[Spoiler] S17 - Kurzkritiken VI + Gesamtbild

  • Sehen wir uns mit leichter Verspätung noch die beiden letzten Folgen von S17 an. Nun hatten mir ein paar der vorherigen Folgen doch wieder ganz gut gefallen und ich hatte wieder Hoffnung für S18. Leider können die beiden Abschlussfolgen der Staffel die Qualität aber nicht halten und unterstreichen die zu zahlreichen Probleme von S17. Das ist schade. Hätten die beiden Folgen besser funktioniert, wären meine Erwartungen in Richtung S18 vielleicht doch etwas positiver ausgefallen.


    HABF14 The Monkey Suit


    Ein als Satire durchaus gutgemeinter Versuch, der aber IMO an mehreren Stellen deutliche Probleme hat. Das Thema an sich (obwohl für Europäer nur wenig nachvollziehbar) hat Potential für eine ambitionierte Kritik an den religiös/gesellschaftlichen Verhältnissen in den USA. Umso mehr stört die eher halbgare Umsetzung der Idee. Ein Problem betrifft dabei wieder die Laufzeit - kompletter Vorspann, langer Couchgag und etliche Minuten an Gags, die absolut nichts mit der Handlung zu tun haben.


    Es vergehen in der Tat über 8 Minuten, bis das Wort "Evolution" zum ersten Mal überhaupt zu sehen ist (auch die Qualität der Füllgags in dieser Zeit ist eher gering). Und wenn Marge es amüsant findet, wenn Maggie mit einem Schnappmesser spielt, dann ist das einmal mehr ein Beispiel für schwachen Gag über klassische Charakterintegrität.


    Die Qualität verbessert sich etwas, als der satirische Teil der Folge beginnt - nur hat der leider zuwenig Zeit. Die Ansätze sind nett und haben durchaus ansprechende Momente, im Gesamtbild wirkt die Satire aber oft arg plump. Lisas Dialogzeilen scheinen einmal mehr zu oft wie Text, den sich erwachsene Autoren ausdenken, die ein liberales Vehikel brauchen (inklusive des Vorzitierens der Moral am Schluss).


    Was ist nur aus der klassischen Qualität geworden, mit und durch Lisa die richtigen Dinge denkanregend aus kindlicher Perspektive zu sagen? Im Gesamtbild eine Folge mit netten Ideen, seichter Satire und einem hastigen und plumpen Schluss. Es wäre soviel mehr möglich gewesen.


    HABF16 Marge and Homer Turn A Couple Play


    Trotz geringer Erwartungen hatte ich immer noch auf eine positive Überraschung gehofft, waren doch Season Finale in den vergangenen Jean-Jahren immer irgendwie herausragend (sei es nun als wirkliche Satire oder als Charakterfolge). Man hatte in der Tat den Eindruck, die Autoren legten Wert auf ein gutes Finale. Was sich die Autoren bei HABF16 als Finale gedacht haben, ist mir jedoch absolut unklar.


    Langer Vorspann, langer Couchgag, OFF gehen zu einer Veranstaltung. Irgendwelche Charaktere tun irgendwas ohne echte Motivation. Dann steht ein prominenter Kurzzeitcharakter vor Homers Haustür, um ihn um Hilfe zu bitten. Charaktere werfen sich gegenseitig Stichwörter für Comedyszenen und gekünstelte Dialoge zu. Kabbeleien und kleine Krise zwischen Homer und Marge. Lustige Szene mit Duffman. Oh yeah.


    Im Endeffekt bleibt ein generischer Haufen Sitcom übrig, der sogar visuell und akustisch seltsam unambitioniert wirkt (man vergleiche das nur mal mit dem ursprünglichen S16-Finale "Girl Who Slept Too Little"). Die Kurzzeitcharaktere bleiben allzu flach und sind dabei auch optisch und akustisch Standardkost. Und selbst das satirische Potential zum Thema "Sex sells" in der Popindustrie geht unter bzw. ist nicht mal als solches gedacht. Schwächstes Jean-Season-Finale überhaupt und irgendwie bezeichnend für den Stil der Staffel.



    Zu S17 im Gesamtbild: leider konnte die vielversprechende Qualität von S15 IMO nun schon ein weiteres Jahr nicht mehr gehalten werden. Der damals noch teilweise frischer wirkende Jean-Stil trottet immer mehr zurück in alte Probleme und Standardmuster. Ich würde nun sogar sagen, daß S17 nochmals leicht schwächer war, als S16. Hatten wir im vorherigen Jahr zumindest noch satirische Ambitionen (etwa in Folgen wie "Marrying" oder "Holy Guest Star") wirkt S17 über weite Strecken fast noch desinteressierter. Es sind ein paar Ausnahmefolgen da, die sind aber viel zu selten, um als Gesamtbild zu überzeugen.


    Es wurden verschiedene Fehler gemacht und viele davon immer wieder. Die Staffel wurde schon mit "Bonfire" mit einem Haufen Plattquark begonnen und wurde trotz Kritik daran mit "Couple Play" mit einem ähnlich gestrickten Machwerk beendet. Dazwischen gab es wieder und wieder die gleichen Muster, siehe die Homer/Marge-Ehekrise. Das ist wie mittlerweile üblich nur noch ein Mittel zum Comedyzweck und hat mit klassischen Aspekten der "Fast Lane"-Art nichts mehr zu tun.


    Ansonsten viel Füllmaterial und schwache Running Gags wie Catlady, öde Sideshow-Mel-Monologe und das langgezogene Jammergeräusch von Homer. Die Charakterisierung hat merkliche Probleme, die sich nun wieder deutlicher zeigen, als noch in anderen Jean-Jahren: gerade Marge und Bart waren diese Staffel seltsam flach, bei Homer ist es ein ständiges Schwanken zwischen sympathisch und unsympathisch und bei Lisa das übliche Mini-Erwachsenen-Blabla-Problem. Viele andere Charaktere erfüllen nur noch stereotype Comedy-Funktionen am Rande, wobei einige Lenny/Carl-Szenen zugegeben recht amüsant waren.


    Die IMO besten Folgen der Staffel:


    The Girl Who Slept Too Little
    My Fair Laddie
    The Seemingly Never-Ending Story
    Girls Just Wanna Have Sums


    Die IMO schlechtesten Folgen der Staffel:


    Bonfire of The Manatees
    The Last of The Red Hat Mammas
    We´re on The Road to D´oh-Where
    Marge and Homer Turn A Couple Play


    Dazwischen jede Menge Mittelmaß mit netter Comedy und wenig dahinter, plotarme Anreihungen von Gags und Referenzen und popkulturelle Späße, die in ein paar Jahren niemanden mehr ansprechen.


    Alles in allem kein besonders zufriedenstellendes Ergebnis. Die Frage ist, woher die Probleme kommen. Vielleicht wäre es nun tatsächlich an der Zeit für einen neuen Executive Producer. Wir werden sehen.


    Weitere Kommentare zur Staffel wären interessant.


    Chris