Beiträge von Chris_Pfeiler

    Um zu dem Thema auch mal wieder etwas zu sagen, hier ein älterer Beitrag von mir, der an anderer Stelle eigentlich recht beliebt war. Mal sehen, wie er in einem eher "modern" ausgerichteten Forum ankommt ;). Die Argumentation ist sicherlich nicht wasserdicht, aber vielleicht ist der Text ein guter Ansatz für etwas Diskussion zum Thema.


    Um mal wieder zu meinem so beliebten Thema „Zugang zur Vergangenheit“ zurückzukommen: sehr viele Leute, die das 21. Jahrhundert als Maß aller Dinge sehen, werden einem natürlich versichern, daß es unmöglich ist, wirklichen Zugang zum Denken und Sein von vergangenen Jahrzehnten zu bekommen. Es ist vorbei, 30 JAHRE HER, das Hier und Jetzt und das „sich verkaufen“ zählen allein, alles andere ist Klischee, rosarote Brille oder nostalgisch-manipulative Verzerrung und Verblendung.


    Ich habe argumentiert, daß es Wege zurück gibt und daß man für sich in seinem Inneren durchaus in Kontakt mit dem Sein, Denken und Fühlen jener Zeiten treten kann. Der Weg kann über originale Technologie führen, der Weg kann aber auch z.B. über Zeitschriften oder gar Comics führen. Über diese Zeitschriften, ihre Art, ihre Redakteure, Beiträge, Leserbriefe, Anzeigen, Gedanken, sogar ihre Werbung, kann man durchaus in einen Kontakt mit dem Damals kommen, der die Gedankenwelt und die Umwelt jener Zeit weit besser reflektiert, als irgendwelche Klischees und Kommerz-Nostalgien.


    Das Kontrastprogramm dazu sind natürlich aktuelle Hochglanz-Magazine des Jahres 2010 und der Vergleich kann einem oftmals erschreckend vor Augen führen, in welch dunklen Zeiten wir leben. Nur zwei Beispiele, für aktuelle Hefte, die ich mir in den letzten Wochen gekauft habe, zum Teil aus Langweile im Krankenhaus. Einmal die Chip und einmal die PC-Games. Was gibt es zur Chip zu sagen?


    Übliche Gigabyte-Schreibe, völliges Desinteresse an der grundlegenden Frage „Warum?“ und am Funktionieren von Technik, bunte Bildchen mit bunten Bildchen drauf und Anleitungen, wo man denn zu klicken hat, geschniegeltes und uninspiriertes Bequemlichkeits-, Leistungs- und Perfektionsdenken in vielen Artikeln. Im Grunde ist letztlich alles nur dasselbe mit fehlender Diversifikation bei Rechnersorten und Betriebssystemen und Denkansätzen zur Technologie.


    Ich bin es aus alten Tagen irgendwie noch gewohnt, daß ein Vorwort eines Redakteurs irgendwelche interessanten Ideen oder Fragen enthält, hier stehen im Vorwort nicht mehr als ein paar Werbesprüche für zu vermarktende Trends und HD-Fernsehen (nach dem Schema „Wie konnte man nur jemals ohne auskommen?“), natürlich gepaart mit dem derzeit wohl hyperaktivsten Indoktrinierungssschema Fußball.


    Da lobe ich mir doch stets die Klopapier-Zeitschrift Computer-Flohmarkt (CF) – ich habe mir jetzt daheim mal wieder die älteren Ausgaben aus der Mitte der 90er rausgesucht. Da findet man beim Lesen wenigstens Ideen und Inspiration und nicht nur Vorgaukelung von Information.


    Wobei man leider auch am CF den Niedergang im Laufe der 90er in Richtung 21. Jahrhundert feststellen kann. Gab es in früheren Jahren noch Vielfalt und Auskunft und Aufgeschlossenheit für alle Rechner vom 1-KB-Sinclair über Atari und Amiga zum 286er und weiter, wendete sich das Klima ab etwa 1998 immer mehr in die Richtung einer „Habt ihr Primitiv-Anwender hinter dem Mond den Knall immer noch nicht gehört und euch zeitgemäße Standard-Hardware gekauft?“-Gleichschaltung.


    Die PC-Games dümpelt halt auf dem üblichen Niveau dahin, mir sagen da viele Sachen natürlich zugegeben auch nichts mehr, es amüsiert mich nur dezent, wenn Hardwareanforderungen wie 3,4 Ghz für irgendeine Daddelei stehen. Wenn ich für jede Abbildung einer gezückten Waffe pro Heft einen Euro bekäme, könnte man wohl gut damit einkaufen gehen. Bei manchen Ausgaben könnte das Spiel sogar mit den Bildern von dicken Möpsen und Ausschnitten funktionieren.


    Der fast schon historische Leserbriefonkel Rainer Rosshirt scheint in den letzten Monaten scheinbar die Vorgabe zu haben, beständig darüber abzulästern, daß er es nicht mehr hören kann, wenn Leute behaupten, daß früher irgendwas besser war oder von „guter alter Zeit“ reden. Man muß sich dazu eigentlich nur vor Augen halten, welche Zielgruppe und Mentalität das Magazin bei Lesern benötigt. Außerdem sollte man Rainer Rosshirt auch über die Jahrzehnte gelesen haben, gerne zurück bis zur Playtime. Zu den Dingen, die er nicht mehr hören wollte, gehörten u.a. schon Leute, die am Amiga festhalten wollten, Leute, die sich darüber beschwerten, daß Spiele nun schon 486er zum Laufen brauchen oder Leute, die nicht auf den segensreichen Windows-95-Zug aufsprangen und länger als „erlaubt“ an DOS festhielten. Seine Seitenhiebe auf alle dem großen Markt „Unangepassten“ haben also deutlich Tradition.


    Die 21st Century Mülltüte des Monats dürfte es aber vielleicht verdientermaßen für Folgendes geben: in einer der vorherigen Ausgaben der PC-Games wurde der Vulkan, der für die umfangreichen Flugausfälle verantwortlich ist, von einem der Fachredakteure als „finnischer Vulkan“ bezeichnet. Diese geografische Diskrepanz fiel dann doch einigen Lesern auf, die dazu Mails schrieben. Standard-Kommentar von Rainer Rosshirt: „Wer ohne nachzudenken und Google zu benutzen den Unterschied zwischen Finn- und Island kennt, gewinnt meine Hochachtung, wird Klugscheißer des Monats und ich leg noch einen Sonderpreis drauf.“


    Was ist daran erschreckender? Die unverblümte Verachtung für grundlegendes Allgemeinwissen? Oder die Tatsache, daß Nachdenken/Wissen und Google benutzen scheinbar gleichwertig sind?


    Und ich frage mich einfach immer auch, ob solche Dinge nicht exemplarisch dafür sind, daß der ganze überkandidelte Digitalkram und die vermeintliche Perfektion in einem sehr krassen Gegensatz zu dem stehen, wie sich die Menschheit ideell und moralisch und geistig entwickelt. Man könnte jetzt sagen, daß es Unfug ist, Schlüsse aus irgendwelchen Hochglanzmagazinen zu ziehen, aber vielleicht sind es ja gerade die Facetten, die hinter die Dinge blicken lassen. In den 70ern und frühen 80ern, die man nun mit irgendwelcher Nostalgie und Belanglosigkeit verbindet, vermitteln der Inhalt, die Nachdenklichkeit und Detailfreude in Zeitschriften jedenfalls ein anderes Bild vom Zeitgeist.


    Es mag heute extrem schwierig sein, jemandem verständlich zu machen, warum das Arbeiten mit einem Rechner mit 16 KB RAM erfüllender sein kann, als auf irgendwelchen stylischen Icons und Markenprodukten rumzuklicken. Einfacher ist es da vielleicht, einen vergleichenden Blick eben auf Zeitschriften und Magazine zu werfen, um zu sehen „wie weit“ wir heute wirklich gekommen sind.


    Chris


    P.S. Dieser Tage habe ich meine Windows-95-Installations-CD weggeworfen - aus dem einfachen Grund, daß sie mir zu neu war. Mir kommt jetzt auf den Hauptrechner definitiv kein Betriebssystem mehr, das im Kern neuer ist als 1993. Meinungen dazu?

    Mein eigentlicher Punkt war eher der, daß die Simpsons mit dieser Art von "hippem" Vorspann doch genau das praktizieren, was sie vor einigen (bzw. sehr vielen?) Jahren noch gekonnt parodiert und kritisiert haben, z.B. geradlinige Anbiederung an topaktuelle Popkultur zu Werbezwecken. Das muß man nun gar nicht auf die Qualität von Song und Sängerin oder den persönlichen Musikgeschmack beziehen, ärgerlich ist eher die Sache an sich und die generelle Akzeptanz, daß die Serie halt nun so ist.


    Mir erscheint das auch ein bißchen verwandt mit dem Problem des eher metaphorischen "iPod ins Bild halten" in aktuellen Staffeln. Wir haben zwar kaum mehr etwas konkretes und fundiert Kritisches zur Gegenwart zu sagen, aber - hey - wir sind so aktuell, wir haben sogar Charthits im Vorspann.


    Chris

    Rein aus Interesse, SUPER-Nostalgisch: du hattest in deiner Vorstellung geschrieben, daß du gerne alte Sachen magst (was ich natürlich sehr interessant fand, da heutzutage viel zu selten).


    In dieser Auflistung deiner Filme und Serien ist diese Vorliebe aber jetzt nicht so wirklich zu finden, da ist eigentlich überwiegend nur aktuelles Material dabei. Wenn ich mir da meine Sammlung ansehe (die aber weitaus umfangreicher und analoger ist) überwiegen da bei Filmen und Serien eher die Jahre 1920 - 1979.


    Bezieht sich deine "Nostalgie" nicht auf Filme?


    Chris


    P.S. Dein Geschmack bei Simpsons-Staffeln ist aber lobenswert ;) .

    Ich habe die aktuellen Folgen jetzt doch noch gesehen (man kann sie eben doch auf MPG1 konvertieren) und dieser Vorspann fiel mir doch sehr negativ auf. Ich habe zwar keine Ahnung, was ein Ke$ha ist, aber solch plumpes Abzitieren von kurzlebiger Popkultur, um "hip" zu sein, finde ich bei den Simpsons doch extrem störend. Wenn es wenigstens noch einen kritischen Kommentar der Art "This is a rather shameless promotion" etc. dazu gegeben hätte - aber so?


    Die Folge danach war akzeptable S2x-Standardkost, aber ich kenne doch einige Langzeitfans, die allein schon wegen dieses werbehippen Popgedudel-Vorspanns nach wenigen Sekunden abgeschaltet und der Folge danach keine Chance gegeben hätten.


    Chris

    Hier das (vorläufige) Vorwort zum Buch. Vielleicht mag es ja den einen oder anderen schon etwas auf das Lesen einstimmen.


    Hallo an alle Leser und Willkommen beim illustrierten Guide zum Bruchbach-Universum,


    vielen wird das Projekt vielleicht schon aus dem Internet oder von unseren bisherigen drei Comics her bekannt sein. Dieses Jahr habe ich mich dazu entschlossen, das Universum hinter den Comics in gedruckter Form in seiner größeren Bandbreite an Ideen, Zitaten und Denkanregungen zu präsentieren. Trotz ihrer hohen Qualität konnten die Comics bisher wegen der Seitenzahl und der einzigen Ausgabe pro Jahr nur an der "Oberfläche kratzen", während meine Gedanken und Motivationen zur Welt von Bruchbach weitaus tiefer gehen. Wer meine allgemeine Abneigung gegen zuviel Digitalisierung kennt, kann der Entscheidung für dieses Buch übrigens auch die Absicht entnehmen, daß ich meine Arbeit gerne in greifbarer und materieller Form weitergeben und für Leser "materiell-analog" erhalten möchte - auch wenn dies eventuell so manch marktpolitischer Überlegung widerspricht.


    Das Buch richtet sich meiner bescheidenen Ansicht nach an mehrere Zielgruppen: an die langjährigen Comicleser und Kritiker online, die sich das Serienuniversum jetzt als Kompendium in den Schrank stellen können, an die sporadischen Mitleser, die ab nun keine Ausrede mehr dafür haben, daß sich "soviel Text" auf dem Bildschirm schwierig lesen läßt ;-) und last but not least natürlich auch an alle Neueinsteiger, die zum ersten Mal mit der Welt der fiktiven Serie in Kontakt kommen. Ich gebe zu, daß es manchmal schwierig sein mag, sich in die Gedankengänge und Verbindungen hinter und zwischen den Folgen einzufinden. Viele Bilder und Szenen finden in meinem Kopf statt und lassen sich vielleicht nur unzureichend durch die Inhaltsangaben transportieren. Auf der anderen Seite hoffe ich darauf, daß sich für viele Selten- und Neuleser auch dasbewahrheitet, was mir langjährige Leser immer wieder zu meiner großen Freude gesagt haben: daß sie die Stories mit steigendem Interesse und Gewinn gelesen haben.


    Die Ursprünge des Konzepts liegen im Usenet und reichen zurück bis in das Jahr 2002. Durch die sinkende Qualität so mancher TV-Serie mit ähnlichem Hintergrund entstand bei mir die Idee, eine satirische und humoristische Animationsserie zu schreiben, die sowohl der Welt einen satirischen Spiegel vorhält, als auch ihre Charaktere und deren Emotionen und Motivationen respektiert. Die Charakterintegrität und die "inneren Welten" der Figuren sollten nicht auf dem Altar der Spaßkultur geopfert werden. Mit dieser Zielsetzung begann auch eine stetige Evolution des Formats, welche der Leser jetzt anhand dieses Buches nachvollziehen kann - von prägnanten und relativ geradlinigen Ideen in den frühen Staffeln zu immer größeren und verschachtelteren "Episoden" mit all ihren Verbindungen, Querverweisen und einer zugrundeliegenden Mythologie. Das Universum wuchs in unerwartete Richtungen.


    Der "Speculum Mundi" bzw. der Spiegel der Welt zeigt sich hierbei in vielen Facetten. So reflektieren die Zitate und Verweise auf den medialen Kosmos aus Filmen, Literatur und Alltag die Vielschichtigkeit der modernen Welt, stellen deren "Segnungen" aber oft auch in Frage. Wir finden in Folgenideen bunte Zitate auf das Schaffen von z.B. Akira Kurosawa, Jacques Tati, Andrej Tarkowski, Charlie Chaplin, Kurt Vonnegut, den Marx Brothers, Monty Python, Stan Lee, Fritz Lang, John Carpenter, Umberto Eco und noch vielen anderen, ohne jemals den Boden einer Kleinstadtwelt zu verlassen, die auch die Hoffnungen und Probleme einer großen und realen Welt widerspiegelt. Und auch wenn sich viele Stories trotz Humor in späteren Staffeln in düsterere Bereiche vorwagen, so glaube ich, daß die Charaktere auch immer meine kleine, persönliche Hoffnung auf das Gute im Menschen reflektieren.


    Aus Platzgründen war es leider nicht möglich, in diesem Buch auch noch (wie ursprünglich geplant) die beiden Drehbuchskripte zu den Folgen "Vienna Calling" und "Farbskizzen" zu präsentieren. Dies hätte bedeutet, auf Teile des Folgenguides zu verzichten, aber dafür war mir dessen komplette Darstellung zu wichtig. Interessierte Leser finden beide Skripte und natürlich einiges mehr online unter www.bruchbach.de und dem dortigen Storyskript-Bereich.


    Ich hoffe, der Inhalt dieses Buches kann bei so manchem Leser die Faszination und das Interesse wecken (oder neu wecken), daß mich persönlich seit 8 Jahren an diesem Serienuniversum festhalten läßt. Eigene Ideen, Feedback, Kritiken oder Beteiligungen aller Art sind natürlich stets willkommen. Ich wünsche allen Lesern viel Spaß.


    Hier mal wieder was aus dem DOS & WfW-3.11-Bereich. Ist recht nett geworden, besonders das Hintergrundbild scheint sich online einer gewissen Beliebtheit zu erfreuen (wenn man soviel Interesse nur mal für die gerechte 16-Bit-Sache bekommen würde ;-)).


    Chris

    Okely-Dokely, hier habe ich noch eine Filmkritik von mir:


    Nun habe ich mir mal wieder nach längerer Zeit einen aktuellen Film angesehen, nämlich den 2009er "Star Trek" von einem gewissem J.J. Abrams. Den kenne ich eigentlich bestenfalls vom Namen her, und nach dem Ansehen dieses Films verzichte ich gerne auf weitere Kontakte mit seinem Schaffen. Das ist nicht zufällig ein Pseudonym, hinter dem sich Michael Bay verbirgt, oder?


    Der Film wurde ja im Vorfeld schon mit "zeitgemäß" und "for a modern audience" bezeichnet - und das ist eigentlich die schlimmste Drohung, die es momentan für Filmqualität gibt. Und wenn man eine Reihe, deren eigentliches Evolutionspotential in Richtung Humanität und komplexere Fragenstellungen gehen sollte, zu einer hastig geschnittenen Popcorn-Nummernrevue macht, dann ist das ein Problem. Coole Helden, schnelle Schnitte, sexy Babes, Product Placement und viele Explosionen. So macht man einen gut zu verkaufenden Blockbuster im Jahr 2009.


    Man könnte sicher seitenweise Plotlöcher aufzählen, aber das würde schnell langweilig. Grundsätzlich sind viele der Plotlöcher wohl mit Stereotypisierung und Vereinfachung für mehr "Speed" verbunden. Warum nutzt Nero seine Zeitreise nicht dazu, um Romulus zu warnen? Warum rettet er nicht einfach seine Welt und verhindert die Supernova nun wirklich rechtzeitig? Stattdessen MUAAAARG. EVIL. REVENGE. DIE, FEDERATION, DIE. Seine Mannschaft folgt ihm kommentarlos und rechtfertigt damit ihre Existenz als finstere Gesellen von außerhalb, die man wortlos über den Haufen schießen darf. Ich habe auch meine Zweifel, daß die Comicreihe zum Film mehr Sinn in die Sache bringt.


    Sehen wir uns den Plot mal an. Wir haben einen ungeschliffenen, jungen Soldaten, in dem aber schon das Potential für militärische Größe schlummert, da bereits sein Vater wußte "No sacrifice, no victory". Wir haben den Auftritt des commanding officer und weisen Mentors. Der Held fügt sich in das System ein, bleibt aber pseudo-rebellisch. Wir haben einen (arg sinnbefreiten) Notfalleinsatz für die gesamte Rookie-Staffel. Der Held beweist sich und klettert in der Hierarchie. Eine undisziplinierte Nebenfigur hält sich nicht an die Regeln und wird zur Heldenwarnung gegrillt. Die Feinde sind alle so böse, daß sie kommentarlos gegrillt, aufgespießt und über den Haufen geschossen werden. Es gibt ein paar Hierarchie-Streitereien. Der Held kehrt zurück und der Streit um das Alpha-Männchen wird mit einer Prügelei gelöst. Anschließend wird der commanding officer aus der Kriegsgefangenschaft befreit und noch mehr Glatzköppe über den Haufen geschossen. Am Ende gibt es Lob vom Mentor. You are a soldier now. Der Held hat erkannt, daß "Ehre" und Freundschaft im militärischen System der richtige Weg sind und wird sein Rebellentum zukünftig für die richtige Sache einsetzen.


    Das Aussetzen von Kirk auf dem monsterverseuchten Eisplaneten (krasse Aktschn) ist derart absurd, daß ich für eine ganze Weile dachte, es sei vielleicht ein Traum und Kirk liegt in seiner Arrestzelle auf der Enterprise. Aber nein, das Plotkonstrukt ist ernst gemeint. Die Gesetze der Logik und der Physik kriegen eines auf den Deckel, aber die vielen Explosionen sind dafür echt super. Meh. Es ist ja schön, wenn man dickes Budget für Effekte hat, aber was hat man eigentlich von den Effekten, wenn derart hastig und verwackelt rumgeschwenkt und rumgeschnitten wird? Ich würde mir gerne einen Effekt in Ruhe ansehen, vielleicht etwas "sense of wonder" entdecken. Stattdessen gibt es WUSCH WUSCH WUSCH und hastige Schnitte, Schwenker und Dreher, daß man nicht mehr hinsehen mag.


    Überhaupt wird der ganze Sinn für Zeit und Drama auf dem Altar des Speed geopfert. Gerade in den Trek-Serien/Filmen war es bisher auch immer so, daß der Weg mit das Ziel war, daß Reisen gedauert haben und sich Einsichten oder Plotlinien dazu parallel entwickelt haben. Nicht so hier. Die Enterprise bricht von der Erde auf, es macht überall WUSCH WUSCH WUSCH. Es wird hastig gerannt und geschnitten, ein bißchen Comedy und flugs heißt es auf der Brücke, daß man in fünf Sekunden am Ziel eintrifft. Say what? Der Rückweg gestaltet sich länger, weil die Laufzeit gefüllt werden muß. Technik ist immer dann richtig schnell und gut, wenn es dem Plot passt. Superunauffindbarer Superwarp und Stop auf den Meter genau? Kein Problem, dann braucht man keinen wirklichen Plan. Der Genozid an den Vulkaniern wird mit einer Beiläufigkeit zwischen die Action gestellt, daß es einen fast schaudert.


    Mit dem Auslöschen der bisherigen Zeitlinie unterstreicht der Film auch eine anderen Mentalität des 21. Jahrhunderts - wenn etwas nicht passt, wird es künstlich passend gemacht. Nun ist der Weg frei für eine militärische 5-Jahres-Mission, bei der die Phaserbänke schon geladen sind, die Helden noch mehr über Ehre und Föderation lernen können und sich irgendwann auch entscheiden wird, welcher Soldat nun mit dem sexy Babe dauerhaft in die Kiste springen darf. Meh.


    Wie üblich stellt sich am Ende natürlich auch die Frage, wie anders der Film hätte werden können. Hatte nicht auch der vorherige Film "Nemesis" schon starke Qualitätsprobleme, nicht zuletzt durch seinen obskuren Schurken, einen glatzköpfigen Romulaner, der die Föderation zerstören wollte? In der Tat hatte er das. Aber wie schon in anderen Fällen ist der "zeitgemäße" Neustart einer Filmreihe hier eben noch desaströser, weil er der Franchise essentielle Qualitäten nimmt, die sie bisher noch halbwegs von anderen Produkten unterschieden haben. So mag es denn wieder bezeichnend für das 21. Jahrhundert sein, daß der Film hinter all seinem Blendwerk und seiner "Modernität" nun keine Zukunft im humanistischen Sinn mehr reflektiert, sondern eher archaisch-militärische Werte.


    Chris

    Wie manchem vielleicht aufgefallen sein wird, geht auf uloc.de aktiv überhaupt nichts mehr voran. Dieser Tage hatte ich mal Kontakt mit einem der Verantwortlichen. Dieser meinte, daß er die Simpsons seit diesem Jahr auch völlig aufgegeben hat, während alle anderen der anfänglichen Macher die Serie teilweise schon seit vielen Jahren nicht mehr schauen bzw. auch nicht mehr mit dem in Verbindung gebracht werden wollen, was aus der Serie geworden ist.


    Mit Aktivitäten aus dieser Richtung ist also nicht mehr zu rechnen. Die Domain wird zwar weiter bezahlt, aber uloc liegt untätig brach. Falls von hier jemand Interesse hätte, sich einzubringen oder die Seite gar komplett zu übernehmen, so darf er sich aber gerne an die Macher wenden - siehe Impressum auf der Seite.


    Chris

    Das Buch wird ein Guide zur fiktiven Serie. Es kommt also u.A. auch Material von der Webseite mit rein, z.B. der Folgenguide mit den 170 Storyideen aus 9 Staffeln. Es wäre natürlich besser, wenn S9 mit 180 Folgen auch komplett wäre, aber wahrscheinlich wird das bis zum Druck nicht klappen. Ich bin mir ja noch nicht mal sicher, ob S9 die letzte Staffel wird, oder ob es eine S10 geben wird.


    Ansonsten kommt auch exklusives Material mit rein, daß es nicht online gibt, z.B. unveröffentlichte und neue Artwork von Ben und (hoffentlich) anderen Zeichnern, eventuell ein paar Kurzcomics und Einseiter. Der illustrierte Charakterguide wird außerdem mehr Informationen, komplette Namen, Zeichnungen etc. zu vielen Charakteren enthalten. Ich arbeite daran.


    Vom Umfang her wird das Ganze wahrscheinlich allein schon wegen des Folgenguides im Bereich von etwa 180 - 200 Seiten liegen. Verkaufen wird es sich vermutlich nicht gut, aber ich will das Serienuniversum jetzt auch mal in schriftlich fixierter Buchform haben.


    Chris


    Widmen wir dem kommenden Buch mal einen eigenen Thread. Da kommt eventuell noch mehr Material zum Vorab-Präsentieren.


    Ich habe von Ben nun einige Entwürfe für den illustrierten Charakterguide im Buch hereinbekommen. Oben sehen wir die Entwürfe zu Alf Rudmann und zu General Albert Parsons.


    Mit Alf Rudmann bin ich eigentlich durchaus zufrieden. Derjenige, der erkennt, auf welchem realen Schauspieler der Entwurf basiert, ist gut. Nicht so ganz zufrieden bin ich mit General Parsons. Ich hatte da als Vorlage ein bißchen den älteren, dicken, fiesen Orson Welles genannt, aber das war vielleicht auch die falsche Vorgabe. Was meinen die Leser: sollte der Charakter so aussehen? Ich habe da ein bißchen den Eindruck, es wäre passender, der Charakter "would look fairer and feel fouler" - um mit Tolkien zu sprechen.


    Ansonsten habe ich noch die Zusage einer sehr talentierten Zeichnerin, die sich auch mit farbigen Artworks am Buch beteiligen möchte. Ich hoffe, das wird funktionieren. Außerdem ist natürlich weiterhin jede andere Beteiligung willkommen, z.B. kurze Texte von Lesern mit ihrer Meinung zum Konzept. Das wäre dann sicher auch eine gute Auflockerung für das ganze Buch. Der Drucktermin sollte noch dieses Jahr sein, bisher laufe ich aber auch den Layoutern noch nach. Es ist schwierig.


    Chris

    Das Web 2.0 ist eine Mitursache des Niedergangs im klassischen Forenbereich, das hatte ich ja auch schon erwähnt. Es ist aber IMO nicht die Hauptursache, siehe internationale Foren wie nohomers, wo trotz Twitter & Co auch noch mehr oder weniger "klassisch" diskutiert wird. In Deutschland gab es aber schon immer verstärkt die unterschwellige Ansicht, daß gelbe Cartoons nur für Kinder und Spaß gedacht sind, und die tritt jetzt durch Mangel an Engagement und/oder schreibstarken Nachwuchs noch stärker zutage.


    Was die Serien betrifft: ich schrieb auch von teilweise kennen. Bisweilen kann man den Interessefaktor einer Serie auch durch die Reputation eines Autors einschätzen. Bei Leuten wie etwa Terry Nation oder politisch engagierten Schreibern wie Malcom Hulke aus dem 60er/70er BBC-Bereich kann man schon mal kaum falsch liegen, siehe bekanntere Beispiele wie Prisoner, Avengers von 1965/66, Blake´s 7 oder natürlich auch Doctor Who in seiner Hochphase (die für mich von 1967 - 1973 geht).


    Chris

    Jedem seine Meinung. Aber ist die Limitierung der Serie auf "geile Witze" und "lustig-dummem Homer" als Massenphänomen nicht stark mitverantwortlich dafür, daß aktiv, kreativ und fundiert kritisch im deutschen Simpsons-Fandom seit Jahren kaum mehr etwas los ist?


    Auch die alten Folgen hatten qualitative Schwankungen, aber sie hatten IMO nie diese Kombination aus Abnutzung, Lustlosigkeit und Verkaufen an den Massenmarkt, wie wir es heute bei der Serie erleben. Das homogene Autorenteam der ersten Jahre mit Anspruch an Charaktere und Themen hat doch in einer völlig anderen Liga gespielt. Und trotzdem schmückt sich die Serie noch heute mit dem selben Namen und der selben Vergangenheit. Und da soll man nicht kritisieren? Also lieber 3 Leute, die heulen, daß früher (bei den Simpsons) alles besser war, als 100 Leute, deren Offenheit darin besteht, von der Serie nichts mehr zu erwarten, als gelben Mainstream.


    Was andere Serien betrifft: ich kann dazu keine qualitative Wertung abgeben, ich kenne sie nicht. Mein persönliches Desinteresse muß ja nichts mit der Qualität zu tun haben. Wenn aktuelle Serien eventuell so sind, wie aktuelle Filme, dann verzichte ich dankend. Nichts verpflichtet einen doch, aktuelle Serien zu schauen. Mit den Simpsons bin ich seit 1990/1991 verbunden, auch durch all ihre Niedergänge, Abflachungen und Rumtrampeln auf der ursprünglichen Klassel hindurch. Daher fällt es mir halt etwas auf, wenn mir eine halbe Staffel abgeht. Ob es das Auffallen noch wert ist, sei aber dahingestellt.


    Zum Thema Serien an sich sollte man IMO nicht auf die Idee hereinfallen, daß es nur heutzutage wirklich brillante und fordernde Serien gibt und früher alles US-"Trash" Marke A-Team und Knight Rider war. Es gibt soviele richtig gute Serien aus den 60er und 70er Jahren, die ich nur teilweise oder gar nicht kenne, und die mich persönlich weit mehr interessieren, als aktuelle Serien.


    Chris

    Ich habe mal in meinen alten Reviews nachgesehen und diesen recht netten Text zu obiger S14-Folge gefunden. Nicht sonderlich tiefgehend und umfangreich, aber vielleicht gefällt es ja jemandem.


    Nun ist dies einerseits sicher objektiv eine eher mittelmäßige Folge, die sich auffallend oft bei Standardmustern bedient: Gagreihe / Homer trifft viele Prominente / Prominente jagen Homer. Auch sind teilweise Motivationen arg unklar (warum schickt die Familie Homer in das Camp, wo er sich doch vorher daneben benommen hat?) und die nun hermetische Natur der Serie in Jean-S1x wird einmal mehr deutlich, als alle Gäste im Camp nur wieder bekannte Gesichter aus Springfield sind.


    Dies gesagt, ist es IMO dennoch eine Folge, die durchaus Spaß macht, und die ein hohes Maß an humoristischem Potential aus ihrem relativ eingeschränkten Ansatz herausholt.


    Alle teilnehmenden Gastsprecher (Mick Jagger, Keith Richards, Lenny Kravitz, Brian Setzer, Elvis Costello und Tom Petty) sind gutgelaunt bei der Sache, es macht daher einfach nur Spaß, der OV zu lauschen - auch wenn nicht jeder Auftritt und Gag der Gäste zündet. Besonders die Dialoge zwischen Mick Jagger und Keith Richards sind auffallend amüsant und mit großer Bereitschaft zur Selbstveralberung gemacht.


    Überhaupt fällt auf, daß die Folge ihre "klassischen" Gäste weitaus besser einbindet und behandelt, als so manch anderer Musikprominenz-Auftritt in S1x. Bands wie The Who, R.E.M. oder Metallica waren hier oftmals nur kurzzeitiges Beiwerk in einer "wacky" Story, von platter Pophuldigung wie bei N´Sync wollen wir mal gar nicht reden. DABF22 widmet sich den Stars und ihren Eigenheiten weit "liebevoller" und gibt jedem eine kleine Bühne zur Selbstparodie. Nettes Extra: über dem Abspann sehen wir Realszenen der Gäste bei den Sprachaufnahmen.


    Gerade dabei zeigt sich auch, daß sich die Folge eher an ältere Fans wendet, denn die hippe Zielgruppe wird mit Sorgen von Elvis Costello um sein nerdiges Image oder mit gewissen Dialogzeilen (wie "Cheer up, Homer - it´s only Rock´n´Roll-Camp...", "But I like it...") relativ wenig anfangen können. Auch satirisch gibt es nette Seitenhiebe, man achte etwa auf die Singrunde mit Tom Petty, welcher am Geschmack des Publikums für "generic mindless rock" nur wenig Freude hat.


    Die Stars werden zwar einerseits mit Respekt behandelt, andererseits gibt es aber z.B. auch hübsche - wenn auch leicht krude - Seitenhiebe auf deren Image ("Don´t you have a crotch to stuff, Kravitz?") Hierbei findet die Folge durchaus eine recht schöne Balance. Wirklich komplexe Charakterszenen sollte man natürlich nicht erwarten, auch wenn mir die Szene mit Homer auf der Bühne ("Test, Test...") hier doch als durchaus gelungener, kurzer Charaktermoment erscheint.


    Fazit: schöne Spaßfolge mit einer großen Menge an Gaststars, die trotz vieler Standardmuster auffallend gut funktioniert und unterhält. Damit ist sie ein Beweis, daß eben auch "solche" Folgen gut sein können (und dies auch heute noch), wenn nur das Drumherum stimmig ist. Wunderbarer Soundtrack, der die Folge gut untermalt. Nachdem, was ich über die DV gehört habe, sei aber in jedem Fall die OV zu empfehlen. Schlußsatz zu der Folge: "It´s only a slightly mediocre fun episode with a big bunch of guest stars. But I like it..."


    Chris

    Zitat

    Das ist aber kein Problem der Simpsons. Du verschließt dich ja damit allgemein neuen / modernen Serien, welche zeitgemäß im HD-Format produziert werden


    Neue Serien interessieren mich nicht. Es ist aber das erste Mal in der Seriengeschichte, daß ich keinen Gesamteindruck von einer Simpsons-Staffel habe und deshalb auch nichts dazu schreiben kann.


    Chris

    Ich sollte wohl auch wieder mehr im Simpsons-Bereich online tun, aber die Motivation ist halt sehr gering. Die Serie hat für mich so ziemlich alle Qualitäten verloren, die sie einst einzigartig gemacht haben - und das nicht erst seit gestern. Auf der anderen Seite waren in Staffel 20 und 21 durchaus ein paar interessante Ansätze im Detail. Aber ob das reicht, um sich dafür Mühe zu machen und jenseits des generischen Spaßcartoon-Horizonts zu argumentieren?


    Ich kenne von Staffel 21 auch nur ungefähr die Hälfte. Aktuelle Folgen bekomme ich keine mehr, mit der Begründung, daß diese online nur noch in irgendwelchen HD-Formaten vorliegen, die sich nicht mehr nach MPEG1 konvertieren lassen.


    Chris

    Für alle, die eventuell auf Bruchbach-Nachschub warten oder auf sonstige Faselbeiträge von mir: ich muß mich leider für die nächsten Wochen online abmelden, ich muß für längere Zeit ins Krankenhaus (näheres siehe Blog). Vielleicht komme ich dort ja auch zum Schreiben an Bruchbach & Co.


    Chris