• Ein wahrscheinlich höchst gewagtes Thema in einem Forum, dessen Besucher zum großen Teil unter 20 Jahre alt sind. Ich will es aber trotzdem mal versuchen, Meinungen könnten gerade deswegen interessant sein. Wer mich kennt, weiß ja, daß ich absolut kein Freund des Zeitgeistes des 21. Jahrhunderts und seiner bunten Fassade bin. Digitale Massenverfügbarkeit, Glattbügelung und Beliebigkeit bzw. die damit verbundene Gleichgültigkeit sind nicht mein Ding. Mein Betriebssystem ist von 1993, mein neuester Rechner von 1997 und vom Rest wollen wir mal gar nicht sprechen ;-).


    Folgenden Text hatte ich im letzten Jahr geschrieben, bisher ist aus dem Projekt aber nichts geworden. Mich würde mal interessieren, ob die Gedanken auch hier jemanden ansprechen. Fundierter Widerspruch ist natürlich willkommen.


    Nun überlege ich ja schon seit einer Weile an einem größeren Projekt zu einem zeitgeistkritischen Buch herum, zu dem mich Meinungen interessieren würden. Bisher läuft das Ganze unter dem wenig einfallsreichen Arbeitstitel "The 21st Century Delusion". Hier einige eher unsortierte Gedanken zu der Form eines solchen Buches. Sorry, etwas längere und verschwurbelte Gedankensammlung.


    Als einleitenden Satz würde ich vielleicht gerne ein Star-Wars-Zitat verwenden, daß die Eigenschaften des modernen Zeitgeistes und seine Gefahren IMO irgendwie treffend beschreibt - nämlich Yodas "Hast einmal du beschritten diesen Weg, für immer wird davon bestimmt dein Leben..." Das Ganze dann als Überleitung zu einem einleitenden Kapitel, in dem beschrieben wird, warum man das 21. Jahrhundert nicht "zur Tür reinlassen" muß, wenn man nicht will. Warum indoktrinierter Zeitgeist der Moderne nicht gleich Fortschritt ist, daß ein alternativer Lebensstil zur digitalen Revolution und der vermeintlichen Perfektion möglich ist etc etc.


    Das nächste Kapitel sollte eine generelle Zielsetzung jenes Lebensstils beschreiben. Ein wichtiger Punkt wäre hier das Festhalten und Definieren von drei Grundsätzen:


    - das Recht jedes Einzelnen auf wahre Individualität
    - das Recht auf unbeschränkte Imperfektion
    - das Recht auf Mittelmaß der äußeren Form


    Wobei das Recht auf Mittelmaß so zu definieren wäre, daß damit nicht die Substanz, sondern eben die äußere Form gemeint ist. Beispiel: Staffel 2 der Simpsons ist animationstechnisch "schlecht" , übertrifft aber inhaltlich alle anderen Cartoons. Das Blicken hinter die technische Fassade und das Sehen der Substanz ist zu definieren. Als (eine) Begründung für analoge Medien, für alte Computer, für technischen "Sperrmüllschrott" ist das persönliche Recht auf Imperfektion und äußeres Mittelmaß zu nennen.


    Im Folgenden ein Kapitel über "Den Tropfen im digitalen Ozean" - also Thema Beliebigkeit, Verschwinden von medialen Schätzen und greifbarer (analoger) Materie im gleichförmigen Ozean der allgemeinen Verfügbarkeit. Warum allgemeine Verfügbarkeit die Freude am Suchen und Finden nimmt. Warum auch eine VHS-Kassette ein größerer Schatz sein kann, als Hunderte von medialen Gigabyte. Warum man gerade durch analoge Medien/alte Rechner etc. nötigen Respekt vor der Information als individuellem Gut (neu) erlernen kann. "Think Kilobyte" als alte-neue/neue-alte Denkrichtung.


    Ein philosophischer Sprung hin zur Entstofflichung und Entmenschlichung durch den formlosen Datenozean.


    Nach diesen eher theoretischen Kapiteln dann mehr Praxis:


    "Von Brechreiz-Pixeln, analogen Mottenkisten, Augenkrebs und Stereo-Opas" - ein Kapitel über negative Schlagwörter und Indoktrination durch die Medien, Werbung, Konsum etc. Wie man die Argumente durchschaut, wie sie sich oft disqualifizieren. Letztlich ein Leitfaden, um Konsum und Werbetechnik des 21. Jahrhunderts kritisch zu betrachten. "Sowas muß ich mir heute technisch nicht mehr bieten lassen. Wir haben schließlich [aktuelles Jahr einfügen]" - die Ursprünge dieser Mentalität.


    Weiterführend als nächstes Kapitel "Der anachronistische PC-Report" - eine praktische Betrachtung der großen, bunten, weiten und lehrreichen Welt der Rechner und PCs unterhalb der Pentiumschwelle. Workshop: wir besorgen uns einen 386er/486er und machen was daraus. Betrachtung des Slogans "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit" im Computerbereich. PC-Computing 1994 im kritischen Vergleich zur Moderne. Vertiefung des Themas "Think Kilobyte" mit weiteren praktischen Beispielen.


    Als eigenes Kapitel oder Unterkapitel zu obigem eine Betrachtung des modernen Webs. Verlust von Individualität im Web zugunsten homogener Einfachkeiten. Niedergang des Usenet. Webzwonull = Heilsbringer = Webdemokratie? Wie kann es Webdemokratie sein, wenn der Zugang abhängig ist von aktuellster Software, vom Aufrüsten und von neuer Technik? Ein Plädoyer für das Web 1.0.


    Das Film- und Audiomedienkapitel. Warum man den wahren Filmkenner nicht an seiner DVD-Sammlung erkennen muß. Ein paar Kritiken aktuellen Filmschaffens. Klassische/unbekannte Schätze. VHS-Kollektionen, die die Werbung gerne verschweigt. Philosophische Betrachtung: was macht ein mediales Werk zur Kunst? Warum und wie berührt es uns? Was hat das letztendlich mit der Technik der äußeren Form zu tun? Spezial: Buster Keaton und Jacques Tati - die großen Zeitgeistkritiker ihrer Dekaden und was sie uns noch heute sagen können. Spotlight auf "The Navigator", "Mon Oncle" und "Playtime".


    In vielen Bereichen sollte obiges ein Kapitel sein, daß von einer praktischen Warte aus wieder auf das obige Thema vom Tropfen im digitalen Ozean (und der Rettung dieses Tropfens) zurückgreifen sollte.


    Als eigenes Kapitel oder Unterkapitel: "Radio Days". Persönliche Ode an das Röhrenradio Philips Saturn 563 (mit Überleitung zu einer philosophisch-historischen Betrachtung des Mediums.) "The Sound of Silence" - vom Tag, wenn alle Sender digital geworden sind und die Radios von Generationen in die Leere lauschen.


    Der Retro-Konsum. Ein kleines Kapitel darüber, wie mit vermeintlicher Nostalgie Konsum gemacht wird und wo der Unterschied zur ernsthaften Betrachtung des Themas liegt. Nicht wehmütiger und vermarktbarer "Rückblick", sondern Erkenntnis einer Philosophie als Devise.


    Zum Ende hin eine Betrachtung der Frage: warum diese Ablehnung des aktuellen Jahrzehnts bzw. Jahrtausends? Gab es nicht immer Leute, die über Fortschritt und Veränderung genörgelt haben? Waren es nicht stets die ewig Gestrigen, die die Welt aufgehalten haben? Warum sollte man Kritik an der aktuellen Zeit überhaupt ernst nehmen? Was ist mit dem Fortschritt in Wissenschaft, in Medizin, in der Technik etc., der Menschen hilft? Betrachtung der Fragen und Diskurs.


    Aufstellung einer Theorie zum realen Fortschritt (der oft auf subtiler Ebene stattfindet) im Vergleich zu einer bunten "Realität" und dem Zeitgeist dieses 21. Jahrhunderts bisher. Können "nostalgische" Ideen sogar eine bessere Grundlage sein, subtile Nuancen des realen Fortschritts zu erkennen und zu schätzen? Rückgriff zum PC-Kapitel als Beispiel: warum jeder Prozessor Respekt verdient.


    Ein Abschlußkapitel: wohin von hier aus? Ein leicht dystopischer Ausblick auf eine Zukunft, in der die drei obigen Grundsätze einer digitalen Perfektion und Beliebigkeit untergeordnet worden sind. Als Gegenentwurf eine alternative Zukunft mit Fortschritt, aber auch mit Respekt für die Ursprünge, mit Respekt für Daten, Medien, Imperfektion. Wohin nun? Schlußphilosophie. Ende.


    Irgendwelche Meinungen, Kritik etc. zu dieser Projektidee?


    Chris

  • eine interssante thematik. du scheinst ja schon sehr differenzierte ideen bzgl. inhalt und struktur deines essays zu haben. mir gefallen die grundlegenden gedankengänge, denn das verständnis des medialen status quo und dessen einfluss auf gesellschaft und kultur gründet auf einem medienhistorischen diskurs.


    allerdings empfinde ich deine anachronistische position als kulturpessimistisch und wenn du begriffe wie "indoktrinierter Zeitgeist der Moderne " oder "Entstofflichung und Entmenschlichung durch den formlosen Datenozean" verwendest kommt bei mir irgendwie das gefühl auf, du seist ein verschwörungstheoretiker, der einmal mehr den antichristen in der modernen technik entdeckt hat. deine lobpreisung von vhs ist für mich nur aus einer nostalgischen sichtweise nachvollziehbar.


    "das Recht auf Mittelmaß der äußeren Form" finde ich einen guten gedankengang, auch wenn es argumentativ schwierig zu belegen sein wird.

    "Arguing on the internet is like running in the Special Olympics.
    Even if you win, you're still retarded."


    "Der nächste Satz ist eine Lüge. Der vorhergehende Satz ist wahr."

  • allerdings empfinde ich deine anachronistische position als kulturpessimistisch und wenn du begriffe wie "indoktrinierter Zeitgeist der Moderne " oder "Entstofflichung und Entmenschlichung durch den formlosen Datenozean" verwendest kommt bei mir irgendwie das gefühl auf, du seist ein verschwörungstheoretiker, der einmal mehr den antichristen in der modernen technik entdeckt hat. deine lobpreisung von vhs ist für mich nur aus einer nostalgischen sichtweise nachvollziehbar.

    Dagegen kann ich mich eigentlich kaum verteidigen, denn ich bin Kulturpessimist. Um nur ontopic zu bleiben: wenn aus einer Serie wie den Simpsons das geworden ist, was wir heute sehen, und ein Großteil der Zuschauer damit zufrieden ist, dann sehe ich das als Facette eines größeren Problems.


    Eine "Lobpreisung" für VHS bzw. generell für das analoge und greifbare Medium kann auch aus anderen Gründen als Nostalgie stattfinden. Ich hatte das in einem anderen Text mal wie folgt ausgedrückt:


    "Material auf Band verändert seine Art und das sicher nicht immer zum Positiven. Vielleicht tragen aber manche der Schwächen eines älteren Bandes auch mit zum Stil eines Filmes bei bzw. unterstreichen dessen Note als Dokument einer früheren Zeit. Digital bereinigte Hochglanzbilder mit Superduperton und Features aller Art tun das IMO nicht. So gesehen kann eine Kassette, die vielleicht nach über 20 Jahren noch immer ihre ursprüngliche Aufgabe erfüllen kann, in mehrerlei Hinsicht ein interessantes Stück Medium sein: als ein Beispiel für eine gewisse Vergänglichkeit des Mediums, darüber hinaus auch als ein Beispiel für eine durchaus eigenständige Wirkung als Zeitdokument, als ein konkret greifbares Objekt "Film" mit soundsoviel Zentimeter Kantenlänge und als Beispiel für Zurückhaltung und Reduzierung auf das Wesentliche."


    Die moderne Technik kann auch ohne den Antichristen im System ein Quell problematischer Mentalitäten sein, besonders dann, wenn Hinterfragung dazu aus Prinzip ausgeklammert wird. Diese "Erkenntnis" (?) liegt bei mir vermutlich (und ich zitiere im Folgenden jetzt faulerweise aus meinem Blog) am allzu kritischen Blick darauf, was gewisse Mentalitäten aus Menschen machen können und wohin eine solche Entwicklung am Ende - und wir sehen IMO immer noch nur den Anfang - führen könnte.


    Die ganze Alt vs Neu-Diskussion führte zumindest mich nach weiterem Nachdenken zu einem Zitat, welches ich im Ansatz einer Aussage aus der wunderbaren Futurama-Folge "Godfellas" entlehnt habe:


    "Kilobyte or Terabyte are just words. What matters, is what you do..."


    Und dieser Satz ließe sich im Prinzip auf alles anwenden, was in der heutigen Gesellschaft künstlich (?) als technologischer Gegensatz gesehen wird. Z80 und Pentium. MS-DOS und Windows 7. Basic 2.0 und Visual C++. 5 1/4"-Diskette und BlueRay-Scheibchen. txt-Datei und Multimedia deluxe etc. etc. etc.


    Was zählt, ist letztlich, was dabei herauskommt und was der Einzelne daraus macht. Wobei ich nicht unerwähnt lassen möchte, daß ich persönlich die höhere kreative Energie klar bei den "kleinen" und "fehlerhaften" Dingen sehe. Kilobyte und Terabyte sind auf der einen Seite zwar nur Worte, stehen auf der anderen Seite aber vielleicht auch wieder für allzu kollidierende Philosophien von Individualität vs Masse. Und reine Masse lädt IMO weit stärker zu Gleichgültigkeit und Rezipiententum ein (und auch zu einer Degradierung der Substanz, z.B. von Musik in gesichtslosen Massendatenspeichern.)


    Gibt es (kreativ gesehen) einen wahren Gleichheitsanspruch zwischen technologischen Polen und kann der größte Schatz im kleinsten Rechner zu finden sein? Ist es das wahre, indoktrinierte Apologetentum des 21. Jahrhunderts, wenn Fortschrittsideologie und Aggression als einzige (doktrinäre) Antwort angeboten werden? Kann jemand, für den Masse, Fortschritt, Bequemlichkeit und bestmögliche Anpassung an die Mehrheit das Wichtigste sind, anerkennen, daß letztlich Kilobyte und txt-Dateien die gleichen Rechte als kreative Werkzeuge haben, wie Terabyte und HD-Multimedia? Kann ich anerkennen, daß auch die moderne digitale Technologie in den richtigen Händen ein Mittel der Kreativität sein kann?


    Chris

  • da vergleichst du mmn nicht vergleichbares. klar hat eine wenige kb-große .txt-datei den gleichen kreativen anspruch, wie eine gb-große hd-video-datei, aber es ist nur scheinbar das gleiche medium. infocom textadventures waren auch auf ihre art genial, aber von der benutzerfreundlichkeit habe ich lieber monkey island gespielt. zwar sind beides adventures, aber mit einer völlig unterschiedlichen benutzeroberfläche. ich würde heut nie mehr für ein computerspiel seitenlange texte lesen, sondern erwarte eine den technischen möglichkeiten des mediums gerechte umsetzung.


    wie bereits gesagt ich stimme dir voll und ganz zu, wenn du sagst, dass die kenntnis der entwicklung der medien ein wichtiger faktor ist um die kreativer qualität eines werkes beurteilen zu können. mangelnde kenntnisse medialer darstellungsformen führt auch mmn zu einem unreflektierten konsumverhalten ohne die nötige skepsis, aber davon eine bewertung bzgl. der güte unterschiedlicher medien abzuleiten, halte ich für rückwärtsgewandt. in jeder "epoche" gab es einige wenige brilliante umsetzungen mit den technischen möglichkeiten unter einer menge schrott, der trotz allem vom mainstream konsumiert wurde.

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  • Wie kann es Webdemokratie sein, wenn der Zugang abhängig ist von aktuellster Software, vom Aufrüsten und von neuer Technik?

    demokratie nach dem mehrheitsprinzip beansprucht für sich auch nicht, dass alle bürger sie toll finden müssen.


    warum sollte sich die mehrheit damit beschäftigen, dass manche lieber mit einem textbrowser surfen, wenn aber nur mit neueren browsern bilder gezeigt werden.


    imo ist fortschritt grundsätzlich notwendig und im bereich rechner/browser kann ich keinen logischen grund erkennen, warum man sich den neuerungen verweigern sollte. ich verstehe nicht, dass man sich selbst barrieren schafft, die höher sind als das was leute mit barrierefreiheit überwinden.




    mir fällt da gerade die autoindustrie ein, wo man doch eigentlich auch der umwelt zu liebe fro sein sollte, dass sich inzwischen gedanken gemacht werden zu alternativen antriebsformen. ich hoffe, dass du dann nicht zu den leuten gehörst, die sich dem technischen fortschritt verschließen und lieber mit alter technik (vielleicht noch ohne kat) die umwelt einen nostalgischen gruß sendest.

  • Hier noch ein weiterer Beitrag zum Thema, den ich gerade in der Zwischenablage rumliegen habe. Es geht um einen Kommentar bei mir im Blog zum Thema Beschäftigung mit älterer Hardware und 16-Bit-Software.


    Weil ich gerade noch in der Stimmung dazu bin, ein paar nachdenkliche Worte zum öden "get a life"-Kommentar aus dem Calmira-Beitrag. Natürlich wurde der Kommentar anonym gemacht, aber er bietet wieder einen interessanten Einblick in bestimmte Mentalitäten. In gewisser Weise stellt er in kurzer Form auch wieder eine perfekte Zusammenfassung dessen dar, was ich als indoktriniertes Apologetentum des 21. Jahrhunderts bezeichne. Marschieren im Gleichschritt der Bequemlichkeits- und vermeintlichen Lebensqualitäts-Technokratie.


    Was will uns das Sätzchen "get a life" sagen? Im Grunde doch nur, daß ich meine persönliche Zeit gefälligst für Dinge verwenden sollte, die von der größtmöglichen Menschenmasse als akzeptabel eingestuft werden. Eine Beschäftigung mit Individualität (und in dem Fall mit individueller Software-Entwicklung jenseits von technologischer Zeitgeistströmung und Leistungs-/Erfolgsdenken) ist für solche Mentalitäten nur Zeitvergeudung und verdient schlicht Spott. Das muß natürlich keine Basis in Erfahrung oder Experiment haben, es ist schließlich bekannt, welcher primitive Sperrmülldreck sich hinter all meinen technischen Interessen verbirgt. Windows-3.11-Scheisse par excellence.


    Was mich am Zeitgeist immer wieder sehr verwundert: auf der einen Seite zelebriert er Maschinen und Technokratie als Massenphänomen, wo es nur geht. Bequemlichkeit. Lebensqualität. Lifestyle. Leben in HD, GB, TB und digital bereinigter Perfektion. Auf der anderen Seite hat er für die einzelne oder gar "individuelle" Maschine keinerlei Gedanken oder Bindung übrig. Nur solange Bequemlichkeit, Respekt der fortschrittlichen Masse und Erfolg garantiert sind, haben sie ein Existenzrecht. Ist eine neue "Leistung" und Qualität da, der man doch gerecht werden muß, um ein "life" zu haben, wird aufgerüstet, verkauft, eingestampft. Warum?


    Das bringt mich zu einem interessanten Gedanken. Mir wird ja häufiger gesagt, daß ich doch auch Respekt vor der modernen Techologie und deren Möglichkeiten haben soll. Es sind also die Leute, die für meinen technischen "Horizont" nur Hohn, Spott und Sperrmüll-Titulierungen übrig haben, die davon ausgehen, daß ich mich gefälligst respektvoll oder gar interessiert gegenüber Mega-Pentium, elitärem Power-Linux und Cyber-Autoradio äußern soll bzw. muß. Da frage ich mich aber: haben die Leute denn überhaupt selbst Respekt davor? Sind es für sie nicht nur kurzlebige Wegwerfgüter, die in Bälde wieder umgerüstet, aufgerüstet, verkauft oder in die Mottenkiste geworfen werden, sobald auch nur der geringste Verdacht von "get a life" auf eine Beschäftigung damit fallen könnte?


    Als ich vor einiger Zeit von Respekt vor individuellen Maschinen sprach, gab es natürlich wieder nur irritiertes Kopfschütteln. Dabei ist das IMO einer der Schlüssel dazu, wie man wahren Fortschritt haben kann. Ich respektiere mein Röhrenradio aus den 50ern, meinen XT aus den 80ern, meinen guten alten 386SX25, meinen Videorekorder, meinen Sperrmüll-Pentium mit seinem wunderbar konfigurierten DOS/WfW etc. Warum auch nicht. Sie tun seit etlichen Jahren bzw. eher Jahrzehnten ihre treue Pflicht (heute hat Hardware schon "ihre Pflicht erfüllt", wenn sie für eine extrem kurze Zeit wie 4 oder 5 Jahre läuft, welch seltsames Denken), haben individuelle "Eigenschaften" und Macken (so hat das Röhrenradio z.B. das schönste und wärmste Licht all meiner Geräte. Es wäre unvorstellbar für mich, das durch Lifestyle-Medienplayer oder die gesichtslose Masse namens Internetradio zu ersetzen) und noch manches mehr. Und, ja, manchmal hat sich eine inviduelle Maschine nach einer erfolgreichen Aktion durchaus einen Klaps auf das Gehäuse und ein nettes "Well done, old chap..." verdient. Sollte mir das irgendwie peinlich sein? Nein.


    Natürlich ist mir bewußt, daß bestimmte Maschinen nicht vor dem unverschuldeten "Untergang" zu retten sind. Wenn alles Radio perfektioniert, komprimiert und digital geworden ist, dann helfen dem Röhrenradio kein warmes Licht und keine guten Worte mehr, dann wird es still im analogen "Äther" und die Radios von Generationen schweigen. Wenn es keine Möglichkeit für Modem-Einwahl in die hehre "Zukunftsschmiede" Internet mehr gibt, dann werden alle Rechner, die nicht einem aktuelleren Standard entsprechen, raus aus dem Spiel sein. Künstlerpech. Dann werden sich die Leute kurz mal freuen, die mit der Zeit gegangen sind, werden ein bißchen gehässigen Spott über mich ablassen und dann zufrieden weiter ihre moderne Lebensqualität genießen. Wie ich schon sagte: manchmal haben wir alle verloren, selbst die, die glauben, gewonnen zu haben.


    Was bringt es mir, das ganze Spiel nicht mitzuspielen, sondern dem Wort Individualität auf meine Weise mehr Bedeutung zu geben, als nur den neuesten Skin auf den Mediaplayer zu pappen, den besten Avatar im klickibunten Forum zu haben oder das elitärste Linux zu verwenden? Nach außen hin so gut wie gar nichts, außer "Freundlichkeiten" im Web. Trottel. Pisser. Reaktionär. Nostalgiker. Sperrmüllschrott. DOS-Scheisse (mal als kreative Alternative zur WfW-Kacke ;-)). Rückständige bayerische Provinz. Zu welcher Sekte gehörst du denn? Wortverbieten. Rechtfertige dich. Get a life. Sowenig Ursache, soviel Aggression. Was es bringt, ist letztendlich eine Sache die vielleicht nur nach innen hin ihre Wirkung entfaltet.


    Aber ich schweife ab. Das soll zu dem Thema vorerst mal wieder der letzte Beitrag sein. Eventuell wird es sich aber in Staffel 9 wiederfinden. Eines der Plotmuster, die ich in Betracht für die größere Mythologie ziehe, könnte davon ausgehen, daß der Schlüssel gegen die faschistoide Technokratie in Bruchbach am Ende das "Vertrauen" in die Imperfektion bzw. in eine einzelne, individuelle Maschine oder Konstrukt sein kann. Und natürlich in das Gute im einzelnen Menschen trotz Dunkelheit. Es bleibt aber abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln werden. Bis dahin (wird es bereits in S9 sein oder wird es doch eine S10 geben?) bleibt neben manch anderen Projekten noch einiges zu tun.


    Jetzt werde ich mich erstmal wieder dem 386er zuwenden. Zeitverschwendung oder je nach Belegung die vielleicht interessantesten 6 Megabyte RAM der Welt? Das sollte jedem selbst überlassen sein.


    Chris

  • Grundsätzlich wirkt das Ganze auch auf mich sehr pessimistisch und rückwärts gedreht.


    zu deinem letzten Beitrag. Leider sehe ich keinen link zu dem von dir angemerkten Beitrag. "get a life" zitierst du da, nicht "get this life". D.h. dieser Satz impliziert für mich noch kein bestimmtes Leben. Man könnte den Satz daher sogar pro-individualistisch lesen im Sinne, dass man ein Leben führen solle, egal wie. Wenn jemand den ganzen Tag nur auf der Couch liegen will, dann ist das ja auch "a life". Und immer dem sog. mainstream herlaufen, ist auch "a life" (Wobei 'mainstream' aus meiner Sicht auch eher ein Kunstwort ist, von dem ich noch keine glaubhafte Definition kenne).


    Deine Kritik geht auch aus meiner Sicht von noch zu bestimmenden Grundsätzen aus. Was ist zum Beispiel Webdemokratie? Schon begrifflich kann das nie eine Demokratie im politischen Sinne sein. Was wird also demokratisiert? Aber vor allem der Begriff 'web' bedeutet doch schon eine Barriere. Denn nur wer im web ist (egal, mit welchem PC-System), kann auch webdemokratisch sein. Aber wem will man diese Hürde anlasten? Dem technischen Forschritt (wieder sowas Abstraktes)? Der verloren gegangenen Individualität? Müsstest du nicht streng genommen die Kritik vorher ansetzen, nämlich dass webdemokratie Zugang zum web vorausetzt. Das würde aber nach sich ziehen, dass du den Begriff webdemokratie trennscharf definierst bzw. v.a. was das demokratische an ihm ist. Doch es ist für mich nicht erkennbar, dass du die Grenze deiner Kritik vorverlagerst in den 'non-web'-Bereich, sondern sie verbleibt innerhalb des technischen Systems "Internet".


    Auf den ersten Blick bleibst du dir auch mit vhs und digitalen Produkten (DVD, HD etc.) treu. Doch sind diese Dinge eben nur auf den ersten Blick "Filmmedien" - technisch unterscheiden sie sich enorm. Eins ist analog, die anderen eben digital. Wie auch beim Zugang zur webdemokratie liegen hier die Grenzen nicht innerhalb des Systems sondern außerhalb, da man völlig verschiedene Verarbeitungsgeräte benötigt.


    Während du also bei der webdemokratie mit deiner Kritik im System verbleibst (und den aus meiner Sicht logischeren Schritt an die Systemgrenze verweigerst), äußert sich deine analog/digital-Kritik sich aber systemübergreifend.


    Das Thema finde ich durchaus spannend, nur darf es nicht in allgemeiner Fundamentalkritik stecken bleiben, bei dem du - je nach Belieben - die Grenzen deiner Kritik variabel gestaltest.


    Ich bin übrigens auch nicht vollends davon überzeugt, dass du kulturpessimistisch (wie definierst du das?) bist, sondern zum großen Teil ist es einfach nur das nostalgische Erinnern an eine wie auch immer geartete Vergangenheit. Und auch hier - du bleibst dir quasi treu - verschiebst du die zeitlichen Grenzen bis zur Beliebigkeit (oder deinen eigenen Vorlieben?). Buster Keaton und DOS? VHS und Röhrenradio? Der Einwand, dass es sich hierbei um verschiedene, im Grunde unvergleichbare 'Systeme' handelt, kommt natürlich zurecht aber umgekehrt musst du nachweisen, dass du nicht aus Nostalgie (von der du dich ja absetzen möchtest) die Themen auswählst sondern aus quasi wissenschaftlichem (oder eben kulturpessimistischem) Ansatz.
    Und den nächsten Widerspruch baust du dir ja auch mit deinem Beispiel Simpsons Schreibstil/Inhalt selbst auf. Der Inhalt einer vhs kann bei schlechter Qualität tatsächlich sehr gut sein, aber (den Widerspruch von weiter oben mal ignorierend) heißt das ja nicht gleichzeitig, dass eine hochwertiges digitales Medium nicht auch hochwertigen Inhalt bieten kann. Das aber lese ich aus deinen Ausführungen heraus.


    Zur Medienkritik kann ich nicht viel beitragen, nur das ich auch hier die Gefahr einer Beliebigkeit sehe. Denn auch frühere technische Fortschritte (egal ob Videosysteme oder Röhrenradios) wurden ja werbemäßig als "Sprünge in eine neue Zeit" gepriesen, womit das alte museumsreif würde. Wo liegt also die "reine Lehre", von der man sagen kann, dass sie das Individuelle nicht beschnitten hat? Ich vermute, es wird schwer dies zu finden, ohne eingestehen zu müssen, dass man diesen Zeitpunkt nicht findet. Gleichzeitig setzt eine derartige Kritik sich dem Problem aus, dass man mit Hinweis auf fehlende Individualität dem Einzelnen gleichsam "Vorschriften" macht, was er nicht soll, nämlich den Fortschritt mitgehen. Gleichsam wie Mediamarkt und Co. den Fortschritt preisen, preist du ein Innehalten (und ggf. Zurückgehen). Das klingt bei dir aber weniger wie ein Angebot, als vielmehr ein Muss (sicher wissenschaftlicher verpackt als beim Elektronikhändler).


    Ob die von mir skizzierten Widersprüche überhaupt lösbar sind, wage ich zu bezweifeln. Da du aber einen hohen Anspruch an dich wie an deine Umwelt hast, solltest du sie zumindest thematisieren können.

    I thought I was too old. I thought my time had passed. I thought I'd never hear the screams of pain, or see the look of terror in a man's eyes. Thank heaven for children!(Grampa,04.02.90)

  • zu deinem letzten Beitrag. Leider sehe ich keinen link zu dem von dir angemerkten Beitrag. "get a life" zitierst du da, nicht "get this life". D.h. dieser Satz impliziert für mich noch kein bestimmtes Leben. Man könnte den Satz daher sogar pro-individualistisch lesen im Sinne, dass man ein Leben führen solle, egal wie.


    Sehr interessante Antwort von dir, vielen Dank.


    Aus Zeitgründen kann ich jetzt leider nicht auf Details eingehen, aber nur mal kurz zum obigen Satz der betreffende Link:


    http://bruchbach.simpleblog.org/22958/


    Die Beschäftigung, die zum "get a life" geführt hat, war die Installation eines kleinen optischen Upgrades für Windows 3.11. In der Tat wurde das dann nachträglich in einem anderen Beitrag auch so begründet bzw. relativiert, daß es einfach nur darum ging, daß es halt für viele Menschen unverständlich ist, wie man seine Zeit für solch technische Dinge verwenden kann.


    Hier stellt sich aber eine Frage: wenn ich nun einen echten Screenshot von echtem Windows 7 gepostet hätte und geschrieben hätte, daß mir gerade die Installation auf aktueller Hardware gelungen ist, hätte dann auch jemand "get a life" gesagt? Wäre das nicht eine weit akzeptierbarere Beschäftigung im Jahr 2009 gewesen? Bezieht sich der Satz also nicht eher darauf, daß der anonyme Schreiber davon ausgeht, daß Beschäftigung mit sogenannter veralteter Technik eine Vergeudung von Zeit ist? In dem Sinn wäre es dann nicht als pro-individualistisch zu sehen, sondern eher als Vertreten von Mentalitäten wie "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit" und ähnlichem.


    Natürlich sind meine Argumente und Ausführungen nicht immer wasserdicht und lupenrein, ich sehe sie häufig eher als eine Art von Denkanregungen. Wenn dazu dann allerdings nur einseitig-unverständige oder gar aggressive Antworten kommen, ziehe ich mich vielleicht allzu sehr auf emotionale und subjektive Ausführungen zurück.


    Mehr kann ich jetzt leider nicht zu deinen Ausführungen schreiben, obwohl sie es verdient hätte. Eventuell später.


    Chris

  • Hallo Chris, beim Lesen ist mir der "aggressive Ton" meinerseits auch aufgefallen. Wollte es aber nicht ändern, bevor Antwort von Dir kommt. Sollte nicht so böse rüberkommen. Nur meine mehr als skeptische Haltung dem Ansatz gegenüber, die ist tatsächlich so gemeint :)


    Also sorry, falls ich dich zu sehr angegriffen haben sollte. Freue mich über inhaltliches Feedback.

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  • Noch keine Antwort auf die Kommentare von Gerd.Pansen, aber ein Beitrag für mein Blog mit dem üblichen Thema ;-). Das zeigt vielleicht auch gut, warum ich persönlich so schrecklich inkompatibel zum 21. Jahrhundert bin.


    Ich hatte diesen Monat ja mal für einige Tage ein aktuelles Notebook aus der Firma zum allgemeinen Rumprobieren daheim. Prozessor mit 2,1 Gigahertz. Arbeitsspeicher mit 4 Gigabyte RAM. Spiegelndes Display mit 1600x900er Auflösung. ATI-Radeon-Karte. Ein mit Tippfehlern übersähtes Faltblättchen namens "Handbuch". Und last but not least ein 64-bittiges Windows 7 Home Premium.


    Und dazu wollte ich eigentlich auch mehr schreiben, aber am Ende fiel mir kaum etwas ein. Ich habe mit etlichen aktuellen Programmen, Medienkram, Schnickschnackscheiben und Effekt-Daddeleien rumprobiert. Am Ende stand der Eindruck, daß es ein uninteressantes und unpersönliches System ist - und eben auch ein Produkt von öden Sprüchlein wie "Arbeitsspeicher ist durch nichts zu ersetzen, außer durch noch mehr Arbeitsspeicher" oder dem berüchtigten "Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit". Wie langweilig.


    Ist es eigentlich mittlerweile üblich, daß sich Betriebssystem und Programme gleich nach dem Erststart mit irgendwelchen Servern verbinden wollen? Hallo? Wenn es mein privates Notebook wäre, dann wäre es für mich z.B. ein individueller Ort, um unterwegs Gedanken zu sammeln und abzulegen. Warum aber geht das ganze System automatisch davon aus, daß ich gefälligst online zu gehen habe und das dies nicht (auf völlig irreguläre Weise?) ein autarker Rechner, sondern ein kleines Teilchen irgendeines Internets zu sein hat?


    Wenn man die WLAN-Treiber & Co de-installiert, werden sie übrigens automatisch beim nächsten Start ohne Rückfrage re-instaliert. Nicht, um einen Wunsch des Anwenders zu erfüllen, sondern um dessen "Irrtum" zu korrigieren. Ein eigener und persönlicher Rechner, der im Jahr 2009 nicht ein Tropfen im Ozean des doch so großartigen Netzes sein soll? Näh. Weil nicht sein kann, was nicht sein darf. Aber sollte diese Entscheidung nicht dem Anwender überlassen bleiben? Und ist es eigentlich üblich, nun bereits nach dem Aufklappen des Deckels vor einer gut versteckten Kamera zu sitzen? Irgendwie befremdlich. Was die ganze Technik auch sehr gut zeigt, ist ein weiteres Zusammenbrechen der Diversifikation im Computerbereich. In einer Zeit, wo einem häufig erklärt wird, welche großartige Individualität der Fortschritt bringt, ist bei genauerem Blick eigentlich sehr oft das Gegenteil der Fall.


    Das erste Zusammenbrechen der Diversifikation geschah Anfang der 90er, als die zahlreichen Alternativen und stärkeren "Homecomputer" wie Atari, Amiga, Acorn etc. etc. und auch die damit verbundenen Philosophien und Strömungen vom Markt verschwanden. Der IBM-kompatible PC herrschte. Dennoch gab es auch auf dieser vereinheitlichten Architektur noch immer Strömungen und Alternativen. Bis in die zweite Hälfte der 90er hinein hatte man eine größere Auswahl an Betriebssystemen und Erweiterungen, um die Rechner zu befeuern: verschiedene Ausgaben und ältere und neuere Versionen von DOS, Windows, Linux, OS/2, GEM, PC-GEOS etc. etc. (wenn man ganz schräg drauf war, sogar CP/M ;-)).


    Und die Rechner und ihre Hardware liefen. Nicht immer zu 100% gefordert bzw. bisweilen auch leicht überfordert, aber sie liefen. Das hielt eine gewisse Individualität und Experimentierfreude am Leben bzw. setzte Strömungen fort. Welche Chancen auf Diversifikation bietet einem aber ein aktueller Rechner wie das obige 64-Bit-Notebook noch? Sofern man nicht entweder ein aktuelles NT-Windows oder eine ebenso aktuelle Linux-Distribution verwendet, hat man doch kaum mehr Chancen, die Ein- und Ausgabemedien, die Datenträger, Kärtchen, Stäbchen, Steckerchen, Schnittstellen oder generell die eingebaute Hardware verwendbar anzusprechen. Ohne ein aktuelles OS aus einem der *beiden* Standardsysteme ist aktuelle Technik nicht bedienbar. Was bedeutet das für die Diversifikation?


    Natürlich ist die Oberfläche schnieke mit all den geleckten Effekten und Icons und superkomplexen Programmen. Ich habe ein paar Filme von Scheiben geguckt und ein paar Ballerspiele gedaddelt, wo einem die Partikel und die Lichteffekte um die Ohren fliegen. Aber irgendwie beeindrucken mich diese Dinge nicht bzw. nur wenig, wenn die Gegenleistung dafür ein kryptisches Black-Box-System ist, bei dem die Ressourcen nur so in den Gigahertz und Gigabytes rumrotzen.


    Ist es nicht eine weit größere Kreativität, zu sehen, wie ähnliche Dinge z.B. mit der doch arg unzulänglichen Machart von MS-DOS erreicht wurden? Wenn man sich die Tatsachen ansieht, dann ist ja auch WfW 3.11 letztendlich ein Aufsatz auf DOS. Und DOS ist im Kern ein Betriebssystem aus dem Jahr 1981 und hat dies auch nie verleugnet. Ich kann mir sofort vom Pentium aus eine 720-KB-Bootdisk erzeugen lassen und damit mit DOS 6.20 einen XT mit 9,54 Mhz und 512 KB RAM hochfahren und mit Anwendungen und Spielen betreiben. Das ist die immense Stärke von DOS.


    Natürlich hat es all seine Schwächen, die zurück bis 1981 reichen. Aber im Grunde ist das irrelevant, denn die wirkliche Kunst der Macher unter DOS war es, Wege zu finden, diese Mängel zu umgehen. Wir haben ein Betriebssystem aus den frühen 1980ern, das nicht mehr als 640 KB Speicher kennt. Und trotzdem haben wir die Küsten von Monkey Island, die düsteren Dungeons von Quake, die Funshooter-Welten von Shadow Warrior und Co, die weiten Ebenen von MDK, die lebendige KI von Creatures, Emulationen von etlichen anderen Rechnern und Konsolen, die hochauflösenden Filme und Bilder von Windows 3.1x, den "gelben Fun" einer VCD-Simpsons-Floge, die Musik eines Jahrzehnts als MP3, unzählige Sound- und Bildformate, all die schrägen und nützlichen Tools, die Weiten des Internets und die Reise mit Indiana Jones nach Atlantis. Und so vieles mehr. Und all das haben sich über die Jahre Entwickler zum so unzulänglichen DOS einfallen lassen.


    Der diensthabende Apologet wird nun versichern, daß das alles auf erzwungenen Rückständigkeiten beruht, auf primitiven Behelfskrücken und dem Ballast von Jahrzehnten, den man sich zum Glück im Jahr 2009 aber nicht mehr bieten lassen muß. Ich sage, das ist alles weit interessanter, zumindest interessanter als das Rumrotzen in Datenmassen und Megaspeed hinter geleckten Oberflächen, wie sie uns der großartige Fortschritt im Moment bietet. Vergleichbar ist das Ganze vielleicht noch mit der Entwicklung auf dem C64, wo es in späteren Jahren (bzw. bis heute) Spiele und Demos gab, die sich die Entwickler nie hätten träumen lassen, die aber trotzdem stets auf der originalen 64-KB-Hardware von 1982 lauffähig geblieben sind. Aber das ist ein anderes Thema und gehört nicht hierher. Es zeigt aber vielleicht auf, wie "anders" eine Entwicklung hätte laufen können.


    Ich habe das aktuelle Notebook jedenfalls gerne wieder hergegeben, denn es hat nichts, was mich interessieren würde. Die Funktionalitäten, die ich von einem Notebook erwarte, erfüllt mein Pentium-120-Toshiba mehr als genug. Selbst der 12 Jahre alte Akku hält noch locker seine 80 Minuten durch.


    Hier habe ich übrigens mal wieder eine kleine WfW-Werbeseite zusammengestellt, die aber niemanden mehr kümmern wird.


    http://www.bruchbach.de/wfwneu.htm


    Und nun ist die Festplatte auf meinem Hauptrechner wieder ganz leer, auch anderer Digitalkram wie der Scheibendreher sind jetzt wieder in den Schrank gewandert. Am Ende wird sicherlich wieder DOS und WfW auf der Platte landen, aber vielleicht probiere ich zwischendurch ein paar andere Dinge aus.


    Chris

  • es dürfte dich überraschen, aber ein klein wenig stimme ich dir hierbei zu ;)


    Wenn heutzutage jedes Programm/Spiel beim installieren eine Verbindung zum Server aufbauen will, nervt mich das auch. Sowas würde ich gern durchführen, wenn ich es will und nicht, wenn das Programm meint, es tun zu müssen.
    Und zwar möchte ich heutige Grafiken nicht unbedingt missen, aber der Kapazitätsverbrauch heutiger Programme und Spiele ist manchmal schon erschreckend. Habe einen ganz guten PC (ca. 4 Jahre), kann aber heutige Spiele nicht mehr spielen. Etwas wehmütig schaut man da schon zurück in die Zeiten, als durchaus anspruchsvolle Spiele auf eine Diskette passten. Aber wie gesagt, ehrlich gesagt, haben moderne Programme auch ihre Vorteile.


    Am deutlichsten ist mir das bei XP bewußt geworden (und hier wechsle ich mal wieder auf die kritische Seite): Habe einst lange gezögert bis zum Wechsel auf XP und war skeptisch, obwohl mir mein 98 mehr als genug den Nerv geraubt hatte. Ließ mich dann doch überreden und war (und weil ich es immernoch nutze: bin) mehr als überzeugt von dem Programm. In den 7 Jahren seit ich XP habe, ist mir der PC vielleicht 3mal abgestürzt, mit 98 war das ungefähr die Quartalsrate. Nun stehe ich aber vor Windows 7 und bin wieder skeptisch...

    I thought I was too old. I thought my time had passed. I thought I'd never hear the screams of pain, or see the look of terror in a man's eyes. Thank heaven for children!(Grampa,04.02.90)

  • Hier habe ich noch einen üblichen Gaga-Beitrag aus meinem Blog zum Thema ;-). Vielleicht hat ja Gerd.Pansen oder gerne auch jemand anderes etwas Interessantes dazu zu sagen.


    Im Moment ist meine Ablehnung des 21. Jahrhunderts bzw. Verärgerung darüber mal wieder besonders ausgeprägt. Ich weiß auch nicht recht, woran es aktuell liegt - vermutlich am Konsum zahlreicher Medien und Literatur aus den 70ern. Generell schwingt den Jahreszahlen zwischen 1970 und 1979 beim persönlichen Nachdenken gerade wieder so ein dezent "mystischer" Beiklang von Diversifikation und analoger Freiheit mit. Wobei ich die 70er selbst natürlich kaum aktiv erlebt habe. Aber allein die Literatur und die Einblicke durch "alltägliche" Medien und Technik zeigen, wie stimulierend und vielschichtig diese Zeit gewesen sein mag, die heute von amüsierten Retro-Shows und dem üblichen Hohn&Spott [tm] auf soviel weniger reduziert wird.


    Dabei war es eine Zeit, in der Menschen lebten und strebten und eigene Philosophien etc. etc. hatten. Daß man es reduzieren und komprimieren und "nostalgisch" digital verwerten kann, ist aber natürlich eine typische Idee des 21. Jahrhunderts. Ich denke, man kann das Zeitgefühl auf einer Ebene nachvollziehen, die tiefer geht. Dies funktioniert aber meiner Meinung nach nicht durch irgendwelche 70er-Songs auf der MP3-Terabyteplatte, fünfmal technisch aufbereitet, damit es die Soundanlage nicht beleidigt. Da ist die Distanz IMO viel zu groß. Die sinnliche Erfahrung liegt hier mehr im greifbaren Medium und im Suchen und Finden - und sei es eben eine grabbelige Kassette mit Aufnahmedatum 1976, die in einem Keller ganz hinten in einem Karton lag.


    Den ärgerlichen Gegenpol zu dieser Erfahrung bietet immer ein Blick in aktuelle Zeitschriften, gerade aus den Bereichen Technik, Computer, Lifestyle, Filme und Medien. Da werden (gerade wenn das Thema zwei oder drei Jahrzehnte zurückliegt) soviele Unwahrheiten, Halbwahrheiten und schlechte Recherche verbreitet - und ein Großteil dieser Aussagen zielt dann nur auf eine Richtung ab: wie primitiv und unbrauchbar früher alles war und wie großartig und perfekt es heute geworden ist. Und die Autoren kommen mit sowas durch, weil es entweder keiner der Leser anders weiß oder weil es (als Standardreaktion?) keinen kümmert oder weil sich niemand die Mühe machen will, etwas selbst nachzuvollziehen und herauszufinden.


    Es wäre irgendwie ein schöner (wenn auch wohl sehr fiktiver) Gedanke, wenn sich z.B. ein jüngerer Mensch nicht alles erzählen ließe, sondern sich nach einem üblichen Miesmachtext in einer PC-Zeitschrift einfach selbst einen 486er kaufen würde und sich ansehen würde, was es mit all der Primitivität so auf sich hätte. Aber vermutlich haben alle außer mir "den Knall gehört" und sich zum allgemeinen Gefallen angepasst. Kein Platz für schwache Dinge, immer besser, immer bunter und hochauflösender, immer bequemer. Ich finde es stets auch traurig, wenn Leute, die kritisch etwas zum Thema sagen könnten, auch nur noch auf der Schiene mit Karriere, Status, Repräsentation und digitaler Lebensqualität zu laufen scheinen.


    Als schönes Beispiel für den Zusammenbruch wichtiger Dinge erscheint mir immer auch die Diskussions-Zeitschrift "Computer-Flohmarkt", die 1999 zum letzten Mal erschien. Selbst Mitte der 90er war es noch ein Heft, in dem etliche Rechnersorten vertreten waren, vom 1-KB-Sinclair bis zu PC, Amiga & Co mit mehreren MBs. Und es gab Respekt für alle. Zum Ende der 90er hin änderte sich dann der Ton und es hieß schon mal gerne "Kauft euch doch endlich ordentliche Windows-PCs. Gegen den Strom schwimmen macht nur Stress..." und selbst DOS wurde zum nun allseits verpönten Sperrmülldreck. Einige "Alternative" hielten bis zur Einstellung durch, aber die sitzen heute vermutlich auch vor Vista & Co.


    Chris

  • Um zu dem Thema auch mal wieder etwas zu sagen, hier ein älterer Beitrag von mir, der an anderer Stelle eigentlich recht beliebt war. Mal sehen, wie er in einem eher "modern" ausgerichteten Forum ankommt ;). Die Argumentation ist sicherlich nicht wasserdicht, aber vielleicht ist der Text ein guter Ansatz für etwas Diskussion zum Thema.


    Um mal wieder zu meinem so beliebten Thema „Zugang zur Vergangenheit“ zurückzukommen: sehr viele Leute, die das 21. Jahrhundert als Maß aller Dinge sehen, werden einem natürlich versichern, daß es unmöglich ist, wirklichen Zugang zum Denken und Sein von vergangenen Jahrzehnten zu bekommen. Es ist vorbei, 30 JAHRE HER, das Hier und Jetzt und das „sich verkaufen“ zählen allein, alles andere ist Klischee, rosarote Brille oder nostalgisch-manipulative Verzerrung und Verblendung.


    Ich habe argumentiert, daß es Wege zurück gibt und daß man für sich in seinem Inneren durchaus in Kontakt mit dem Sein, Denken und Fühlen jener Zeiten treten kann. Der Weg kann über originale Technologie führen, der Weg kann aber auch z.B. über Zeitschriften oder gar Comics führen. Über diese Zeitschriften, ihre Art, ihre Redakteure, Beiträge, Leserbriefe, Anzeigen, Gedanken, sogar ihre Werbung, kann man durchaus in einen Kontakt mit dem Damals kommen, der die Gedankenwelt und die Umwelt jener Zeit weit besser reflektiert, als irgendwelche Klischees und Kommerz-Nostalgien.


    Das Kontrastprogramm dazu sind natürlich aktuelle Hochglanz-Magazine des Jahres 2010 und der Vergleich kann einem oftmals erschreckend vor Augen führen, in welch dunklen Zeiten wir leben. Nur zwei Beispiele, für aktuelle Hefte, die ich mir in den letzten Wochen gekauft habe, zum Teil aus Langweile im Krankenhaus. Einmal die Chip und einmal die PC-Games. Was gibt es zur Chip zu sagen?


    Übliche Gigabyte-Schreibe, völliges Desinteresse an der grundlegenden Frage „Warum?“ und am Funktionieren von Technik, bunte Bildchen mit bunten Bildchen drauf und Anleitungen, wo man denn zu klicken hat, geschniegeltes und uninspiriertes Bequemlichkeits-, Leistungs- und Perfektionsdenken in vielen Artikeln. Im Grunde ist letztlich alles nur dasselbe mit fehlender Diversifikation bei Rechnersorten und Betriebssystemen und Denkansätzen zur Technologie.


    Ich bin es aus alten Tagen irgendwie noch gewohnt, daß ein Vorwort eines Redakteurs irgendwelche interessanten Ideen oder Fragen enthält, hier stehen im Vorwort nicht mehr als ein paar Werbesprüche für zu vermarktende Trends und HD-Fernsehen (nach dem Schema „Wie konnte man nur jemals ohne auskommen?“), natürlich gepaart mit dem derzeit wohl hyperaktivsten Indoktrinierungssschema Fußball.


    Da lobe ich mir doch stets die Klopapier-Zeitschrift Computer-Flohmarkt (CF) – ich habe mir jetzt daheim mal wieder die älteren Ausgaben aus der Mitte der 90er rausgesucht. Da findet man beim Lesen wenigstens Ideen und Inspiration und nicht nur Vorgaukelung von Information.


    Wobei man leider auch am CF den Niedergang im Laufe der 90er in Richtung 21. Jahrhundert feststellen kann. Gab es in früheren Jahren noch Vielfalt und Auskunft und Aufgeschlossenheit für alle Rechner vom 1-KB-Sinclair über Atari und Amiga zum 286er und weiter, wendete sich das Klima ab etwa 1998 immer mehr in die Richtung einer „Habt ihr Primitiv-Anwender hinter dem Mond den Knall immer noch nicht gehört und euch zeitgemäße Standard-Hardware gekauft?“-Gleichschaltung.


    Die PC-Games dümpelt halt auf dem üblichen Niveau dahin, mir sagen da viele Sachen natürlich zugegeben auch nichts mehr, es amüsiert mich nur dezent, wenn Hardwareanforderungen wie 3,4 Ghz für irgendeine Daddelei stehen. Wenn ich für jede Abbildung einer gezückten Waffe pro Heft einen Euro bekäme, könnte man wohl gut damit einkaufen gehen. Bei manchen Ausgaben könnte das Spiel sogar mit den Bildern von dicken Möpsen und Ausschnitten funktionieren.


    Der fast schon historische Leserbriefonkel Rainer Rosshirt scheint in den letzten Monaten scheinbar die Vorgabe zu haben, beständig darüber abzulästern, daß er es nicht mehr hören kann, wenn Leute behaupten, daß früher irgendwas besser war oder von „guter alter Zeit“ reden. Man muß sich dazu eigentlich nur vor Augen halten, welche Zielgruppe und Mentalität das Magazin bei Lesern benötigt. Außerdem sollte man Rainer Rosshirt auch über die Jahrzehnte gelesen haben, gerne zurück bis zur Playtime. Zu den Dingen, die er nicht mehr hören wollte, gehörten u.a. schon Leute, die am Amiga festhalten wollten, Leute, die sich darüber beschwerten, daß Spiele nun schon 486er zum Laufen brauchen oder Leute, die nicht auf den segensreichen Windows-95-Zug aufsprangen und länger als „erlaubt“ an DOS festhielten. Seine Seitenhiebe auf alle dem großen Markt „Unangepassten“ haben also deutlich Tradition.


    Die 21st Century Mülltüte des Monats dürfte es aber vielleicht verdientermaßen für Folgendes geben: in einer der vorherigen Ausgaben der PC-Games wurde der Vulkan, der für die umfangreichen Flugausfälle verantwortlich ist, von einem der Fachredakteure als „finnischer Vulkan“ bezeichnet. Diese geografische Diskrepanz fiel dann doch einigen Lesern auf, die dazu Mails schrieben. Standard-Kommentar von Rainer Rosshirt: „Wer ohne nachzudenken und Google zu benutzen den Unterschied zwischen Finn- und Island kennt, gewinnt meine Hochachtung, wird Klugscheißer des Monats und ich leg noch einen Sonderpreis drauf.“


    Was ist daran erschreckender? Die unverblümte Verachtung für grundlegendes Allgemeinwissen? Oder die Tatsache, daß Nachdenken/Wissen und Google benutzen scheinbar gleichwertig sind?


    Und ich frage mich einfach immer auch, ob solche Dinge nicht exemplarisch dafür sind, daß der ganze überkandidelte Digitalkram und die vermeintliche Perfektion in einem sehr krassen Gegensatz zu dem stehen, wie sich die Menschheit ideell und moralisch und geistig entwickelt. Man könnte jetzt sagen, daß es Unfug ist, Schlüsse aus irgendwelchen Hochglanzmagazinen zu ziehen, aber vielleicht sind es ja gerade die Facetten, die hinter die Dinge blicken lassen. In den 70ern und frühen 80ern, die man nun mit irgendwelcher Nostalgie und Belanglosigkeit verbindet, vermitteln der Inhalt, die Nachdenklichkeit und Detailfreude in Zeitschriften jedenfalls ein anderes Bild vom Zeitgeist.


    Es mag heute extrem schwierig sein, jemandem verständlich zu machen, warum das Arbeiten mit einem Rechner mit 16 KB RAM erfüllender sein kann, als auf irgendwelchen stylischen Icons und Markenprodukten rumzuklicken. Einfacher ist es da vielleicht, einen vergleichenden Blick eben auf Zeitschriften und Magazine zu werfen, um zu sehen „wie weit“ wir heute wirklich gekommen sind.


    Chris


    P.S. Dieser Tage habe ich meine Windows-95-Installations-CD weggeworfen - aus dem einfachen Grund, daß sie mir zu neu war. Mir kommt jetzt auf den Hauptrechner definitiv kein Betriebssystem mehr, das im Kern neuer ist als 1993. Meinungen dazu?

  • das ganze ist ja schön und gut, aber imo ist, war und wird es auch immer so sein, das technik und insbesondere computer und deren betriebsystem doch nur da sind, um einem die arbeit zu erleichtern. es ist daher nur logisch, dass wir immer schnelleren rechnern mit einem möglichst aktuellen betriebsystem hinterher jagen. jetzt mal erlich, alles was vor windows 2000 war, war so buggy, dass sich die meisten benutzer mehr genervt haben als einen wirkliche arbeitssteigerung zu erreichen.
    dass wir allerdings nicht alles was neu ist gleich gut heisst, sah man doch wunderbar am beispiel windows vista, dass doch grösstenteils selbst von unerfahrenen usern verschmäht wurde. andersherum ist doch auch immer wieder zu sehen, dass viele durchaus gerne alte games spielen. nur geschieht dies halt mittlerweile nicht mehr auf dem heimischen computer, sondern halt auf kleineren mobilen geräten. ist das nun wirklich ernsthaft zu bemängeln? alte technik hat doch auch schon dazumal nicht die ganz grosse breite masse erreicht, das geschah imo erst in der zweiten hälfte der 90er und damit bereits ausserhalb dessen, womit du dich noch beschäftigst. dass sich viele leute durchaus noch für altes interessieren lassen, sieht man doch auch wunderbar an der aktuellen beliebtheit von muscle cars aus den 60er und 70er.


    soviel von meiner seite, man könnte das gesagte noch ausschmücken, die kernaussage bliebe aber die gleiche...

  • jetzt mal erlich, alles was vor windows 2000 war, war so buggy, dass sich die meisten benutzer mehr genervt haben als einen wirkliche arbeitssteigerung zu erreichen.


    Rein aus Interesse: schreibst du diese negative Meinung aus persönlicher Erfahrung oder vom Hörensagen her?


    Meine Erfahrungswerte gehen in eine etwas andere Richtung, auch wenn ich sicherlich kein Fan von Windows 9x bin. Aber auch da soll es Leute geben, die damit ordentliche Systeme hinbekommen haben. Ich glaube, es war Michael Nickles, der gesagt hat, das DOS 6.22 das letzte Betriebssystem von Microsoft war, das ausgereift auf den Markt gekommen ist. Wobei man aber z.B. auch bei WfW 3.11 als letztem "Glied" in einer langjährigen Entwicklungskette von einem weit höheren Ausreifungsgrad ausgehen kann, als beim 9x-Flickwerk.


    Was genau meinst du mit "alles vor Windows 2000 war buggy"? OS/2 z.B. war der gesamten Palette an MS-Betriebssystemen technisch auch in objektiver Hinsicht überlegen - und das seit Anfang der 90er.


    Chris