JABF06 | Homerazzi

Ein kurzes und holpriges Review zur gestrigen Folge:

Fangen wir mit den positiven Aspekten an.

Und hier fällt auf, daß JABF06 trotz ihrer Standardformel über Homers neuesten Job und trotz der sehr häufigen Verwendung von Meta-Scherzen und Bezügen auf das nun eher in sich geschlossene Serienuniversum eine durchaus unterhaltsame Episode geworden ist. Sie zeigt dabei trotz der netten Ansätze zum Thema Prominente und Privatsphäre jedoch IMO in der Regel weniger ein Bild der Realität, sondern "lebt" hauptsächlich von Selbstbezügen auf sich und die lange Seriengeschichte.

Das zeigt sich in zahlreichen großen und kleinen Auftritten beliebter und weniger beliebter Gastcharaktere - inklusive Figuren wie Captain Lance Murdock, Lurleen Lumpkin und einem Jon-Lovitz-Double, das ganz nebenbei auch von Jon Lovitz gesprochen wird. Selbst der Auftritt der Gaststars aus der realen Welt in der Wäschereiszene ist wieder nur ein Rückbezug auf die Seriengeschichte (und bis auf wenige Ausnahmen hier leider stark auf S1x-Auftritte beschränkt.) Die kurze Szene mit den Ullman-Simpsons von 1987 unterstreicht diese Absicht der Folge noch.

Die Handlung ist dünn und in den meisten Bereichen vorhersehbar (wer hat den Gag mit den Frauen und Moes Kamera nicht kommen sehen?), aber sie funktioniert irgendwie. Das mag ein ähnliches "Phänomen" sein, wie im Fall von "Strummer Vacation" - auch die ist objektiv gesehen wenig einfallsreich, unterhält subjektiv aber dennoch gut. Viele Einzelgags in JABF06 sind gelungen, man denke an Homer und Maggie beim Autofahren und an Homers Promifotos vom Schluß - inklusive Mel beim Flaggenessen. Auch der imposante Couchgag verdient natürlich Erwähnung, wobei seine Funktion ebenfalls auch die eines Zeitfüllers ist.

Kommen wir zu den negativen Aspekten.

Und auch hier muß natürlich die Abgeschlossenheit des Erzählformats genannt werden. Die Serie ist leider viel zu sehr nur noch mit sich selbst und ihrem (Meta-)Universum verbunden, in dem es völlig normal ist, daß ehemalige Gaststars aus Wäschereien kommen, sich Betty White nach Maggie und SLH erkundigt und die Prominenten der Stadt allesamt bestens mit Homer bekannt sind. Das ist für eine solche Folge amüsant, hat aber mit der satirischen Alltagsbetrachtung klassischer Jahre im Grunde kaum mehr etwas zu tun. Die satirischen Ansätze bleiben daher brav, da für eine schärfere "Analyse" der realen Welt kaum Platz ist.

Einige Gags gehen daneben, man denke an Homer und seine Medikamente oder die arg cartoonige Szene mit dem Seil im Hubschrauber (was auch stimmlich etwas seltsam von Dan dargeboten wird.) Irgendwie unpassend fiel mir auch noch die Titulierung von Rainier Wolfcastles Braut als Maria Shriver Kennedy Quimby auf. Warum bricht man an der Stelle mit der Serienrealität und nennt Figuren nach realen Inspirationen? Und wenn Homer bei seinem ersten Date mit Marge (also 1974) tatsächlich ein Star-Wars-Parfüm benutzt hat, dann war das schon ziemlich frühes Merchandise ;-). Kontinuität und Logik sind inzwischen Nebensache.

Fazit: unbedeutende, aber amüsante Folge mit manch netten Einfällen. Im Grunde unter der Oberfläche IMO weniger eine Satire über konkrete Themen wie Papparazzi und Boulevardblätter, sondern mehr ein einziger großer Metascherz über Serienuniversum und Seriengeschichte. Für eine Handlung ist das im Endeffekt aber zuwenig, daher besseres Mittelmaß - was aber hier durchaus als positive Überraschung gemeint ist. Note 3+

Chris