Oh, man merkt, dass du dich kaum mit Stella anatium beschäftigt. Allein die Frage "Wen soll man denn dann von den aktuellen Schreibern gut finden?"
Ok, ich mag auch nicht alle neueren Autoren, aber das beschränkt sich eigentlich auf Namen wie Pat & Carol McGreal oder Fließbandauswürfe wie die von Spectrum Associates. Was haben wird dem entgegenzusetzen? Mun, vor allem Namen wie Hedman, Paul Halas, Gorm Transgaard (den ich sogar für einen der besten halte), John Lustig (ebenfalls ein Genie) und auch Kari Korhonen (wie könnte ich den vergessen!)
Nicht zu vergessen solche Kombie-Genies, die beides drauf haben, Text und Zeichnung: William van Horn (Schöpfer von Figuren wie Dietram Duck), Marco Rota (seine Donegal-Serie ist für mich ein echtes Highlight des Disney-Kosmos), Daan Jippes (den Halbgott aus Holland, der seinen barksigen Zeichenstil über die Jahre zur Perfektion gebracht hat), oh, und Kari Korhonen dürfte ich in diese Kategorie nochmal nennen, den ab und an zeichnet er auch selber. Ach ja, auch den kürzlich verstorbenen Scarpa muss man hier in jedem Fall noch erwähnen.
Alles Leute, vor deren Arbeit ich mehr Respekt habe, als vor dem staubtrockenen Keno Hugo Don Rosa.
Dann noch diese Aussage: "Micky Maus hat ja inzwischen schon bei jedem Schreiber die gleiche Entwicklung wie Homer Simpson genommen." Das stimmt hinten wie vorne nicht. Micky Maus wurde eine Roßkuhr verpasst, um das biedere Image, welches ihm Paul Murry und noch vielmehr Tello verpasst haben, wieder abzugewöhnen und ihn wieder auf die Spuren seines geistigen Vaters Floyd Gottfredsons zu bringen. Der Versuch beschränkt sich auf den dänischen Lizenznehmer und ist - in soweit stimme ich zu - im Taschenbuchbereich teilweise nach hinten losgegangen. Aber mittlerweile fängt man sich auch dort wieder. (Nur leider mangelt es dort an guten Zeichnern, aber das ist eine andere Sache.) Im Heftbereich ging der Übergang fließend. Und bei solchen Top-Zeichnern wie Noël van Horn, Rodriques oder Ferioli kann da auch kaum was schief gehen. Im Vergleich zu dem alten spießigen Privatdetektiv, der die Schurken schon an den heruntergezogenen Augenbrauen erkennt und gelegentlich seinen Blitztransporten nachgeht (*gähn*) wurde ein wahres Wunder vollbracht.
Und dann Rosa. Völlig steife Zeichnungen, ein völlig undynamischer Strich, der seine Zeichenschwächen dadurch zu übertünchen versucht, dass er seine Bilder derart überlädt, dass man Hinter- nicht von Vordergrund zu unterscheiden weiß. Seine Enten sind undynamisch und ausdruckslos. Wenn man bedenkt, wieviel Ausdruck andere Zeichner (ich führe hier mal die Gebrüder Heymanns als Beispiele an) ihren Enten verpasst haben. Bei ihm immer nur die selben starren Enten.
Seine Storys sind starr wie die neuste Geschichtsdokumentation im History-kanal, der Leser wird so voll mit Fakten und Erklärungen geschüttet, dass es keinen Spaß mehr macht, die Seiten seiner Geschichten umzublättern. Seine Art von Kontinuität passt mir auch nicht in den Kram: Barks Werke waren für sich abgeschlossene Geschichten; warum muss er sie durch seine fantasielosen Fortsetzungen zu zerstören versuchen? Ich denke voll Schmerz etwa an "Gyro Gearloose - His first invention" zurück, welche das wunderbare Ende von "Weihnachten in Kummersdorf" einfach abwürgte. Und seine eigenen Geschichten werden auch von Fortsetzung zu Fortsetzung langatmiger. "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" war schon recht zäh, wird aber vom "Schwarzen Ritter" unterboten, nur um von dessen nächsten Fortsetzung "Der Schwarze ritter sprotzt wieder" nochmals untertroffen zu werden. Selbst die Drei Caballeros-Geschichte, welche mir, als Kenner und Liebhaber des Films und einiger der alten Comics, recht gut gefiel, wurde mir dank seiner später erschienene Fortsetzung wiedermal vermießt.
Überhaupt, hat es Rosa jemals geschafft, eine Geschichte zu zeichnen, auf die er später keine Fortsetzung aufbauen lassen wird? Abgesehen natürlich von Geschichten, die selber Fortsetzungen sind!
Rosa scheint die Charaktere nicht zu verstehen. Dagobert mutiert zu einem Zyniker, der nur aus Abenteuerlust in die weite Welt reißt und Donald darf dann bei ihm den Pausenclown spielen oder schlimmer, den ganzen Comic vor dem Fernseher hängen und sich Raumschiff Entenschweif anschauen. (Siehe die die Bibliothek von Alexandria-Geschichte)
Am übelsten rechne ich aber Don Rosa aber Sein Leben, Seine Milliarden an, welche den ganzen Mythos um Dagobert kaputt zu machen ersuchte. Und noch heute belästigt er den werten Leser mit willkürlichen Zusatzkapiteln.
Schon Carl Barks hatte sich kritisch zu Sein Leben, seine Milliarden geäußert: 'I wish he hadn't done that story. Scrooge was more interesting as a mystical person. Don Rosa tries to show all the screws and bolts in Scrooge's life, so you can see how the mashinery moves. It is boring.'
Zitat
Eigentlich mag ich die Comics sogar noch lieber als die von Carl Barks, aber diese Blasphemie verzeiht mir sicher keiner
Ich nicht, so viel steht fest!
Lies dir mal Familie Duck auf Nordpolfahrt durch. Sieh dir mal die Panel an, in denen Donald über das Schicksal seines von ihm auf die falsche Fährte geschickten Cousins nachdenkt. Könnte ein Don Rosa so viel Ausdruck, so viel Emotion ohne Text auf so wenigen Panels unterbringen? Nein! Bei ihm braucht's eine seitenlange Ausheulszene wie bei "A letter from home or the old castle's other secret" (Mit solchen Titeln kommt auch wirklich nur Don Roßhaar durch!). Banal!