Abtreibung, Mord, Moral und Strafrecht

  • Vor einigen Tagen meinte unser Professor, er müsse uns unbedingt in eine Diskussion verwickeln, in dem er provokativ die Abtreibung eines Ungeborenen als moralisch verwerflich betitelte.


    Da ich mir, um ehrlich zu sein, darüber noch nie wirklich Gedanken machte und ich hoffe niemals mit meiner Freundin in eine solche Situation zu kommen, konnte ich nicht wirklich mitargumentieren.


    Wahrscheinlich geht es den meisten hier genauso, trotzdem würde ich gerne diese Diskussion fortsetzen.


    Warum ist eine Abtreibung moralisch tolerabel während Mord strafbar ist? Wird dort nicht ebenso ein Menschenleben getötet. Hätte nicht auch dieses Kind ein Recht auf Leben gehabt?


    Außerdem würde ich gerne speziell von den weiblichen Usern wissen, ob für sie so etwas moralisch vertretbar wäre und in welcher Situation sie sich befinden müssten, um eine Abtreibung durchzuführen und nicht das eigene Kind zu gebären.


    Niemand eine solche Entscheidung wünschend,
    Stephan Münzing

    `Bescheiden bleiben, Ruhe reinbringen, es plätschern lassen und frei nach Franz Beckenbauer: Nur nicht im letzten Spiel die Taktik ändern.`

  • Natürlich habe ich mich schon damit auseinandergesetzt.
    Ich glaube, wenn ich jetzt schwanger würde, ich würde nicht abtreiben. Weil ich weis, dass alle hinter mir stehen würden, besonders meine Eltern. Weil ich mir sicher sein kann, dass ich zum Beispiel die Schule fertig machen könnte, weil meine Mutter mich unterstüzten würde.
    In letzter Zeit ist diese Schutz des ungeborenen Lebens Diskussion ja wieder aktuell, die Sache mit dem therapeutischen Klonen hat ja eigentlich genau die gleiche Problematik hinter sich: ist dieser kleine Zellhaufen ein richtiger Mensch? Wenn ja, und laut Verfassung ist er das (da steht ja schließlich: "Die Würde des Menschen ist unantastbar", da steht nichts davon das ein Leben nur dann schützenswert ist, wenn derjenige laufen, sprechen oder denken kann. Der Punkt ist ja schließlich, dass aus diesem Zellhaufen mal ein Mensch wird, der rückblickend über diesen Zellhaufen als "ich" sprechen wird.
    Trotzdem bin ich ganz klar eine Befürworterin der Abtreibung. Jede Frau sollte selbst das Recht haben, zu entscheiden was mit ihrem Leben vor sich geht. Und wenn eine Frau für sich entscheidet, zu einem speziellen Zeitpunkt in ihrem Leben kein Kind bekommen zu wollen, dann wird sie das auch nicht tun. Als die Abtreibung noch illegal war, hatte dieser Sachverhalt wirklich schlimme Folgen, die Praktiken dieser sogenannten "Engelsmacherinnen" will ich jetzt wirklich nicht näher erläutern...

  • Das Ungeborene ist ganz sicher ein Mensch.
    (1) Doch es hat nach meiner Ansicht nich ein Recht auf Leben.
    Dieses Recht leitet sich vom Bewußtsein her.
    Einem bewußloses Leben (wie ein Ungeborenes bis zu einem bestimmten, bestimmbaren Zeitpunkt) unterscheidet sich von
    einem Stein höchstens in der chemischen Komplexität. Es gibt niemanden für den dieses Recht also gelten sollte.


    (2) Es ist mit unserer Achtung vor dem Menschen durchaus
    vereinbar Etwas zu vernichten was das Potenzial hat
    Mensch zu werden. Unvereinbar ist die Zumutung einen
    Menschen als ungewollt heranwachsen zu lassen.


    Edit:
    Wer würde tatsächlich von einem Zellhaufen als ich sprechen?
    Ich frühestens von dem Punkt meiner psychologischen nicht meiner physischen Entwicklung. Ich spreche von meinem ich von da an wo ich dieses auch wahrgenommen habe. Das Sein des Ich besteht in der eigenen Wahrnehmung desselben. Ohne Bewußtsein kein Ich.

  • Zitat

    Original von Die Königin der Debilen
    Ich glaube, wenn ich jetzt schwanger würde, ich würde nicht abtreiben. Weil ich weis, dass alle hinter mir stehen würden, besonders meine Eltern. Weil ich mir sicher sein kann, dass ich zum Beispiel die Schule fertig machen könnte, weil meine Mutter mich unterstüzten würde.


    Ist bei mir ganz genauso.
    Abtreiben würde ich nicht, wenns passieren würde. Ich pass zwar gut auf, dass auch nix passiert aber Abtreiben empfinde ich als Mord.
    Viele Frauen sagen, sie wollen das Kind nicht doch wenns dann geboren ist, wollen sies auf einmal doch haben.


    Wenn ich einmal abtreiben würde, was wirklich das Recht jeder Frau ist, dann könnte ich mir das sicher mein ganzes Leben lang nicht verzeihen.


    Aber irgendwie kann ich die Frauen verstehen, die abtreiben. Heutzutage kann mans sich ja so gut wie gar nicht mehr leisten, wenn man nicht gerade super verdient. Viele wollen ein Kind gar nicht erst in die Welt setzen aus Angst, im kein gutes Leben bieten zu können oder wenn man die Gewissheit hat, seinen Job zu verlieren, wenn man ein Kind bekommt. Wenns am Geld liegt, ist das wirklich sehr schade, das wird der Bevölkerung Deutschlands nicht unbedingt gut tun.


    Wie gesagt, ich persönlich würds nicht machen, aber bei dieser Angelegenheit scheiden sich die Geister. Sollte eine Abtreibung wirklich nur dann durchgeführt werden wenn man die Gewissheit hat, das das Kind schwer behindert sein wird und niemals ein normales und schönes Leben haben wird? Dann vielleicht. Wenn man aber einem voraussichtlich gesundem Menschenleben von vornherein keine Chance geben möchte, dann finde ich das nicht gut.

  • Zitat

    Einem bewußloses Leben (wie ein Ungeborenes bis zu einem bestimmten, bestimmbaren Zeitpunkt) unterscheidet sich von
    einem Stein höchstens in der chemischen Komplexität. Es gibt niemanden für den dieses Recht also gelten sollte.


    Trotzdem muss man sich die Frage stellen, ob es moralisch vertretbar ist, denn auch wenn es zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch kein Mensch ist, so weiß jeder, dass daraus einer werden würde. Und der würde dann ungefähr 80 Jahre lang leben.


    Zitat

    deshalb sollte man lieber einen fötus töten dürfen, als ein geborenes kind. auch der mutter zuliebe.


    Es gibt immer noch die Option der Babyklappen oder der Adoption.

    `Bescheiden bleiben, Ruhe reinbringen, es plätschern lassen und frei nach Franz Beckenbauer: Nur nicht im letzten Spiel die Taktik ändern.`

  • Zitat

    Original von Stephan Münzing
    Es gibt immer noch die Option der Babyklappen oder der Adoption.


    da wird sich das kind aber freuen...

    Zitat

    Wieso sollte es sich da nicht freuen? In der Realität kommt es, zumindest in Deutschland, nämlich selten vor, dass adoptierte Kinder schlecht(er) behandelt werden.


    keine frage, sie werden gut behandelt. aber ich kann mir vorstellen, dass sowas wie mutterinstinkt und dieser kram, der sich in den ersten lebensmonaten ausbildet, beim aufwachsen im weg steht.

  • Wieso sollte es sich da nicht freuen? In der Realität kommt es, zumindest in Deutschland, nämlich selten vor, dass adoptierte Kinder schlecht(er) behandelt werden.


    Zitat

    keine frage, sie werden gut behandelt. aber ich kann mir vorstellen, dass sowas wie mutterinstinkt und dieser kram, der sich in den ersten lebensmonaten ausbildet, beim aufwachsen im weg steht.


    Kannst du das bitte etwas genauer formulieren? Du meinst dem Kind könnte es schlecht gehen, weil es keine Mutter hat?

    `Bescheiden bleiben, Ruhe reinbringen, es plätschern lassen und frei nach Franz Beckenbauer: Nur nicht im letzten Spiel die Taktik ändern.`

    Dieser Beitrag wurde bereits 1 Mal editiert, zuletzt von Stephan Münzing ()

  • Zitat

    Original von Stephan Münzing


    Trotzdem muss man sich die Frage stellen, ob es moralisch vertretbar ist, denn auch wenn es zu diesem Zeitpunkt vielleicht noch kein Mensch ist, so weiß jeder, dass daraus einer werden würde. Und der würde dann ungefähr 80 Jahre lang leben.


    Du hättest schon viele Kinder zeugen können, die einmal auf ihr langes Leben zurückblicken und sagen würden: "Ach, es ist gut da´ß es mich gibt." Da das dich wahrscheinlich nicht überzeugt, sag mir wo da der Unterschied ist.

  • ich bin für die Abtreibung, denn ich denke auch, dass man sein Leben selbst bestimmen darf, und einem eben ein Kind das leben "zerstören" würde. Außerdem wenn das Kind auf die Welt kommt, wird es dann sicher schlecht behandelt. dazu wurde ja gesagt, dass es Adoption und babyklappen gibt, aber wenn man nicht bei seinen Eltern aufwächst ist das bestimmt auch nicht schön. Denn diese Menschen gehen dann später in Talkshows, und nerven einem, dass sie ihre Eltern suchen. Es geht nicht darum ,dass sie dann in Talkshows gehen, sondern die Psyche wird gestört. Deshalb sollte lieber ein Kind abgetrieben werde, wobei es sowieso nichts spürt, als eine schwere Zukunft zu haben.