Hier sind nun die Segmente zu Folge 175, somit ist diese vollständig (Rahmenhandlung siehe vorheriger Beitrag). Die Stories sind komplett von mir. Wer die komplette Folge am Stück lesen möchte, findet diese auch auf der Webseite im Episodenguide zu Staffel 9.
Geschichte von Alex, Titel "Das Modell" (Handlungsjahr 2512)
Die Geschichte findet in einer bonbonbunten und sauberen Zukunft statt. Handlungsort ist eine hypermoderne Großstadt in Anlehnung an 50er Jahre Fortschritts-Ideen, Cartoonserien wie den Jetsons, Futurama etc. Die Kamera zeigt uns die strahlende Glasfassade des "Ministeriums für Rollenmodelle". Wir sehen Lenina Maybach in einer adretten Uniform, während sie durch einen langen Korridor läuft, der von einer Reihe Plastik-Mannequins gesäumt wird, die alle Stände der Gesellschaft nach modischen Uniformen sortiert darstellen (mit nur marginalen Unterschieden). Aus einem Gespräch im Aufzug wird ersichtlich, daß heute Leninas erster Tag als staatliches Rollenmodell des Ministeriums ist, und sie gleich ihre erste Beratung mit einem "Individuum" hat, dem der richtige Weg aufgezeigt werden soll. Das Individuum in ihrem Büro stellt sich als Alex in schlabbrigen Klamotten heraus.
Es entspinnt sich ein kammerspielartiges Dialogszenario, in dem Lenina versucht, Alex mittels Werbespots und Beweisen von der Notwendigkeit für ein Leben nach den gültigen Regeln zu überzeugen. Allerdings schafft es Alex, argumentativ die Oberhand zu behalten und die beiden brechen zu einer Tour durch das Ministerium und seine Kafka-esquen Archive auf. Hier kann Alex hinter einer riesigen Tresortür den Beweis finden, daß die ganze neue Gesellschaftsordnung auf einem Versandhauskatalog für Stewardessen-Mode aus dem Jahr 1964 aufgebaut wurde. Die Nummer, die überall als Mantra der neuen Gesellschaft steht, ist die Bestellnummer des Katalogs. Als sie zurück in Leninas Büro sind, wird ein Formular gebracht, auf dem Lenina ankreuzen muß, wie weiter mit Alex verfahren werden soll. Nach längerem Zögern macht Lenina einen Haken bei der Überstellung in ein Umerziehungslager. Alex zuckt lächelnd mit den Achseln und wird weggebracht.
Auf dem Gang und in der Eingangshalle beginnt Lenina jedoch, die Umgebung mit anderen Augen wahrzunehmen und mit sich selbst zu hadern. Dies führt schließlich dazu, daß sie ihren Unmut laut herausruft und mit dem hochhakigen Schuh wütend aufstampft. Leider macht sie dies auf dem großen Glassiegel des Ministeriums auf dem Boden. Durch die Spitze des Absatzes bricht das Siegel und Lenina stürzt schreiend in eine bodenlose Tiefe. Die Szene blendet elektronisch surrend aus und wir sehen Lenina, die einen VR-Helm abnimmt. Das ganze Szenario war nur eine virtuelle Prüfung für ihre Zulassung zum staatlichen Rollenmodell - und sie hätte beinahe bestanden. Die Prüfungskommission weist sie an, über ihre Fehler nachzudenken. Nachdem sie gegangen ist, bemerkt die Kommission jedoch, daß die virtuelle Prüfung nicht das übliche Programm war, sondern ein fremdes Programm von außerhalb. Auf dem Gang blickt Lenina auf das (intakte) Siegel am Boden und in ihrer eigenen Reflektion sieht sie Alex. Sie meint zu sich selbst, daß sie nachdenken wird und wirft einen rosa Lippenstift weg. Während sie energisch den Gang mit den Mannequins herunterläuft, folgen lange Reihen von Sicherheitskameras surrend ihrem Weg.
Geschichte von Mike, Titel "Neonlicht" (Handlungsjahr 3012)
Die zweite Geschichte spielt in einer post-apokalyptischen Zukunft, die in einen mittelalterlichen Zustand zurückgefallen ist. Technische Gegenstände und Relikte aus der fortschrittlichen Vergangenheit stehen bedeutungslos herum. Wir sehen eines der Plastik-Mannequins aus der vorherigen Folge angekohlt am Straßenrand stehen, davor stehen Kerzen und Opfergaben. Rick und Mike kommen in einem Pferdewagen einen Waldweg entlang. Es wird ersichtlich, daß beide als Schauleute und Kleingauner unterwegs sind, die den Leuten mit allerlei Vorführungen und Gaunereien die Tauschgüter aus der Tasche ziehen. Unter den Schaustücken ihres "Museums" finden sich Relikte aus der Vergangenheit, z.B. ein Pappaufsteller von Luke Skywalker ("Unbekannte Gottheit") und eine aufblasbare Godzilla-Figur (mit wenig Luft drin), die als von Rick selbst erlegter Drache verkauft wird. Sie kommen in ein stark befestigtes Palisadendorf nahe der Großen Dornenhecke, die die bekannte Welt begrenzt.
Bei einer Vorführung am Abend auf dem Dorfplatz präsentieren Rick und Mike ihr größtes Mysterium: einen knatternden Dieselgenerator, der eine Konstruktion von Glühbirnen und Neonröhren zum Glimmen und Flackern bringt. Dies bringt die Dorfbewohner auf die Idee, daß man das Licht verwenden könnte, um im Wald nahe der Großen Dornenhecke nach dem Rechten zu sehen. Niemand darf dort hin gehen, weil sich Monster und Dämonen im Wald herumtreiben. Der Bürgermeister versucht die Menge von der Idee abzubringen und weist darauf hin, daß niemand zur Hecke geht, weil dahinter das große Feuer brennt. Ominöse bunte Lichtflecken tanzen in der Richtung am bewölkten Nachthimmel und jeder erschaudert. Wider Willen werden Rick und Mike aber dazu gedrängt, mit ihrem Lichterspiel in den Wald zu gehen. Dort stellen sich die Monster im trüben Lampenlicht als schräge Konstrukte und Pappfiguren heraus, die von den Dorfoberen aufgestellt wurden. Niemand soll dorthin gehen. Außerdem hat die Forschung zur Verteidigung gegen den Wald dem Dorf schon so manch positive Erfindung gebracht. Alles soll bleiben, wie es ist. Der Bürgermeister zeigt sein handgemaltes Wahlplakat, in dem die Bürger ermahnt werden, wieder "den Alten" zu wählen.
Rick und Mike bekommen eine Ladung voll Tauschgüter vom Bürgermeister, müssen aber eine theatralische Horrorstory über den Wald erzählen. Was beide auch auf obskure Weise tun, nicht jedoch, ohne daß Mike am Schluß einen Hinweis in Richtung der neugierigen Dorfjugend fallen lässt, der zum Nachforschen einlädt. Am Ende stehen beide im Dämmerlicht mit ihrem Pferdefuhrwerk vor der Großen Dornenhecke. Alle Wege enden hier. Bunte Lichter flackern am Himmel. Als Mike fragt, was hinter der Hecke wäre, entgegnet Rick, daß dort nur mehr Dunkelheit wäre. Er dreht mit dem Wagen um und beide fahren davon. Die Kamera fährt die riesige Hecke hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Dort steht ein Kind mit seinem Großvater und betrachtet die von Stacheldraht gesäumte Hecke. Auf die Frage an den Großvater, was dahinter ist, meint dieser nur, dort wäre alles dunkel. Die beiden gehen und die Kamera folgt ihnen und zoomt nach oben. Wir sehen eine große, moderne Stadt, die sich von der Hecke weg in die andere Richtung bis zum Horizont erstreckt. Die Neonlichter der Straßen werfen bunte Schatten an die Wolken.
Geschichte von Rick, Titel "Die Roboter" (Handlungsjahr 3512)
Die Geschichte spielt in einer fröhlich wirkenden Zukunft. Technologie und Natur sind eine Symbiose eingegangen. Wir sehen eine organisch wirkende Stadt ohne hohe Gebäude in einem grünen und naturnahen Szenario - eine Mischung aus Holz, Bäumen, Glas und bunten Elementen. Menschen schlendern harmonisch die breiten Wege entlang, arbeiten an Kunst und Kultur, wir sehen Pferdewagen, aber auch Gleiter auf Anti-Grav-Schwebefeldern. Jemand schnitzt eine Figur, jemand malt ein Bild, ein anderer Künstler erschafft mittels Technologie eine fließende Skulptur aus reinem Wasser. Was auffällt, ist jedoch, daß jede Person auf der Straße von einer zweiten Figur begleitet wird - einer Figur mit künstlichen Gesichtszügen, die jedoch optisch dem originalen "Besitzer" ähnlich sieht. Es sind eindeutig Roboter. Wir sehen Klaus in einem staubigen Outfit, der die Straße hinunterkommt. Er scheint nervös und unsicher zu sein, die Menschen grüßen ihn aber alle freundlich und bieten ihm Hilfe an. Aus den Gesprächen wird ersichtlich, daß Klaus aus einem der verborgenen Orte kommt, die noch freiwillig auf einem niedrigeren Niveau leben.
Er ist die lange Reise über den Krater angetreten, um zu sehen, wie die Menschen hier leben. Ein Charakter, der sich ihm einfach als "Freund" vorstellt, erklärt Klaus die Lebensgrundlage der Stadt. Jeder Mensch hat hier einen lebenslangen und individuellen Roboterbegleiter namens "id", auf den er mittels eines Implantats seelisch nach der Geburt genau eingemessen wurde. Die Gesellschaft wurde zum Wohl in Herren und Diener aufgeteilt. Die Roboter sorgen für Harmonie und Ausgleich im Inneren der Menschen und werden von einem organischen Computer namens "Gestalt" gesteuert. Er zeigt demonstrativ, wie sein Implantat mit seinem Roboter telephatisch in Kontakt tritt, dabei Wissen und Harmonie vermittelt, und beim Austausch gleichzeitig die Anweisungen zwischen Herren und Dienern abgleicht. Der Roboter verneigt sich nach Übermittlung höflich und lächelt. Klaus sieht sich das Leben in der Stadt an, und obwohl er einige Male in Fettnäpfchen tritt, ist jeder freundlich und heiter.
Auch andere Menschen zeigen ihm, wie sie über das Implantat von ihren Doppelgängern Wissen und Harmonie beziehen und Anweisungen abgleichen. Ein paar eher ungewöhnliche Aussagen fallen Klaus zwar auf, er schiebt diese aber achselzuckend beiseite. Er unterhält sich mit einem Jungen, der eine Holzfigur schnitzt und kommt dabei zu der Einsicht, daß die Stadt hier das wahre Paradies ist. Schließlich lässt er sich von Freund überreden, diesem den Plan zu geben, auf dem der Ort verzeichnet ist, von dem Klaus gekommen ist. Freund verspricht, daß man die Menschen dort holen wird. Bei einem Spaziergang stürzt Freund jedoch und bricht sich den Arm. Klaus wendet sich hilfesuchend an dessen Roboter-Doppelgänger, aber dieser reagiert zuerst nicht auf die Bitte, seinem "Herren" zu helfen. Schließlich sieht der Roboter Klaus lächelnd an und spricht zum ersten Mal: "Sie mißverstehen. Ich bin der Herr..." Das Implantat wird aktiviert und Freund springt lächelnd auf, während sein gebrochener Arm verdreht herunterbaumelt. Der kleine Junge tippt Klaus an und zeigt ihm die fertig geschnitzte Holzfigur: es ist eine Marionette.
Die Szene blendet mit einem verhallenden Schrei aus und zurück in die Rahmenhandlung.
Es gab etwas Kritik an der Reihenfolge bzw. der Zuweisung der Stories zu den Charakteren. Die Pointe am Schluß hatte wohl auch mehr Wirkung, als sie 1940 zum ersten Mal verwendet wurde. Meinungen sind willkommen.
Chris