Da ich mit meiner überraschend positiven Meinung zur Folge ja auch hier auf NeSp zumindest bei den Kommentaren eher allein dastehe, hier noch ein paar erläuternde Worte bzw. auch Anmerkungen zur Kritik.
Der folgende Text ist aus mehreren drts-Beiträgen zusammengestellt, er mag daher also nicht ganz flüssig geschrieben wirken.
Zum Subplot mit den Katzen
Der Lisa-Subplot hat IMO beispielsweise die Qualität, daß er origineller ist als der recycelte Hauptplot. Gemeinsam haben Haupt- und Subplot den familiären Bezug (Vater/Sohn-Beziehung, Verlust eines Haustieres - man achte aber auch auf die Mutter/Tochter-Thematik hier) was eigentlich im Gesamtbild doch recht stimmig wirkt.
Natürlich ist der Katzenplot fies. Ich hab aber auch nicht den Eindruck, daß es seine Absicht ist, zu sagen "Haha, stupid Lisa, another cat dead" und das nur für den schnellen Lacher. Vielmehr hab ich eher den Eindruck er nimmt sein Thema auf einem gewissen schwarzhumorigen Level vielleicht sogar etwas ernst, siehe die Szene mit Lisa und dem Blatt. Die Auflösung ist als Meta-Gag auf das übliche "back to normal" gedacht.
Der OFF-typische Punkt bein Subplot ist hier IMO, daß der Plot nach dem Sarkasmus trotzdem noch zu einem für Lisa positiven Ende kommt - nicht in beschaulichem Disney-Stil, aber durchaus in OFF-Stil.
Zum Homer-Hauptplot und dem Gewalt-Thema
Von der Beschreibung "Homer verkleidet sich als Kampfroboter und kriegt mächtig Haue" könnte man auf ein Haudrauf-Fest in "bestem" Scully-Stil schließen. Ist es aber nicht. Ich glaube, es ist nur ein Mal etwas Blut zu sehen und das ist in der Kettensägenszene am Rand von Homers Wunde.
Mehr nicht - und das bei dem Thema.
Man achte hier mal auch auf die völlig unspektakuläre Darstellung. Wie hätte eine solche Wunde in S11/S12 ausgesehen? Die Wunde ist da, um zu zeigen, was Homer für Bart riskiert ("Pain means love"), sie ist aber nicht da, um lustig Blut in die Gegend zu spritzen, den krassen Effekt zu erheischen und Homer gedehnt schreien zu lassen. Macht er das hier?
Nein. Und das ist der Unterschied.
Man achte auch am Ende darauf, als Homer aus dem Roboter gedrückt wird. Er ist nicht wirklich verletzt, es läuft kein Blut runter. Der Elektroschock-Knopf ist wirklich nur ein mildes Summen. Eine Folge mit diesem Hau-den-Humer-Grundthema zu machen, den Schwerpunkt aber trotzdem auf das Verhältnis Homer/Bart zu legen und noch einen ernsten Subplot mit Lisa mit reinzubringen - das ist in S1x auch eine ungewöhnliche Sache.
Zur Kritik an Aufbau und "Unrealismus" der Folge
In dem eher begrenzten Rahmen, den die beiden Plots haben, sind sie IMO eigentlich schon gelungen. Das ist z.B. in der auf ihre Weise zueinander stimmigen Art der beiden Plotlinien zu sehen, die beide familiäre Themen behandeln. Vergleich das mal mit eher üblichem S1x-Stil, bei dem erstmal 6 - 7 Minuten Unfug kommen (Besuch bei Veranstaltung etc.) und dann zwei Plots aneinander vorbei holpern.
Wenn man sich die Folge von letzter Woche ansieht (der ich eine Note 3 gegeben hatte), dann hatte die neben diversen positiven und leider nur wenig genutzten Eigenschaften das Problem, daß sie sich einfach zu sehr in eine holprige Handlung, Haudrauf-Satire, ständig visuelle Zitate auf dies und das und ein unschlüssiges Ende verzettelt hatte.
Wenn man sich die Folge von gestern ansieht, dann ist sie von Anfang an eben schlicht gehalten, kommt schneller zum Punkt, zieht die Handlungen relativ flüssig durch. Die Handlung selbst ist schlicht, aber das muß ja nicht unbedingt ein Nachteil sein, siehe eben verzettelte "Satire" von letzter Woche. In richtiger Weise kann das so angenehmer sein, als wenn versucht wird, tiefgehende Satire zu machen und es klappt nicht.
Was mir an der gestrigen Ep gut gefällt, ist eben gerade ihre Zurückhaltung, grellen Unrealismus sehe ich hier keinen. Die Katzen sterben quasi normale Haushaltstode, Barts Problem entsteht dadurch, daß er mit dem Fahrrad auf den Hintern fällt und sich blamiert. Ein visueller Gag entsteht dadurch, daß unter einem Laken kein Fahrrad steht, sondern Homer auf zwei Stühlen schläft (nur Homer, keine Promis, keine Aliens, keine sich paarenden Jockey-Elfen.) Das ist mit ein Pluspunkt der Ep.
Ich denke, daß die Folge durchaus Qualitäten hat und beim mehrmaligen Ansehen eher noch besser wird. Da steckt trotz eher schlichtem Ansatz IMO mehr drin als nur "Hau-den-Humer" und tote Katzen.
Chris