoren den Humor auch merklicher zurücknehmen bzw. Menge und Art des Humors dem Plot anpassen. Es ist ein qualitativ deutlicher Unterschied zur vorherigen Moe-Folge, bei der jede zu ernstere Szene sofort Haudrauf-mäßig korrigiert wurde. Wäre dies auch bei der heutigen Folge gemacht worden (z.B. über einen plumperen Subplot mit Homer) hätte es deren Wirkung auch deutlicher eingeschränkt. Es ist stets ein Glücksfall in diesen Tagen, wenn die Autoren mit der Kenntnis schreiben, daß das OFF-Universum mehr enthält, als nur reine Comedy.

So fügt sich denn auch der geradezu wunderbare Subplot mit Lisa und Homer sehr schön in diese gesamte Story ein und ergänzt die Handlung, ohne ihr grundlos Zeit wegzunehmen oder 20 Minuten halt "irgendwie" zu füllen. Man möchte keinen der beiden Plotfäden missen. Scheinbar hat der Subplot wohl auch popkulturell irgendwas mit Harry Potter zu tun, was ich aber mangels Kenntnis nicht einschätzen kann. Er klappt in jedem Fall auch ohne diese Vorkenntnis gut und genau das ist doch das Erfolgsgeheimnis klassischer Referenzen.

Bei genauerer Betrachtung weist diese heutige Episode auch noch weitere Parallelen zu ihrem Vorgänger "Enemy" auf. So haben beide einen Subplot mit Lisa-Bezug, der passend zur Hauptstory einen eher ernsten Unterton vertritt. Ging es bei "Enemy" um Schlankheitswahn, so geht es bei JABF02 um den Umgang mit dem Thema Tod bzw. darum, wie Kinder darauf reagieren. Das wird dank Homers schön geschriebener Rolle nie zu düster, hinterläßt aber doch einen dauerhafteren Eindruck, als übliche Parodien.

Humoristisch ist die Folge zurückhaltend, aber durchaus gut geschrieben. Man denke an Gags wie die Bullies, die das B-Wort sagen dürfen und auch an Homers Story ("Moustache Power..."). Den Faggot-Gag kann man an sich als doof betrachten oder aber er wird durch die Übererklärung doof - das ist sicher Geschmackssache. Nötig war er IMO nicht (was hat die deutsche Synchro daraus gemacht?). Besonders erwähnenswert ist die gute Leistung von Nancy Cartwright als Sprecherin von Bart und Nelson.

Kommen wir zu den negativen Aspekten.

Und hier fällt eine weitere Parallele zu "Enemy" auf, nämlich, daß der vorher bodenständige und alltagsbezogene Plot zum Schluß hin etwas arg auf "schrägen" Humor zurückgreift. War es bei der vorigen Nelson-Folge die Zirkus-Auflösung über den Verbleib des Vaters, ist es hier die arg typische Gefahrensituation mit eher unpassenden Gags über tote Taucher und vermenschlichte Tintenfische. Der Schluß funktioniert trotzdem gut, aber hätte auf andere Weise vielleicht besser geklappt.

Ein zweiter Punkt betrifft Nelsons Charakterisierung, welche auf NHC in ihrer Labilität und Weinerlichkeit durchaus kritischer betrachtet und als "Wussbag Nelson" bezeichnet wurde. Tiefgang jenseits seiner Bully-Klischeerolle ist eine feine Sache, allerdings teilweise auch wieder Geschmackssache und mit der Tendenz, eher einseitig zu werden bzw. Nelson zu sehr in die "obskure" Ecke zu stellen. Zum Teil hätte etwas mehr Einfallsreichtum bei den Dialogen sicher auch geholfen.

Fazit: durchaus schöne Charakterfolge und eine der besten der Staffel, speziell auch dank des Lisa/Homer-Subplots. Sicherlich kein "Gagfest" der gelben S1x-Art, aber genau das macht die Wirkung aus. Gerne mehr davon, aber nun nicht mehr unbedingt mit Nelson-Thema. Ein paar etwas unpassende Gags und ein etwas zu "üblicher" Schluß der Haupthandlung, inklusive nachgesetztem Homer-Gag, aber das sind eher harmlose Punkte. In jedem Fall ein Semi-Klassiker, für aktuelle Verhältnisse Note 1-.

Chris

Endlich wieder mal eine gute Folge. Auch bei genauerer Betrachtung gibt es m.E. nichts, was es an dieser Folge zu bemängeln gäbe. Und endlich gab's auch mal wieder einen "normalen" Homer in der Rolle des Familienvaters zu sehen. Weiter so!