Zukunft von Staffel 9

  • Den Beitrag aus dem Blog gerne auch hier. Schließlich sind die Chancen auf Antworten hier vermutlich genauso groß, wie dort (Beitrag ist leicht gekürzt wegen 10.000-Zeichen-Problem).


    Wie der Vielzahl der interessierten Leser (also allen beiden ;-)) aufgefallen sein dürfte, geht im Moment mit neuen Folgenideen wieder nichts voran. Ich stecke nach der monumentalen Melissa-Nummer mal wieder in der S9-Krise und nichts erscheint mir geeignet und gut genug. Mit "I, Pet" hatten wir bereits einen Durchhänger und ich mag nicht noch mehr produzieren.


    Ich habe mir die bisherigen 166 Folgenideen mal wieder durchgelesen und fragte mich dabei selbst manchmal, wie ich damals nur auf diese Ideen gekommen bin bzw. wo ich die Inspiration für all die Jahre gefunden habe. Im Moment hapert es in jedem Fall daran. Ich habe auch einen nachdenklichen Blick auf "Flub und Mona fahren Boot" aus Staffel 8 geworfen, der Folge, bei der ich schon einmal die Serie mangels Ideen unterbrochen habe. In der Tat war die Folge für mich auch irgendwie eine eher persönliche Reflektion über das Schreiben an sich bzw. über das Erschaffen von Welten im Angesicht der Dunkelheit des 21. Jahrhunderts. Letztlich hat es mir aber auch irgendwie geholfen, denn wie für Flub und Mona sollte es hinter der Flußbiegung immer ein Licht geben. Es ist sicher irgendwo, aber ich gebe zu, daß ich es im Moment nicht recht sehen kann. Aber es ging damals ja auch weiter, auch wenn es wohl bis "Time in A Bottle" gedauert hatte, bis ich (für mich) wieder den wahren Silberstreif am Horizont gesehen habe.


    Vielleicht ist es nach 166 Ideen auch einfach soweit, daß wirklich nur noch ein Co-Autor weiterhelfen könnte, der sich aktiv einbringt und auch Stories für sich allein oder in Zusammenarbeit ausarbeitet? Um aber zu zeigen, daß ich nicht ganz untätig bin, hier mal einige Storyansätze (nicht alle), die mir für Staffel 9 so im Kopf herumgehen. Das ist holprig geschrieben und halbfertig, aber vielleicht hat ja jemand ergänzende Meinungen und Ideen dazu.


    Mit der London-Folge mit Klaus und Randolf bin ich noch nicht sonderlich weiter. Sie sollte bei einem Abendessen bei Randolf beginnen, bei dem beide ihren Freunden erzählen, was während ihrer Abwesenheit zwischen Staffel 8 und 9 geschehen ist. Demnach hat Klaus Randolf nach längerer Suche in London gefunden, wo dieser wiederum auf der Suche nach Ringo Starr war. Denn wie wir alle aus den Beatles-Filmen wissen, war Ringo immer der Hausel für die anderen Beatles, bevor er später selbst ein respektierter Musiker geworden ist. Und weil sich Randolf nun genauso fühlt, will er mit Ringo sprechen und erhofft sich von ihm weisen Rat. Bei der Suche nach Ringo geraten die beiden in ein obskures Spionage-Abenteuer im poppig bunten Swinging-Sixties-Stil, in dem entweder per Song oder per Dialogzitat zahlreiche Beatles-Lieder auftauchen (visuell wäre auch eine Referenz Marke Yellow Submarine sehr nett.)


    Am Ende finden die beiden dann nach schrägen Abenteuern heraus, daß sie die ganze Zeit nur an einer Reality-Show der BBC teilgenommen haben und ständig gefilmt worden sind. Co-Moderator der Show ist Ringo Starr. Randolf klagt ihm sein Leid und Ringo hört scheinbar aufmerksam zu, sagt aber dann am Schluß nur achselzuckend, daß er kein Deutsch versteht. Er hat aber doch noch einen Rat für Randolf, der da lautet: "It don´t come easy...". Erstaunlicherweise ist Randolf mit dem Rat durchaus zufrieden und die Beiden kehren nach Bruchbach zurück. Auf die Frage von Rick, was sie denn mit dem Preisgeld der Show gemacht haben, führt sie Randolf nach unten in den Keller und zeigt ihnen die gefüllten Regale seiner fast vollständig zurückgekauften Plattensammlung. Soweit die Idee. Es gefällt mir aber nicht recht, diese ganze Realityshow-Sache hat so einen Simpsons-S1x-Vibe. Oder könnte man doch was daraus machen?


    Eine andere Folgenidee wäre eine Art von Rashomon-artiger Segmentfolge, also eine Story, bei der sich eine gesamte Wahrheit (?) erst durch die Erzählungen mehrerer Personen ergibt. Ich hatte da irgendwie an eine Parodie auf Roswell und 50s-Paranoia-SciFi-Filme gedacht, die mit einem düsteren Fernsehreport im privaten Mystery-TV beginnt - der dramatisch von einem vertuschten UFO-Crash bei Bruchbach berichtet. Leute beobachten einen Feuerball am Himmel, ein Förster findet ein Feld voller Trümmer, in einem gefrorenen Fischweiher klafft ein kreisrundes Loch aus dem eine metallische Rückenflosse ragt, der Bestatter in Bruchbach bekommt einen mysteriösen Anruf von Leuten, die wissen möchten, wie man verbranntes Fleisch konservieren kann etc etc. Als jedoch an dem Vorfall beteiligte Personen (Rick, Mike, Martin, Alex etc.) in der TV-Sendung näher befragt werden, ergibt sich ein völlig anderes Bild zu den Beweisen.


    Alles nahm seinen Anfang, als Alex eine Einladung zum Essen an ihre Freunde verschickte. Und weil sich jeder auf seine Weise vor ihren arg bescheidenen Kochkünsten drücken wollte, entstanden Verwicklungen, die im Zusammenspiel die ganzen Beweise der vermeintlichen UFO-Bruchlandung bewirkten. Rein für die Balance eine lockere Spaßfolge ohne große Aussage (eventuell eine zum Thema, daß viele Einzelbeweise ohne Kontext noch keine Wahrheit ausmachen).


    Eine weitere Handlungsidee zu einer "inner space"-Charakterfolge sollte sich um einen Charakter (Klaus?) drehen, der die Veränderungen in seiner Heimatstadt nicht mehr mit ansehen mag. Überall werden Orte der Vergangenheit abgerissen und umplaniert, Wälder und Wiesen verschwinden. Atmosphäre von Orten und Teilen der Stadt verweht im Geist von Fortschritt mittels Abrisskugel (das fügt sich auch in Elemente der Mythology ein). Weil die Orte der Vergangenheit auch in der Erinnerung immer mehr verblassen, begibt sich unser Charakter zu einer experimentellen "Regressionstherapie" mittels Hypnose zur Verstärkung der Gedächtniswelt als Fluchtort. Das geht schief und unser Protagonist hat nun das Problem, daß er die Welt nicht mehr so sieht, wie sie ist, sondern so, wie sie vor 30 Jahren war.


    Was natürlich ein Problem ist, wenn man z.B. Wege und Brücken und alte Orte sieht, wo keine mehr sind oder das alte Strandbad, wo nun genormte Wohnhäuser stehen. Es ist also an seinen Freunden, den Charakter durch die Stadt und humoristische Verwicklungen zu bugsieren, und ihm zu helfen, etwas Wichtiges zu Ende zu bringen, bevor die Wirkung der mißglückten Therapie verflogen ist. Das ist ein Thema, daß nicht unbedingt neu ist, wir hatten es z.B. schon vor Jahren in "Child at Heart" oder in gewisser Weise auch in "Purple Rose". Es ist dennoch immer wieder ein interessanter Ansatz, eine Story zu machen, bei der Grenzen zwischen subjektiver und objektiver Realität verschwimmen. Inwiefern es eine 25-minütige Handlung trägt, ist aber eine andere Frage. Als Arbeitstitel hatte ich eventuell "The Yesterday Glasses" in Betracht gezogen.


    Last but not least steht auch die Asexualitäts-Folge mit Alex noch in der Warteschlange, die vielleicht thematisch etwas konkreter und/oder gewagter werden sollte, also bisherige Folgen zum Thema.


    Einen Ansatz hätte ich eventuell in der Mythology gefunden, in der Alex doch an einem seltsamen antennenartigen Gerät zeichnet und baut, das später noch Relevanz hat. Als ihr beim Rumwerkeln im Keller ausgerechnet ein wichtiges Bauteil dafür fehlt, macht sie sich auf die Suche und fragt in der Stadt herum, ob jemand so ein kleines zylindrisches Gerät mit einem Elektromotor gesehen hat, daß man an passender Stelle reinschieben kann. Was schnell eine allgemeine Belustigung auslöst und quer durch Klatsch, Hitradio, Presse und die sozialen Netzwerke zu der Meldung führt, daß ein "heißes Babe" ihren Vibrator verloren hat und dem Finder bestimmt so dankbar sein würde, daß sich das Finden erübrigen würde. Schnell sind Hunderte von Jungs auf der Suche und die Enttäuschung ist groß, als sich alles als Falschmeldung herausstellt. Alex ist sauer darüber, daß man mit "solchen Themen" sofort die Masse mobilisieren kann, für wichtigere Dinge aber kaum jemand je Interesse zeigt. Die Menge ist allerdings nur verwundert darüber, daß Alex scheinbar überhaupt nicht klar war, was sie da ständig gesagt hat. Das amüsierte Tuscheln geht weiter.


    Aus dieser Situation heraus muß sich Alex wieder dem Thema stellen, daß sie von Sex und verwandten Themen keine Ahnung und Interesse hat - und das trotz ihres ideellen "Ursprungs" in der 68er Generation. Wenn sie die Menschen der Stadt retten will (vor was auch immer), wäre es dann nicht hilfreicher, auch zu verstehen, was die Menschen zum Ticken bringt, anstatt im Keller an seltsamen Gebilden und Theorien zu basteln? Mittels Rückblenden auf vorherige Folgen mit dem Thema sollte klar werden, daß sie sich bisher immer vor einer echten Tat oder Entscheidung gedrückt hat. Irgendwie sollte auch "Forbidden Planet" wieder als Rückbezug auftauchen (und "Jonbar"). Hier fasert die Folge aber dann etwas aus und außer Blabla finde ich keine echte Handlung. Fantasy- und Traumszenen zur Illustration? Subtile Gleichsetzung von Gleichschaltung durch Kapitalismus, Werbung und Rollenklischees mit "sex sells"-Taktiken? Irgendetwas, was die bisherigen Folgen zum Thema noch nicht gesagt haben? Eine motivierte Entscheidung zum Schluß? Einen Subplot, um das ganze Thema aufzulockern? Little help? Als Arbeitstitel hatte ich "Der kleine Tod" in Betracht gezogen.


    Außerdem sollte es natürlich mit der Mythology weitergehen. Hier haben wir schon einige wichtige Hinweise (ja, es gibt tatsächlich etwas Relevantes von dem Ort oberhalb der Stadt aus zu sehen). Eine Doppelfolge der Mythology sollte eventuell den Titel "Drums in The Deep" (1 + 2) tragen. Sollten wir schon in Staffel 9 zum Höhepunkt der übergreifenden Story gelangen, dann wird dies eine Doppelfolge mit den beiden Titeln "Smoke on The Water" und "Fire in The Sky" sein. Oder wird sich das doch in eine Staffel 10 verlagern? Wer kann das jetzt schon sagen.


    Irgendwelche Meinungen, Ideen und Vorschläge zu dem ganzen Gefasel?

  • Vielleicht ist es nach 166 Ideen auch einfach soweit, daß wirklich nur noch ein Co-Autor weiterhelfen könnte, der sich aktiv einbringt und auch Stories für sich allein oder in Zusammenarbeit ausarbeitet?


    du bist ja jetzt bei staffel 9 angelangt. hast du auch schon mit dem gedanken gespielt, die serie auslaufen zu lassen? das würde ja nicht grundsätzlich bedeuten, dass du nicht mehr an der serie arbeitest. du könntest stattdessen bisherige folgenideeen weiter ausbauen oder zusammenlegen.
    aus der situation ergeben sich vielleicht auch noch ein paar interessante storys für den abschluss der serie.

  • Im großen stimme ich Mattlock zu, ich meine: Hast du schon mal daran gedacht, erstmal die Folgenideen zu stoppen und ältere Folgen in Drehbüchern zusammen zufassen? Du hast sehr viele Ideen über die Jahre auf Papier gebracht, 166. Folgen, und es gibt so viele interessante Ideen, die sich in gute Drehbücher verwandeln lassen. Und wer weiß? Vielleicht bringt dich das ein oder andere Drehbuch auf eine gute Idee, die dir neue Ideen gibt.


    Einige deiner Ideen finde ich aber nicht so schlecht, was ich da obe lese, ich mag vor allem diese Truman Showartige parodie: Gut, es klingt sehr stark anders als das, was du von deiner Serie normalerweiße gewohnt bist, allerdings muss es nicht heißen, das es gleich eine neue Simpsons-Folge wird, nur weil es danach wirkt. Man muss halt gucken, wie man es macht.An deiner Stelle...puh, keine ahnung, was ich machen würde. Vielleicht erstmal mich auf meine älteren Ideen stürzen?

  • du bist ja jetzt bei staffel 9 angelangt. hast du auch schon mit dem gedanken gespielt, die serie auslaufen zu lassen?

    Sicher habe ich das. Eventuell wird Staffel 9 auch die letzte reguläre Staffel. Aber auch dann fehlen noch 14 Folgen und es sind noch so einige Plotfäden offen. Und gerade wenn es von den Folgenideen her die letzte Staffel wird, sollte sie jetzt nicht mit mittelmäßigem Füllmaterial zu Ende gebracht werden.


    Chris