Beiträge von Chris_Pfeiler

    Hach, wie konnte ich das mit Mr. T zu Claudia Schiffer vergessen. Ist doch ein "Klassiker" unter den seltsamen Ersetzungen in der Synchro.


    Mir fiel noch ein zweiter Boris Becker ein, diesmal von Rabe: in der Minigolf-Folge aus Staffel 2 spricht Homer in der OV von Footballtrainer Vince Lombardi, in der DV glaube ich wieder von Boris Becker.


    Und dann gibt es da noch "Homer Bad Man" aus Staffel 6, in der der Sasquatch der OV (eine Art Bigfoot/Yeti) in der Synchro mal eben zu Ted Kennedy wird. Alles wie gesagt ohne Gewähr, meine DV-Tage sind zu lange her.


    Chris

    Spontan fällt mir jetzt die Folge mit den 25 Windhundwelpen ein, in der in der OV vom Westerndarsteller Rory Calhoun gesprochen wird, in der deutschen Fassung jedoch von Boris Becker (glaube ich, habe lange keine deutsche Synchro mehr gesehen). Es gibt aber sicher noch mehr Beispiele, speziell Siegfried Rabe hat gerne Namen geändert.


    Chris

    ist es nicht teilweise so, dass wenn man sich zu sehr auf das alte konzentriert, dass man dann das gute im jetzt verpasst?


    Ist es nicht teilweise so, daß wenn man sich zu sehr auf das Jetzt konzentriert, daß man das Gute im Alten verpasst?


    Eigentlich ging es auch gar nicht um alt und jetzt, sondern um den Unterschied zwischen einer Serienstaffel von 1976 und einer von 1978.


    Chris

    Nachtrag zum Thema:


    Und noch ein Beitrag zum Thema "Früher war alles besser" ;-). Ich habe nun mittlerweile die 3. Staffel der Muppet Show auf Schnickschnackscheiberei da. Und obwohl allgemein gesagt wird, daß die Serie damals nach 5 Staffeln genau rechtzeitig von Jim Henson beendet wurde, habe ich persönlich doch ein wenig den Eindruck, als würde schon die 3. Staffel qualitativ nicht mehr so ganz an Staffel 1 und Teile von Staffel 2 rankommen.


    Schwierig zu sagen, woran der Eindruck liegt. Es fehlt ein wenig der kreative und anarchische Funke, den es gerade im ersten Jahr gab, alles wirkt etwas zu sehr nach Routine. Vielleicht liegt es daran, daß sich die glorreichen 70er dem Ende zuneigen, aber auch viele der Musiknummern sind nicht mehr ganz so funky wie am Anfang. Hatten z.B. in den frühen Folgen Electric Mayhem oft spontan wirkende jam sessions auf der Bühne, so treten sie jetzt fast nur noch als Begleitband für den jeweiligen Gaststar auf. Kaum noch Doctor Teeth und Floyd Pepper ist meist nur noch als Aushilfs-Fozzie hinter der Bühne und läßt eher laue Scherze ab. Meh. Auch Waldorf und Statler scheint ein wenig die scharfe Munition auszugehen, was kein gutes Zeichen ist.


    Die Gaststars wirken oft allzu ironiebefreit und spulen ihre Routine ab, inklusive dem obligatorischen "I had a great time here"-Spruch am Ende. Von einer Lebendigkeit und Freude an der Show wie z.B. bei Sandy Duncan und anderen aus Staffel 1 ist oft wenig zu merken. Konkrete Tiefpunkte dürften der trübe dreinblickende Sylvester Stallone und der selbstverliebte Grinsekuchen Liberace sein, letzterer in der vielleicht langweiligsten Folge der dritten Staffel. Nichtsdestotrotz gibt es auch ein paar richtig gute und sympathische Folgen und Nummern, z.B. jene mit Harry Belafonte und Danny Kaye. Man kann also auch noch auf Staffeln 4 und 5 hoffen.


    Hier noch ein paar Filmchen. Ich hoffe, es sind die englischen Tonspuren, der Rechner hat keinen Ton. Einer meiner Lieblingsauftritte aus Staffel 1 ist die Fozzie/Ustinov-Szene hier am Anfang des Films. Nicht so sehr wegen des seichten Gags, sondern weil die Puppenspielerei bei Fozzie so genial ist:


    http://www.youtube.com/watch?v=8R8i-mN8mVM


    Eine Szene mit Fozzie und Harry Belafonte aus Staffel 3. Auch hier ist The Fozz in Bestform, man beachte aber, daß es die neue Puppe ist. Die alte Version aus Staffel 1 (siehe Film oben) erschien mir irgendwie lebendiger.


    http://www.youtube.com/watch?v=6AjovHGK-TA


    Und hier die berühmte und ich glaube preisgekrönte "Turn the World Around"-Nummer aus der selben Folge. Der Sonderabspann fehlt auf der Schickschnackscheiberei übrigens (mal wieder), hier ist nur der deutsche Standardabspann zu sehen. Der eher laue Muppet-Sports-Slapstick davor zeigt aber IMO auch wieder die dezenten S3-Probleme.


    http://www.youtube.com/watch?v=sNbByNaMhok


    Das sollte aber jetzt mal alles zum Thema sein.


    Chris

    (intelligenter Humor klingt auch doof - hmm vielleicht wäre es besser von Humor mit Vorwissensgebrauch, nee das ist ja noch schlimmer ... ach Scheiße)


    Das kann man doch durchaus so sagen. Es ist ja auch nicht abschätzig zu verstehen, sondern IMO so, daß die Serie damals einfach mehr Respekt ihrer Zielgruppe gegenüber gezeigt hat. Sie richtete sich an Erwachsene und an Kinder und hatte dennoch für jeden etwas zu bieten. Man musste ja nicht alle Bezüge und Zitate nachvollziehen können, um Freude an den Geschichten zu haben, aber die Bezüge waren eben für alle Interessierten da bzw. konnten dazu anregen, sich mehr mit einem (im Cartoon ungewöhnlichen) Thema zu beschäftigen. Ungewöhnlich hieß damals eben auch ernstere Stories über das Innenleben der Charaktere oder ihr Verhältnis zur Welt oder zueinander (Homer/Lisa), aber eben auch "komplexe" Zitate wie z.B. Literatursachen oder Filmklassiker.


    Wie geschrieben: es war ja ein ungewöhnlicher Schritt der Macher, vom gelben Chaos der Kurzfilme für die Primetime zu einem weitaus ernsteren und erwachseneren Ton mit Charakterstories und Subtilität zu wechseln. Das Experiment ist aufgegangen und die Serie wurde eine Erfolgsgeschichte. Nur hat man mit dem steigenden Erfolg irgendwann aus den Augen verloren, daß die Wurzeln eben gerade im ungewöhnlichen Stil lagen und cartoonige Hau-den-Homer-Blödelei und eingängige Zitate auf Blockbuster, Werbung und FOX-Shows nahmen überhand.


    Chris

    Nur die Shorts von 1987 - 1989 waren kürzer, die regulären Folgen ab Dezember 1989 (also Staffel 1) dauern alle ca. 20 Minuten. Die älteren Staffeln hatten teilweise sogar längere Folgen als heute.


    Meinst du deutsche Synchro oder Originalstimmen? Die deutsche Synchro hatte bei den Hauptcharakteren die selben Leute wie in späteren Staffeln, Norbert Gastell hat Homer nur etwas tiefer gesprochen und als Marge war natürlich noch Elisabeth Volkmann (was aber nur ein Vorteil sein kann). Für die Übersetzung war damals Siegfried Rabe für das ZDF tätig, der eigentlich gute Arbeit geleistet hat. Bei den Nebencharakteren gab es allerdings bei ihm keine klare Linie, da wurden häufig Sprecher gewechselt.


    Im Originalton sind es die üblichen englischen Sprecher wie auch heute noch, auch wenn diese die Stimmen zum Teil etwas anders angelegt hatten. Generell sollte man sowieso nur im Originalton gucken, geniale Stories wie z.B. das "The Raven"-Segment im ersten Treehouse sind da einfach um Längen besser als in jeder Synchro.


    Chris

    Die meisten Leute hier haben wohl kein großes Interesse mehr an der Diskussion alte vs neue Staffeln, das Thema wurde über die Jahre schon zu oft behandelt. Die allgemeine Meinung hier im Forum ist wohl, daß es dazu eigentlich nichts Neues mehr zu sagen gibt. Da mag auch was dran sein.


    Die alten Staffeln hatten einfach eine völlig andere Herangehensweise an die Serie und die Figuren. Es war auch jede Menge Humor da, aber andererseits war den Autoren damals eine gute Geschichte wichtiger und nicht nur ein dünner Aufhänger für popkulturelle Gaghaufen. Die Satire war subtiler, die Zitate auf Filme etc. in gewisser Weise auch komplizierter (da war schon mal ein Kinozitat aus den 20er/30er Jahren dabei) und das Interesse an Charakteren und deren Motivationen weitaus höher. Man hat nicht nur über Charaktere gelacht, sondern gerne auch mal mit Charakteren. Die Folgen haben sich einfach mehr Zeit für alles genommen und trotzdem hatte man oft den Eindruck, weit mehr Substanz zu sehen, als eigentlich in knapp 20 Minuten Platz hat.


    Ich würde dir einen Einstieg mit Staffel 2 empfehlen und dann Staffel 3. Wenn man noch gar keine alten Staffeln kennt, dann wäre Staffel 1 eventuell ein zu großer "Kulturschock" ;).


    Chris

    Hay,
    Ich überlege im Moment ob ich mir die Ersten drei Staffeln der Simpsons kaufen werde, lohnt sich das denn? Sind die Folgen witzig, und auf gutem Simpsons Niveau? Die Qualität ist ja nicht so berauschend oder? Hoffe ihr könnt mir helfen ;)


    Mir persönlich stellte sich eher die Frage, ob es sich lohnt, Simpsons-Staffeln nach den ersten drei Staffeln zu kaufen. Na gut, bis Staffel 7, aber das war es dann auch schon.


    Deine Frage ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich könnte jetzt sagen "ARGL!!!!! Blasphemie. Die ersten drei Staffeln und besonders Staffel 2 sind die besten Staffeln aller Zeiten und qualitativ die wahre Glanzzeit der Serie" und dies 3 Seiten lang begründen. Aber das ist nur meine Meinung. Es kommt immer darauf an, was man letztlich von der Serie erwartet.


    Chris

    Chris Pfeiler: Der Simpsons-Club existiert schon seit 2003 und Simpsorium ist der Ersatz dafür, also was hat es mit "in diesen Tagen" auf sich? Und Aussagen wie Einheitsschema etc. sollte man lassen, wenn man sich nicht angemeldet hat. Zum Beispiel fällt mir nur ein, dass es auch viele Personen gibt, die genau das Gegenteil wollen, nämlich, dass nicht jeder lesen kann, was man in ein Forum geschrieben hat. Dass das dir nicht gefällt, ist dein gutes Recht, jedoch sollte man deshalb die Website nicht verurteilen, imho.


    Es gibt sicherlich Foren, wo die Teilnehmer lieber unter sich bleiben. Ich sehe allerdings bei einem Simpsons-Forum keinen wirklichen Grund dafür, denn Themen und Meinungen zu einer öffentlichen Serie sollten allgemein zugänglich sein. Ich persönlich hätte keine Motivation, z.B. ein mehrseitiges Review zu einer Folge zu schreiben, wenn ich schon im voraus weiß, daß nur eine kleinere Zahl "Mitglieder" dieses lesen darf.


    Den groben Eindruck von Einheitsschema etc. kann man sich durchaus auch ohne Anmeldung verschaffen. Ein Blick auf das Forum zeigt z.B. solch innovative Rubriken wie "Diskutiere hier einzelne Episoden", "Stelle hier neue Webseiten vor", "Diskutiere Comics und Merchandise", Offtopic mit Sport, Musik und Film etc. Das ist das Themenschema eines jeden Simpsons-Forums seit vielen Jahren, auf simpsorium halt nur zusätzlich mit dem Nachteil, daß man sich als Außenstehender noch nicht mal einen Eindruck verschaffen kann, ob und wie diese Rubriken mit Inhalt gefüllt werden.


    Der Eindruck mag ja vielleicht an mir liegen und eventuell wird die Seite und das Forum eine Erfolgsgeschichte. Vielleicht sind irgendwelche Spiele mit virtuellen Karten ein Ansatz dafür, was man mit dem abgenutzten Simpsons-Thema 2011 noch anfangen kann.


    Chris


    Um wirklich beurteilen zu können, wie Simpsorium ist, sollte man sich allerdings dort anmelden ;-) Ansonsten wird jede Kritik kontraproduktiv sein.


    Was zum Thema Simpsons in diesen Tagen wirklich kontraproduktiv ist, sind IMO Clubzeugs und völlig hermetische Webseiten. Das setzt dem Einheitsschema mit Standardnews und Klickspielchen noch die negative Krone auf.


    Beispiel Forum: selbst in (zum allgemeinen Lesen offenen) Foren wie maggied ist doch heutzutage kaum noch etwas los. Die wenigen Schreiber, die noch aktiv sind, tun dies, weil sie eine schnelle Frage an die Allgemeinheit haben oder beim spontanen Mitlesen über einen interessanten Beitrag gestolpert sind. Wer aber macht sich Schreibarbeit für ein völlig hermetisches Forum? Wer schreibt allgemeine Fragen oder längere Texte, wenn nur registrierte Clubmitglieder mitlesen können? Wo soll da thematische Vielseitigkeit und Offenheit herkommen?


    Chris

    Mehr Getippe von mir zum Thema gibt es ja überall im Forum bzw. teilweise gesammelt auch hier:


    http://www.fanfiktion.de/s/477b91450000703d0c900bb8


    (ganz unten bzw. oben bei der Auswahl mit "1." einfach bis "4." durchklicken für alle Texte)


    Das werden die meisten schon kennen, aber vielleicht sind ja noch interessierte Newbies da. Auf Seite "3." gibt es auch ein Review von mir zu "Lisa´s Substitute", allerdings nur auf Englisch.


    Chris

    Ich musste mich wegen des Umfangs etwas zurückhalten, der Artikel musste ja auf eine Seite passen (bzw. war in dieser Form schon zu lang). Man hätte sicher weit mehr zum Thema sagen können.


    Chris

    Tja, ist doch schade, wenn man mittlerweile schon im voraus weiß, was einen beim Aufruf einer Simpsons-Webseite erwartet. Webseite aus dem Baukasten, generische News in Kurzform aus anderen Quellen, Standardforum mit den üblichen Rubriken. Soweit ich sehe, kann man auf dieser Webseite unangemeldet auch kaum etwas verwenden.


    Einmal mehr die Frage: wozu? Wenn jemand wirklich an der Serie interessiert ist, dann sollte er doch erkennen, daß die Serie etwas anderes verdient hat bzw. zumindest früher hätte. Liegt es am Zeitgeist oder begünstigt der aktuelle Stil der Serie generell diese Form von Einheitsbrei?


    Chris

    Für meine Kolumne im Retro-Printmagazin habe ich mich in dieser Ausgabe dem Thema Simpsons und Usenet gewidmet. Hier der komplette Artikel, im Heft musste dieser um einige Zeilen gekürzt werden.


    Von gelben Männlein und dem social web der 90er


    Bei der letzten Kolumne hatte ich im Einleitungssatz kurz die beliebte TV-Serie "Die Simpsons" genannt, nur um dann schnell auf das Thema VHS-Kassetten und "analogen Sperrmüll" überzuleiten. Für diese Ausgabe dachte ich mir nun, daß die Simpsons und ihre Entwicklung von den Anfängen als eigenständige Serie 1989 bis heute durchaus eine eigene Betrachtung verdienen. Wie von mir gewohnt, wird diese Betrachtung natürlich gegenüber dem 21. Jahrhundert nicht allzu positiv ausfallen. Der Leser mag sich nun trotzdem dezent fragen, was eine gelbe Trickserie mit Zeitgeistfragen und vor allem mit digitalem Retro zu tun hat. Eigentlich eine ganze Menge, speziell auch zum Thema digitaler Kommunikation vor dem glorreichen Web 2.0. Dazu später mehr.


    Die Simpsons begannen ihre Existenz als eigenständige Serie im Dezember 1989, nachdem die Figuren ab 1987 bereits in schrägen Kurzfilmen aufgetreten waren. Waren diese hauptsächlich auf geradlingen Humor aus, so entwickelte sich die Serie während der ersten Jahre in den frühen 90ern in eine andere und sehr ungewöhnliche Richtung: aus den gelben Strichfiguren wurden plötzlich realer wirkende Charaktere mit Tiefgang. Man könnte diese Entwicklung vielleicht mit dem vergleichen, was Carl Barks seinerzeit mit den Disney-Enten gemacht hatte: er hatte slapstickige Comedy-Enten genommen und nachvollziehbare "Menschen" aus ihnen gemacht. Charaktere mit Emotionen und Motivationen, "inner being", teilweise stereotyp, aber stets auch fähig, über sich selbst und ihre Rolle hinauszuwachsen. Wer Duck-Klassiker von Barks wie die "Nordpolfahrt" oder den "Goldenen Helm" gelesen hat, kann das Argument sicher nachvollziehen.


    Ähnlich geschah es seinerzeit mit den Simpsons, die ihre Wurzeln als Chaoten in Reinkultur gerade während Staffel 2 (1990/1991) deutlich hinter sich ließen und dem Primetime-Cartoon neue Impulse gaben. "To explore the inner being" von gelben Trickfiguren wurde plötzlich salonfähig und die Macher der ersten Jahre scheuten auch vor den Charakterentwicklungen nicht zurück. Eine berühmte "ernste" Story aus den frühen Jahren dürfte "Der Aushilfslehrer"/"Lisa´s Substitute" sein - in der Originalversion übrigens mit Dustin Hofmann als Mr. Bergstrom. Falls jemand diese frühen Folgen nicht oder kaum mehr kennt, ist das übrigens kein großes Wunder, denn der deutsche Seriensender Pro 7 hat sich entschlossen, die ersten drei Simpsons-Staffeln nicht mehr zu senden, da sich viele Zuschauer durch den älteren Stil "irritiert" fühlten. Ein Schelm, wer denkt, daß sich eventuell auch Werbekunden von den quotenschwächeren Uraltfolgen gestört fühlten.


    Natürlich war die Serie in ihren ersten Jahren noch weit mehr, als nur das Experiment, schrägen Trickfiguren Eigenschaften wie Sympathie und Empathie für andere zu geben. Es war ein Schatz brillanten und oft subtilen Humors - und von zahlreichen Zitaten aus der Filmgeschichte, der Literatur, der Americana und vielem mehr. Sicherlich kam auch die Satire nicht zu kurz, selbst wenn diese in ihrem Spott und den dunkleren Untertönen in den frühen Jahren oft weit subtiler blieb, als in späteren Zeiten. Es war eine Serie über all die Probleme der Welt und über die Schwierigkeiten des Individuums darin, es war aber unter Schichten von Sarkasmus stets auch eine Serie über das Gute im Menschen. Zu dem Thema sei gerne das gelungene Buch "Subversion zur Primetime" empfohlen, daß sich detailliert mit derartigen Fragen der Serie beschäftigt.


    Irgendwann gingen aber viele der besonderen Eigenschaften der Simpsons meiner Ansicht nach mehr und mehr verloren. Die Charaktere, die einstmals Tiefgang hatten, wurden zusehends zu Stichwortgebern für popkulturelle Gags, Satire und Referenzen wurden immer "dicker" unterstrichen und Stories immer formelhafter. Auch ernstere Inhalte oder gar Respekt für die Charaktere wurden mehr und mehr der direkten Unterhaltung untergeordnet und Folgen mit Humor überfrachtet. Heute haben wir eine hübsch bunte Serie mit Digitalkolorierung und inzwischen auch HD-Bildqualität, aber von der vielfältigen Klasse der ersten Jahre ist dieses moderne, gelbe Produkt nun leider meilenweit entfernt. Früher waren Episoden vielleicht "schlecht gezeichnet" und auf den ersten Blick gar sitcomig, im Detail waren sie aber oft deutlich mehr, als die Summe ihrer Teile. Was dabei zählte, war einmal mehr, was das Medium und die einzelne Folge auch jenseits von perfekter Technik für den Zuschauer bedeuten kann.


    So fanden sich denn gerade zum Ende der 90er Jahre viele Leute und Fans der ersten Stunde, die sich mit dem "neuen" Stil der Serie speziell ab Staffel 9 oder 10 nicht mehr wirklich identifizieren konnten. Die Charaktere wurden austauschbar und kritische Fans sahen nur noch "gelbe Männlein" als Ersatz für die einstigen Sympathieträger. Eine gute Anlaufstelle für Kritik an der Serie war seinerzeit jenes inzwischen veraltete Kommunikationsmedium namens Usenet, speziell die Newsgroup de.rec.tv.simpsons. Dort wurde mit Spaß über Qualität diskutiert, dort wurde aber auch aktiv gehandelt, z.B. mit eigenen Skripten zu Stories und mit Fansynchros, mit Kontaktaufnahmen mit Pro7 oder den Übersetzungsverantwortlichen (der inzwischen leider verstorbene Ivar Combrick war etwas berüchtigt für gewisse Stilblüten in der Synchronisation) und dem generellen Eintreten dafür, daß die Serie eine andere Behandlung verdient hat, als nur die eines Quotengaranten bzw. einer Trickserie für Kinder.


    Mit einem Wort: im social web vor dem Web 2.0 steppte der Bär zur Serie. So hatte de.rec.tv.simpsons in den späten 90ern vierstellige Beitragszahlen pro Monat (man möge google-groups bemühen, wenn es denn ordentlich funktionieren würde). Die heutigen Zahlen sind etwa bei Null. Dafür ist zum Einen sicher die Qualität der Serie verantwortlich, denn irgenwann hatten zahlreiche Fans der ersten Stunde doch aufgegeben bzw. konnten sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sie als Freunde von uralten Folgen online auf immer einsamerem Posten standen. Wo einstmals Reviews und Skripte mit etlichen Seiten geschrieben wurden, ist der Simpsonsfan 2011 oft nur am schnellen Newsfeed mit Topinfos zum nächsten Gaststar oder dem Klick auf den "I like"-Button zur neuesten Folge interessiert. Aktuelle Webseiten zur Serie sind in der Regel Newsseiten aus der Retorte, bei denen jeder Betreiber damit wirbt, der beste und schnellste zu sein. Wo aber ist all die Vielschichtigkeit und der Ideenreichtum geblieben, der einstmals sowohl die Serie, als auch die Diskussion darüber im Usenet ausgemacht haben?


    Im Frühjahr 2011 wurde dem deutsche Usenet übrigens noch ein deutlicher Hieb versetzt, als T-Online den eigenen Newsserver abgeschaltet hat. Anwender und Usenetter wurden 2 Tage vorher informiert, und relativ desinteressiert darauf hingewiesen, daß das Usenet nicht mehr zeitgemäß sei und man sich doch bitte auf Web 2.0 und Foren zu verlagern hätte.


    Chris


    Da muss ich ihm zustimmen, zumal dieser Gedanke ja auch irgendwie deiner Philosophie entspricht, oder nicht? ;)


    Da ist schon was dran, aber es gibt halt doch einen Unterschied zwischen dem Charme des Imperfekten und einer künstlerischen Unfähigkeit, die dem Material nicht gerecht würde. Und wenn ich irgendetwas zeichnen würde, dann wäre eher Letzteres der Fall. Da hilft auch keine "moderne" Software, zumal es einige 2D-Animationsprogramme auch für 16-Bit gibt.


    Die nicht visuelle Alternative wäre ja immer noch das Hörspiel, aber auch das kann man nicht allein umsetzen und außer Versprechungen hat sich auch da bisher nichts getan.


    Chris