Ich dachte, ich bin einer der Wenigen, die sich „Die Simpsons – Der Film“ schon am Mittwoch angucken konnten, bis ich erfahren habe, dass in fast allen Kinos in Deutschland um 20 Uhr und in einigen Kinos auch nochmal um 23 Uhr Vorpremieren stattfinden. Und am Donnerstag geht es dann im Stundentakt weiter mit den Simpsons…
Jetzt weiß man, wie sich Bart und Lisa gefühlt haben müssen, als sie erfuhren, dass ihre Lieblingszeichentrickserie „The Itchy & Scratchy Show“ ins Kino kommen. Ganz aufgeregt, fröhlich und gespannt ruft Lisa Bart, der gerade eine James-Bond-Figur in der Mikrowelle erhitzt, zum Fernseher. Beide schauen wie gebannt auf den Trailer und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Genauso ging es mir, als ich erfahren habe, dass die Simpsons endlich ins Kino kommen. Ich habe es mir zwar nie gewünscht bzw. nie mit dem Gedanken gespielt, aber die Idee fand ich schon ganz interessant. Immerhin haben sich die besten Simpsons-Autoren und –Zeichner zusammengefunden, um 2 Jahre lang an einem 87 minütigen Film zu arbeiten. 100 Mal haben sie das Drehbuch geändert und immer wieder an der Endfassung herumgeschnippelt, bis es zu ihrer vollsten Befriedigung war. Und das, was dabei entstanden ist, kann sich wirklich sehen lassen. Zum Glück hatte ich die Gelegenheit, ganz im Gegensatz zu Bart, den Film meiner Lieblingszeichentrickserie auch wirklich zu sehen. Und da ich auch gleich dabei bin: Müsste es denn nicht eigentlich auch ein Buch zum Film geben? Immerhin hat ja Bart auch den dicken Wälzer zu „The Itchy & Scratchy Movie“ gelesen oder es zumindest versucht. Aber ansonsten kann man sich über Merchandising-Artikel nicht beschweren: Der Soundtrack kommt am 27.Juli in den Handel, auf dem sogar eine von Green Day aufgenommene Version des „Simpsons-Theme“ zu hören ist, und auf die DVD brauchen wir sicherlich auch nicht mehr lange zu warten. Aber ich will hier ja nicht die Fan-Artikel bewerten, sondern den Film. Er lässt sich mit folgenden Worten recht gut beschreiben: lustig, traurig, romantisch, aggressiv, neu, alt, intim und vor allem gelb. Das alles in einem Film!
Der Movie mit der schrecklichen deutschen Betitelung „Die Simpsons – Der Film“ – „Der Simpsons-Film“ hätte es auch getan - startet sogar schon im Vorspann von 20th Century Fox mit Ralph Wiggum, der die berühmte FOX-Melodie nachträllerte. Ein schöner Einstieg, aber es kommt noch besser. Die Simpsons sitzen im Kino und schauen sich ihren Lieblings-Animationsfilm an: „Itchy & Scratchy“. In diesem attackiert Präsident Itchy den „Kater im Mond“ mit Raketen, die alle in Scratchys Körper landen und diesen aufblähen. Schon am Anfang merkt man, wie sich wohl der ganze Film abspielen wird. Ganz viele Sketche, meistens Handlungsgag, doch die Gags, bei denen man etwas nachdenken muss bis man die Pointe versteht sind viel zu kurz gekommen. Und das ist es ja, wovor sich alle Sorgen gemacht haben. Der Film sollte eben bei allen Anklang finden, aber wenn sogar ältere Zuschauer über die aufgeblähte Katze lachten, ist dieses Problem doch wohl nicht mehr präsent. Nachdem Homer den Kinozuschauer beleidigt, weil er sich etwas anguckt, was er zu Hause auch umsonst gucken kann, geht auch schon mit einer veränderten Version des Simpsons-Theme los, der schließlich bei Green Day endet, die auf einem Boot ein Konzert im Springfield Lake geben. Als die Band schließlich das Thema Umweltschutz anspricht, stößt sie bei den Springfieldianern auf wenig Zuspruch. Das sollte sie aber, immerhin frisst der völlig verdreckte See das Boot auf und Green Day verabschiedet sich à la Titanic in die Tiefen der See. Als die Simpsons zu ihrem sonntägigen Gottesdienst zu spät kommen, erlangt Grandpa eine Erleuchtung und warnt alle davor, dass etwas Furchtbares über Springfield hereinbrechen wird. Er nennt Worte wie Ringelschwanz und EPA und natürlich bringt Homer daraufhin ein Ringelschwänzchen nach Hause: ein Schwein, das er vor dem Metzger gerettet hat. Das beunruhigt Marge natürlich sehr. Lisa versucht sich währenddessen aktiv für den Springfield-Lake einzusetzen, aber auch sie findet keinen Zuspruch bei den Einwohner Springfields. Bis sie einen irländsichen Jungen trifft, der die gleichen Interessen hat, wie sie. Lisa verliebt sich in ihn. Daraufhin schaffen sie es eine ca. 2 Meter hohe Mauer um den See bauen zu lassen, die davor abbringen soll, weiteren Müll dort hineinzuwerfen. Nur Homer Simpson muss Springfield wieder ins Verderben reißen, als er ein Silo mit den Exkrementen seines Spider-Schweins in den See kippt. Dieser bringt jetzt ein mehräugiges Mutanten-Eichhörnchen hervor, das sofort von der Amerikanischen Umweltschutzbehörde (EPA) untersucht wird. Präsident Schwarzenegger veranlasst daraufhin eine Glaskuppel über Springfield zu legen, damit sie nicht noch die ganze Welt zerstören, so, wie sie es mit ihren See gemacht haben. Die Stadt verschwindet kurz darauf auf allen Landkarten. Damit beginnt der Kampf der Springfieldianer gegen die Glaskuppel und der Simpsons gegen die EPA und ganz Springfield. Durch ein Erdloch, das ihr ganzes Haus zerstört, gelingt es ihnen, die Glaskuppel zu verlassen. Sie reisen mit einem Auto, dass Homer gewonnen hat, weil er mit einem Motorrad einen Looping in einer Gitterkugel hingelegt hat, nach Alaska, doch Marge und ihre Kinder wollen wieder zurück nach Springfield, um die Stadt vor der völligen Zerstörung durch die EPA zu retten (Die Umweltschutzbehörde will die Kleinstadt mit einer Bombe eliminieren). Homer bleibt allein zurück, doch er reist nach, nachdem er das von Marge überspielte Hochzeitsvideo mit einer Botschaft von ihr findet. Nach einer waghalsigen Erklimmung der Kuppel, stürzt Homer nicht nur schon wieder alle ins Verderben, sondern findet auch seine Familie wieder. Kurz darauf bleibt ihm nichts anderes übrig, als die Bombe aus der Kugel zu werfen, was ihm mit Barts Hilfe auch gelingt. Danach stürzt sogar noch die Kuppel ein und Springfield ist wieder frei. In diesem Happy End bauen die Simpsons ihr neues Häuschen auf… Wie man sieht, stimmt die Handlung nicht ganz mit den Inhaltsangaben der Presse überein.
Viele haben gesagt, dass der Film überhaupt nicht mit einer TV-Episode zu vergleichen ist. Dem kann ich aber überhaupt nicht zustimmen. Der Film hat sich so einfach „durchgesehen“. So schnell, wie er begonnen hat, hat er auch schon wieder geendet. Genauso, wie eine Fernsehfolge. Der Film war eindeutig viel zu kurz. Viele Szenen hätten besser und vor allem länger ausgebaut werden sollen. Das hätte dem Film überhaupt nicht geschadet, denn Langweile kam überhaupt nicht auf. Spannung von der ersten bis zur letzten Minute. Zu sehen waren auch einige Sketche, die einfach aus alten Simpsons-Episoden geklaut wurden. Zum Beispiel die Szene, in der Krusty einen Werbespot für seinen „Krusty-Burger“ dreht. Nachdem alles im Kasten ist, spuckt er den Burger wieder aus und beschwert sich über den Geschmack.
Die Handlung ist relativ typisch für die Simpsons: Ein bisschen Witz, ein bisschen Aggressivität, ein bisschen Liebe, aber Action ist was ganz neues, zumindest in dem Maße wie es der Film zeigt. Wer den Simpsons schon seit der ersten Minute treu ist, versteht den Film sicherlich auch ein wenig besser. Es gibt dort zum Beispiel die Szene, in der Homer und Bart mit einem Motorrad die Springfield-Schlucht überfliegen. Sie schaffen es, dank Barts Schleuder sogar. Eine schöne Anlehnung an die Folge, in der Homer über die Schlucht springt, es aber nicht schafft. Im Kinofilm war sogar noch der zerstörte Krankenwagen aus dieser Folge zu sehen! Das ist ein echter Pluspunkt. Die Simpsons altern nicht, erinnern sich aber an frühere Ereignisse. Obwohl das völlig absurd ist, ist es doch typisch. Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass vieles an die Episoden gelehnt war, d.h. immer hat mich irgendetwas an eine Folge erinnert. Ich weiß nicht, ob ich das positiv oder negativ bewerten soll. Entweder ist es die Einfallslosigkeit der Autoren oder völlig beabsichtigt, um nicht ganz vom Fernsehen abzuweichen. Aber immerhin kamen mir die Simpsons überhaupt nicht fremd vor, sondern gewohnt und das gefällt mir, obwohl es schon ein sehr seltsames Gefühl war die Simpsons auf Leinwand zu sehen. An die computererstellten Hintergründe muss man sich auch erst gewöhnen. Es wurde eben nichts gescheut, damit dieser Film allen gefällt. Ich kann im Nachhinein auch nicht sagen, ob dieser Film das Zeug dazu hat, der erfolgreichste Film Allerzeiten zu werden. Sicherlich, denn den Film sehen auch viele Nicht-Simpsons-Fans und die haben nicht so große Ansprüche und Erwartungen, wie ein Simpsons-Fan.
Die Synchronisation war gut, aber nicht sehr gut. Im Original klingt eben alles ein wenig besser. Gut war auch, dass alle englischen Schriftzüge mit übersetzt wurden. Für mich ist dieser Punkt nicht so wichtig, aber sicherlich für das jüngere Publikum. In der Vorpremiere saßen recht viele junge Leute. Ich würde sagen, ab 12 aufwärts aber auch älter, d.h. um die 30 oder 40 Jahre alt. Das zeigt mal wieder, wie zeitlos die Simpsons sind. Wirklich jeder konnte da lachen. Es waren sogar Gags dabei, die nicht jeder verstand. In den Trailern hat man leider zu viel vom Film gesehen und leider auch die besten Szenen. Da wusste man immer schon was passiert und konnte nun eben nicht mehr so herzhaft lachen, wie bei den Trailern. Auch die ganzen Filmausschnitte im Fernsehen haben zu viel verraten. Aber alles was in den Trailern zu sehen ist, ist auch im Film zu sehen, außer kleinere Schnitte (die Mr-Burns-Szene). Für alle die, die sich diesen Film noch angucken werden: Unbedingt bis zum Schluss bleiben, d.h. den gesamten Abspann genießen. Da spricht Maggie ihr zweites Wort (für die Simpsons das erste Wort, da sie ja nicht gehört haben wie Maggie „Daddy“ gesagt hat) und es warten noch tolle Gags. Und eine Fortsetzung ist ja auch nicht ausgeschlossen. Sollte es wirklich zu so einer kommen, hoffe ich mal, das sich die Produzenten die Kritiken zu Herzen nehmen und den Film noch besser machen, denn da ist noch einiges herauszuholen. Sowohl von der Handlung, wie auch von der Länge…
Nach reiflicher Überlegung und Besinnung werde ich dem Film 13 Punkte geben, also eine 1-.
Punkte:[13]