Die große Simpsons-Misere

  • Wenn ich schon gerade dabei bin, versuche ich es halt mal mit einem typisch mißmutigen CP-Beitrag ;) .


    Ich weiß gar nicht mehr genau, ob ich das Folgende schon auf NeSp gepostet hatte. Ich glaube schon. Liegt es dann irgendwo hier rum und ist jetzt doppelt gepostet? Falls ja, sorry. Mich würden einfach mal prinzipiell die Reaktionen auf folgenden Beitrag interessieren bzw. wie ein Großteil der maggied.de-Leute dazu steht.


    Nochmal generell zum Problem, das Thema macht mir gerade irgendwie Laune zum Posten: ich bemühe mich ja auch stets, freundlich zu aktuellen S1x-Staffeln zu sein und in den vergangenen Jahren (besonders im Mittelfeld der Jean-Ära, also S15/S16) gab es auch gute Entwicklungen. Da gab es IMO Folgen, die eben durchaus das Potential hatten, sowohl Langzeitfans, als auch die neue Zielgruppe zu "bedienen". Sicher nicht mit dem Stil der klassischen Jahre, aber ich hatte den Eindruck, daß die Macher um Al Jean bemüht waren, so manch spezielle Eigenschaften der Serie (den Stil, die Vielfältigkeit, den Respekt für Zuschauer und Charaktere) halbwegs zu würdigen.


    Seit etwa Staffel 17 habe ich aber wieder den deutlichen Eindruck, daß das alles zugunsten des größtmöglichen Marktes vernachlässigt wird. Das Motto scheint mir zu sein: wofür noch Fans der ersten Stunde und/oder Freunde von Tiefgang und durchdachter Handlung ansprechen, wenn der kritikfaule Gelegenheitszuschauer und all die ROTFL-Kiddies die Quote genauso füllen? Gerade Staffel 19 ist IMO ein perfektes Beispiel für die erneute Zuwendung an den Massenmarkt. Und das geht soweit, daß ich Folgen aus der Staffel neulich buchstäblich in den Mülleimer geworfen habe, weil ich sie kein zweites Mal mehr sehen wollte. Das ist kein gutes Zeichen.


    In den klassischen Jahren war die Serie ein riesiger Schatz (jepp, ein weit größerer Schatz als ein kewles Autogramm von Matt Groening) von Zitaten und Referenzen auf Literatur, auf Kunst, auf klassisches Kino etc etc., das Ganze durchdrungen von echtem Respekt für die Charaktere, von Denkanregung, von scharfer Sozialkritik auf subtilste Weise, von Tiefgang. So ganz nebenbei fügte sich all das zusammen mit dem storybezogenen Humor flüssig in echte Handlungen ein, die uns etwas Ambitioniertes zu erzählen hatten.


    Wobei die Ambition eben nicht nur Humor und Sozialkritik war, sondern auch jene, Dinge zu tun, die im US-Cartoonwesen einfach Neuland waren, wie z.B. das Seelenleben der Charaktere und deren Ängste und Hoffnungen zu erforschen ("Moaning Lisa", "Fast Lane", "Substitute" und viele mehr bis rauf zu "4 Ft 2" in S7) Und das Ganze in Balance mit guten Spaß- und Humorfolgen, auch diese natürlich mit Stil und dem Geist der frühen Jahre. Die letzten Produzenten, die das richtig erkannt und umgesetzt hatten, waren IMO Oakley und Weinstein in S7/S8.


    Und trotz all dieser Zitate und Verbindungen war die Serie bei Zuschauerschichten jeden Alters beliebt. Man musste die Zitate und Anregungen nicht erkennen, um Freude an der Folge zu haben (das berühmte laterale Apropos), aber sie waren immer der große Bonus. Nur was passierte jetzt in den letzten Jahren und speziell in Staffel 19? Etliche Gags sind reinkonstruiert, irrelevant für die Handlung, überdehnt und wiederholt, fast alles ist für den größtmöglichen Zuschauerkreis "dick unterstrichen", lasche (Popkultur-)Referenzen und Gags werden sofort und umfangreich erklärt. "Handlungen" sind bis auf wenige Ausnahmen Standardschemen oder ziellose Anhäufungen von Gags und Laufzeitvergeudung zugunsten seichter Unterhaltung - siehe z.B. mein Review zu "You Kent Always Say".


    Dies alles wohlgemerkt nicht immer, aber gerade in den letzten Jahren immer öfter. Es gibt in S19 durchaus auch mal eine Citizen-Kane-Referenz, die unerklärt bleibt, oder einen schönen Charaktermoment, aber all das droht nun in einer Flut von "Massenmarkt-Qualitäten" erneut unterzugehen. Ein gutes Beispiel sind hier auch die Schlüsse bei Al Jean: gab es früher Schlüsse, die den Zuschauer einfach emotional beeindrucken wollten ("Mother Simpson" & Co) und dadurch Wirkung hatten oder Schlüsse, die auch dunklere Töne und Denkanregungen hatten ("Two Cars" & Co), ist der Schluß heute fast aus Prinzip ein Gag oder eine lustige Szenenmontage. Warum? Damit die Zuschauer mit einem leichten Lacher gehen und beim nächsten Mal sicher wieder Teil der Quote sein werden.


    Und das zeigt einen groben Mangel an Respekt, sowohl für das Potential der Serie, als auch für die Charaktere und deren Eigenschaften und Vergangenheit - last but not least natürlich auch Mangel an Respekt für den Zuschauer selbst. Und das betrifft selbst die ROTFL-Kiddies, denn auch die bekommen halt nun vorzitiert, wo der gelbe Spaß sitzt und wo sie zu lachen haben. Die stört das nur eben nicht und daher sind sie nun die große Zielgruppe. Und schon haben wir die beste Staffel aller Zeiten. Sehr, sehr schade.


    Und ich glaube nicht, daß wir aus dieser Misere nochmal rauskommen. S15 wäre IMO die große Chance gewesen, mittlerweile ist die verspielt. Trotzdem hoffe ich halt weiter und versuche es zu vermeiden, Folgen in den Mülleimer zu werfen (bei S19 hat das leider nicht geklappt.) Es gibt zwei oder drei interessantere Folgen in der Staffel und ein paar treffende Anregungen und Bezüge, aber die Simplifizierung und Abwärtstendenz bzw. die Stagnation ist mir zu überdeutlich. Es wäre wohl auch an der Zeit für einen neuen Executive Producer, aber ob das noch was bringt?


    In Deutschland haben wir darüber hinaus auch das Problem, daß gerade die Leute, die neue Folgen aus Prinzip gut finden, oft mit grobem Unverständnis und aggressiv auf Kritik daran reagieren. Als echter und loyaler Fan muß man die neuen Folgen gut finden, man darf die kewlen Gelben nicht kritisieren, alles ist so lustich und so muß es auch sein. Und Folgen, in denen es anders war und die nicht so lustich waren, sind von früher und langweilig. Bläh. In den USA ist das IMO etwas anders, auf NHC gibt es z.B. durchaus auch Leute, die neue Folgen und Staffeln auf bestimmte Weise gut finden, dies aber auch ausführen und begründen können und wollen.


    Und das ist mit ein Grund, warum dort noch traffic und Leben ist, drts und NeSp dagegen am Ende sind. Und da spielt auch wieder die deutsche Mentalität mit rein, die Trickserien als Kinderformat betrachtet. Ein Sender wie Pro7 tut da natürlich auch nichts dagegen, dies zu hinterfragen, sondern stopft halt alle quotenschwachen Programmlücken mit den "gelben Chaoten" voll und übersättigt das TV-guckende Publikum. Deswegen quittieren viele Langzeitfans aktuelle Folgen nur noch mit einem untätigen Achselzucken (mit Blick auf die S19-Qualität kann man ihnen das auch nicht verdenken) und haben generell auch keine Lust mehr, ältere Folgen und Klassiker oder positive S1x-Aspekte aktiv anzugehen und zu diskutieren. Die Medienüberschwemmung im Digitalzeitalter, in der selbst ein brillanter Staffel-2-Klassiker nur noch ein Krümel im digitalen Terabyte-Ozean ist, trägt sicher auch mit dazu bei. Aber das ist ein anderes Thema.


    Was bleibt, sind Kurzzeitfans und die junge Zielgruppe, die gerade hierzulande durch die Mentalität von jugendbezogener Unterhaltung auch keine Motivation für "mehr" hat und Kritik als langweiligen Verrat am Spaß betrachtet. Die werden sicher auch älter, laufen dann aber vermutlich eher zu den krasseren (In-)Serien, als sich für die Simpsons-Qualitäten hinter der Unterhaltung offen zu zeigen. Und daher bleibt die neue kritische Mitte hierzulande wohl weiterhin eine Utopie.


    Chris

  • Alles, aber wirklich alles was du geschrieben hast, wurde schon sehr oft geschrieben und die Threads sind nicht schwer zu finden. Es ist ein regelrechter Krieg, der zur Zeit kalt ist, aber immer wieder aufflammt, zuletzt bei der Wahl der besten Episode. Aber ich bin genau der Meinung. Du wirst jetzt wahrscheinlich nur von Mabie etwas anderes hoeren. ;)


    Was ich noch hinzufuegen moechte: Der neue "Zeichenstil" laesst meiner Meinung nach die neuen Folgen noch billiger und typischer erscheinen. FG laesst gruessen.


    Das mit der Ueberschwemmung an Simpsonfolgen ist interessant. Ich glaube da ist wirklich was dran. Jetzt laufen Samstag Morgen keine alten Folgen mehr, sondern sie kommen ganz normal um 18 Uhr. Dadurch haben sie bei mir etwas an Wert verloren. Ich freue mich zwar am Anfang, nach den ganzen neuen Folgen mal eine aus der 4. Staffel zu sehen, diese Freude sinkt dann aber mit jeder weiteren Episode. Ich habe die Episoden mehr geschaetzt, als sie nur einmal die Woche am Samstag kamen. Zudem werden wir wohl auf Pro7 nie wieder Folgen aus S1 bis 3 sehen, da sie normalerweise immer ab S4 beginnen auszustrahlen.

    Ich entschuldige mich für garnichts! Tut mir Leid, aber so bin ich eben.

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  • Also das ist der berühmte Chris Pfeiler ;), also erstmal herzlich willkommen. Und danke für deine Beiträge sowie diesen. Es gibt nicht viele, die sich gerne mit so langen Beiträgen auseinander setzen bzw. schreiben, solche Leute wirst du hier viel sehen.

  • aus Zeitgründen kann ich leider deinen Beitrag nur mit ein paar knappen Gedanken würdigen und das auch inhaltlich eher unzusammenhängend.
    Vorab möchte ich einiges klarstellen:
    Mir selbst gefallen die alten Staffeln besser. Weil ich mich mit den neuen weniger beschäftige, aber vor allem, weil ich mit den alten Folgen "groß" wurde und sie mich TV-spezifisch intensiv begleitet haben.


    Nun aber zu den Punkten von Chris Pfeiler:



    • Das die Anspielungen weniger bzw. "schwächer" (im qualitativen Sinne) werden, kann ich nur unterstreichen. Leider gehört aus meiner Sicht zu dieser Wahrheit auch, dass auch damals viele die Anspielungen nicht verstanden haben, sondern die Serie als "cool" angesehen haben. Sie war halt anders, als alles was es bis dahin auf dem "Trick-Markt" gab. Vielleicht rührt da auch die Einordnung der Serie ins "Kinder-Fach" rein, die Programmchefs konnten mit der Serie einfach weniger anfangen als die jungen Zuschauer.
    • das es eine Übersättigung mit der Marke gibt, habe ich hier auch schon mehrfach angemerkt: Ganz dick unterstreichen! Aber: Jedes Mal, wenn Pro7 was streichen wollte, gab es in der "Fangemeinde" einen Aufschrei.
    • das die Simpsons für den Massenmarkt gemacht werden. Hm, wofür denn sonst? Mal ehrlich, wären die Simpsons nicht so erfolgreich (von Anfang an), wir würden nicht über gute oder schlechte Staffel reden, weil es maximal eine gegeben hätte. Auch das deutsche TV zeigt doch mit Einstellungen von Serien nach nur einer Folge, wie der Hase läuft. Die Simpsons kamen über das Frühstadium hinaus und traten den "globalen" Siegeszug an. Da muss man sich nicht anschließen, aber zumindest nachvollziehbar ist es. Dass das dann auch massenkomptatibel sein "muss", dürfte auch klar sein
    • die "Militanz" mit der einigen vorgeworfen wird, die neuen Folgen bedingungslos gut zu finden, findet ihr Äquivalent in der "Militanz" derer, die nur das Alte für das Wahre halten und dem Neuen reserviert sind (erinnert an Mitbürger, die synchronisierte Filme meiden wie der Teufel das Weihwasser). Es ghet vielen nur um "richtig" oder "falsch" / "schwarz" oder "weiß" aber selten um den Austausch von Perspektiven. Auch hier wurden zu oft Meinungen gepostet, ohne sich dabei auszutauschen.
    • "Simplifizierung" ist eine der Unsitten unserer Zeit, alles muss runtergebrochen werden aufs Einfachste. Auch hier ist es nur folgerichtig, dass die Simpsons nachziehen. Das geht wieder einher mit dem kommerziellen Zwang: Experimente kann sich kaum ein Sender leisten. Aber mal ehrlich: Wer von uns macht das in seinem Leben selbst, das Andere, das nicht Genormte anstreben mit der Möglichkeit zu scheintern. Die meisten bleiben im Fluss. Angepasstheit als Mainstream sozusagen.
    • das Hängen an der "guten alten Zeit", als die "Welt noch in Ordnung war". Das finde ich manchmal befremdlich, weil es wenig Raum für Neues lässt und stattdessen erwartet, dass die Serie im Grunde unverändert bleibt. Paradoxerweise ändern sich die Leben der Seher, manchmal radikaler als die Simpsons von "alt zu neu". Den Simpsons wird das nicht zugestanden?
    • wenn klischeehaft von "deutscher Mentalität" gesprochen wird, dann bedarf das m.E. der Erläuterung. Die Begründung, weil in den USA mehr Leute begründen können, warum die neuen Folgen gut sind, ist ziemlich schwach. Auch die Worte Respekt im Zusammenhang mit einer fiktiven Serie verstören mich eher, als das ich das nachvollziehen kann.
    • insgesamt zeigen Diskussionen wie diese (unzählige finden sich über die Suche), wie "dumm" wir doch alle sind. Es geht hier um eine fiktive Comic-Serie und wir streiten uns über Qualitätsunterschiede. Damit sind wie, ehrlich gesagt, auch nicht das, was eine Gesellschaft sein sollte. Wir sollten aktiv über echte Missstände auf der Welt reden, als über sowas Belangloses. Aber nein, reden wir belanglos über diese Belanglosigkeit wie die Simpsons.


    Es gibt durchaus einige Punkte deines Posts, die ich positiv hätte würdigen können und wollen. Aber ich habe bewußt darauf verzichtet, um der Diskussion zu nützen. Alle einer Meinung und alle auf mabie ist ja langweilig :stick:

    I thought I was too old. I thought my time had passed. I thought I'd never hear the screams of pain, or see the look of terror in a man's eyes. Thank heaven for children!(Grampa,04.02.90)

  • Eigentlich sollte ich diesen Thread ignorieren, nicht wegen dir, sondern weil es mal wieder das Klassische "Hauen wir auf die neuen Folgen drauf" Thema ist, aber okay, ich kann es ja doch nicht lassen...


    Zu Ersteinmal: Ich mag die alten Folgen auch lieber als die neuen, da diese einfach mehr Charme haben, allerdings hasse ich diese Einteilung "Alte Folgen Super = Neue Folgen Scheußlich", wer nähmlich direkt so denkt der kann es gleich sein lassen, da es auch unter den neuen Folgen richtige Meisterwerke gibt, die gerne aufgrund der schlechten Folgen ignoriert werden, da diese anscheinend wohl mehr Beachtung als gute verdienen.


    Die negativste Entwicklung ist definitiv die, dass Fans der neuen Folgen gerne als Dumm oder so hingestellt werden, dass wenn sie die neuen Folgen mögen, sie nicht einsehen wollen dass die Serie schlechter geworden ist. Vor allem der User Mabie musste dies oft spüren, wie Gerd.Pansen schon Ansprach. Diskussionen schön und gut, man kann auch unterschiedlicher Meinung sein, find sowas auch wichtig - Allerdings Vorurteile gegen Fans der neuen Folgen sind was ganz anderes, da dies zur Bedeutung hat dass diese Degradiert werden zu Witzfiguren dessen Meinung keinerlei wichtigkeit hat, und dass ist Falsch. Denn es sind nicht nur Fans der neuen Folgen, welche Wütend auf Kritik reagieren, in diesen Board ist es eher das Gegenteil...


    Zudem waren die SImpsons schon immer eine Serie für die Massen: Klar, Sozialkritik sowie intelligenter Humor haben sie (auch heute noch des öfteren) gehabt, aber die Serie gab sich nie Hochintelligent, sondern als Cartoonserie mit Sitcom Anleihen für Erwachsene. Damit hat sich die Serie eine große Zielgruppe ermöglicht mit Intelligenten- sowie mit Arschhumor, sowie Brad Bird es eins sagte.


    Schade ist es mir im Endeffekt meistens um die guten Folgen der neuen Staffeln, schönes Beispiel die Folge "Vergiss-Marge-Nicht": DIe Folge gilt als modernes Simpsons Meisterwerk bei der Presse als auch bei amerikanischen Fans, hier haben einige Versucht die Folge unnötig schlecht zu Reden, um zu Sagen, dass die Folge für eine neue Staffel zwar gut ist, im Vergleich zu einer alten Folge aber Mist. Zugegeben, dass Ende fand ich auch Holprig, dies viel aber kaum ins Gewicht wie ich finde. Es kommt einfach einen so vor langsam, dass viele einfach nur noch aus Prinzip die neuen FOlgen hassen. Schon lustig, wenn ein User sagt man solle alle Folgen gleich behandeln und miteinander vergleichen, dann aber zum Größenteils Vorurteilsbehaftet sich auf die neuen Folgen stürzt. Ich habe es glaube ich schon mal in diesen Thread: Mit DER Einstellung kann ich es auch gleich lassen, mir die alten Folgen auf DVD holen und mich in mein Zimmer mit nostalgischen Erinnerungen Einsperren.


    Klar, im Durschnitt sind die neuen FOlgen schlechter als Früher, aber es gibt immer wieder richtig gute FOlgen, und die werden einfach übersehen oder Ignoriert, weil man dass nicht wahr haben will...


    Im Endeffekt ist dass inzwischen meine Standartantwort auf diese Diskussion, aber ich kann es eh nicht lassen mich zu Wiederholen.


  • 1. Ja, das wird wirklich zur Sucht, da jucken einem die Finger. :)


    2. Ja, dass laesst sich meistens aber nicht vermeiden, wenn man mehr Enttaeuschungen erlebt als bei den vorherigen Staffeln, dann denkt man nur noch an diese schlechten Folgen.


    3. Das ist wirklich schlimm, v. a. hat Mabie damit zu kaempfen, aber eigentlich hat es nicht wirklich was mit der Serie Zu tun und im Privatleben habe ich das auch noch nie erlebt, nur in diesem Board.


    4. Da moechte ich widersprechen, es wurden frueher viele Anspielungen auf klassische Filme und Literatur (wie schon von Chris Pfeiler gesagt) gemacht und ich habe eine Menge Allgmeinwissen von den Simpsons. Dieses vermittelte Allgemeinwissen wurde sogar mal in einer Wissenschaftszeitschrift gelobt, ich glaube es war "bild der wissenschaft" oder "p.m.", genau weiss ich es nicht mehr. Es wurden auch viele Sachen in die Serie eingebaut, die man erst bei ganz genauem Hinsehen erkennt, wie den Hexadezimalcode "Frink rules!" in "Die Panik-Amok-Horror-Show".




    5. Da ist aber viel subjektives dabei. Mabie hat zum Beispiel auch die Wahlergebnisse schlecht geredet, was weit mehr Usern nicht gepasst hat und nicht nur Meinung, sondern Prinzip war, denn er wollte ja unbedingt eine neue Folge als Gewinner. Solange es die echte Meinung und nicht offensichtlich Prinzip ist, sollte es respektiert werden. Und meiner Meinung nach war "Vergiss-Marge-Nicht" eine gute Durchschnitssfolge. Und als echter Fan laesst man sich keine Folge entgehen indem man sich im Zimmer einsperrt. ;)

    Ich entschuldige mich für garnichts! Tut mir Leid, aber so bin ich eben.

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  • Hi, Chris_Pfeiler, danke für deinen Diskussionsansatz!


    Was ich noch hinzufuegen moechte: Der neue "Zeichenstil" laesst meiner Meinung nach die neuen Folgen noch billiger und typischer erscheinen.

    Das sehe ich auch so. Das neue Intro tut sein übriges.


    Das mit der Ueberschwemmung an Simpsonfolgen ist interessant. Ich glaube da ist wirklich was dran.

    Mir geht es nicht so. Aber vielleicht geht es mir auch nur so, weil ich momentan kaum dazu komme, mehr als 5 Episoden pro Woche am Abend zu sehen, da müssen dann die DVDs aushelfen.
    Von einigen Episoden der Staffeln 7-11 dachte ich auch lange Zeit, ich hätte sie zu oft gesehen. Aber kaum hatte ich mir von ihnen ein Jahr Ruhe gegönnt, konnten sie mich wieder in ihren alten Bann ziehen. Das kann man zum Beispiel von Episoden wie "Es lebe die Seekuh" nicht behaupten.


    • die "Militanz" mit der einigen vorgeworfen wird, die neuen Folgen bedingungslos gut zu finden, findet ihr Äquivalent in der "Militanz" derer, die nur das Alte für das Wahre halten und dem Neuen reserviert sind (erinnert an Mitbürger, die synchronisierte Filme meiden wie der Teufel das Weihwasser). Es ghet vielen nur um "richtig" oder "falsch" / "schwarz" oder "weiß" aber selten um den Austausch von Perspektiven. Auch hier wurden zu oft Meinungen gepostet, ohne sich dabei auszutauschen.

    Für den Austausch von Perspektiven müssen auch mehr als zwei vorhanden sein und die gibt es auch in den Staffeln 12-15. Über diese gibt es auch schon viele Diskussionen hier im Forum, da sie eine Art Übergang zwischen den beiden anderen Wahrnehmungsformen darstellen.



    • das Hängen an der "guten alten Zeit", als die "Welt noch in Ordnung war". Das finde ich manchmal befremdlich, weil es wenig Raum für Neues lässt und stattdessen erwartet, dass die Serie im Grunde unverändert bleibt. Paradoxerweise ändern sich die Leben der Seher, manchmal radikaler als die Simpsons von "alt zu neu". Den Simpsons wird das nicht zugestanden?

    1. Don't touch a running system.
    2. Neues muss nicht schlecht sein. In Staffel 5 waren die Simpsons schon ganz anders als in den Staffeln 1 oder 2 und trotzdem immer noch gut oder sogar besser. Meine Gegenfrage lautet: Was hat das Leben irgendwelcher Zuschauer mit der Serie zu tun?
    Und natürlich gibt es immer Raum für Neues. Wenn dieses Neue aber qualitativ schlechter ist als das Vorhandene muss man es nicht begrüßen.

    • Auch die Worte Respekt im Zusammenhang mit einer fiktiven Serie verstören mich eher, als das ich das nachvollziehen kann.

    Einen Punkt weiter oben wünschst du dir Parallelen zum echten Leben und hier verstören sie dich, weil die Serie fiktiv ist. Was denn nun?



    • insgesamt zeigen Diskussionen wie diese (unzählige finden sich über die Suche), wie "dumm" wir doch alle sind. Es geht hier um eine fiktive Comic-Serie und wir streiten uns über Qualitätsunterschiede. Damit sind wie, ehrlich gesagt, auch nicht das, was eine Gesellschaft sein sollte. Wir sollten aktiv über echte Missstände auf der Welt reden, als über sowas Belangloses. Aber nein, reden wir belanglos über diese Belanglosigkeit wie die Simpsons.

    Du kannst ja auch gehen, wenn du Diskussionen über eine fiktive Serie (die zufälligerweise Thema dieses Forums ist) so dumm findest.



    Aber ich habe bewußt darauf verzichtet, um der Diskussion zu nützen. Alle einer Meinung und alle auf mabie ist ja langweilig :stick:

    Wenn keiner aus dem Fenster springt, machst du es trotzdem, weil alle anderen nicht springen oder wie?

  • Ich möchte nur einen kurzen Beitrag dazu abgeben, auch wenn dein Artikel in sehr langer Form viele meiner Gedanken ausgedrückt hat. Zumindest danke dafür.


    Ich stimme zu, dass die Sendung viel an Qualität verloren hat. Aber ich gehöre zu denen, die nie neuen Folgen verteidigen bis aufs letzte. Leider immer öfter ohne Argumente.
    Ich hab darüber nachgedacht, ob das nicht daran liegt, dass die Leute Simpsons nicht aufgeben sollen. Ich möchte, dass sie weiterhin Simpsons schauen, auch wenn die Serie nicht mehr so gut ist. Ich möchte nicht, dass die Simpsons an Fans verlieren, weil MIR die Sendung zuviel bedeutet.


    Besonders deutlich wird der Abfall für mich in der Entwicklung von Homer. Früher konnte man in Homer trotz der Dummheiten einen großartigen Menschen entdecken, der seine Frau und seine Kinder über alles liebt und im Grunde nur Gutes will.


    In den neuen Folgen gibt es das GAR nicht mehr. Homer regt mich einfach nur auf. Er macht die DÜMMSTEN Dummheiten (SCH***E, die einfach nur aufregt) und verletzt seine Familie und so weiter. Ein richtiger Trottel, ohne Einsicht oder irgendwas. Ein wandelndes Schwein. Tut mir leid für die Ausdrucksweise.


    Das hat mich sehr enttäuscht. Und das ist nur ein Aspekt der Misere.


    Ein anderer ist die zeichnerische Qualität. Durch die neue Technik soll sie wohl auf dem "Maximum" sein, für mich ist es eher ein "Minimum". Man sieht sofort, dass da keiner wirklich dran "gearbeitet" hat und alles schnell und billig in Korea produziert wurde (nichts gegen Korea). Absoluter Müll. Bei Futurama ist das wieder was anderes, da dort wirklich mit Computereffekten gearbeitet wird usw. Bei den Simpsons jedoch gefiel mir der alte Zeichenstil (S7, S8 u.ä.) am besten.


    Ich werde die Simpsons dennoch nicht aufgeben und treu bleiben bis die Festung fällt. Vielleicht gibt es noch Hoffnung.


    Dann noch Kommentare:

    Zitat

    Was ich noch hinzufuegen moechte: Der neue "Zeichenstil" laesst meiner Meinung nach die neuen Folgen noch billiger und typischer erscheinen.
    Das sehe ich auch so. Das neue Intro tut sein übriges.

    Dito.




    • Zitat

      Du kannst ja auch gehen, wenn du Diskussionen über eine fiktive Serie (die zufälligerweise Thema dieses Forums ist) so dumm findest.

    Ich glaube, er wollte damit nur den distanzierten, logischen Blickpunkt aufzeigen und nicht aufregen. So wie wenn du Figurensammlern sagst, dass letztendlich die Figürchen nur billiges Plastik sind, einen niedrigen Materialwert haben und dir im Ernstfall kein bisschen helfen können.



    Zitat

    Wenn keiner aus dem Fenster springt, machst du es trotzdem, weil alle anderen nicht springen oder wie?

    Ich verstehe nicht ganz, was damit gemeint sein soll, schließlich wollte er damit sicher nur sagen, dass es gut ist, wenn eine Diskussion entsteht. Du hast vielleicht etwas überreagiert.

  • Es gibt da draussen also doch Leute, die den guten Geschmack hueten! Der Beitrag bringt es auf den Punkt. Nicht nur Homers Charakterentwicklung, sondern auch die von anderen Charakteren (fruehreifer Bart, rauchende Lisa) stoeren ungemein.


    V. a. der Faekalhumor bringt die neuen Staffeln auf FG Nivea, auch wenn es hin und wieder helle Momente gibt.


    Frueher habe ich auch gedacht: Das sind doch die simpsons, mir haben doch frueher alle Folgen gefallen, das darf jetzt nicht anders sein. Doch Staffel 19 hat mich endgueltig aufgeruettelt. Das lasse ich mir nicht mehr kritiklos bieten. Ich schaue die Folgen zwar aus den von dir genanntn Gruenden und aus Interesse und Hoffnung auf bessere Zeiten immer noch, jedoch nicht unbedingt gerne.

  • Es gibt da draussen also doch Leute, die den guten Geschmack hueten! Der Beitrag bringt es auf den Punkt. Nicht nur Homers Charakterentwicklung, sondern auch die von anderen Charakteren (fruehreifer Bart, rauchende Lisa) stoeren ungemein.

    was gibt's?


    ich denke durch das thema charakterentwicklung lässt sich "die große simpsons-misere" am besten verdeutlichen. auch kann man hiermit die lager der alten- und neuen-episoden-bevorzugenden-user gut erklären. in den ersten staffeln wurden bestimmte figuren mit bestimmten eigenschaften geschaffen. in der folgenden zeit haben diese sich meist konsistent weiterentwickelt und haben so bestimmte erwartungen hervorgerufen.


    wechselnde autorenteams haben aber vor allem in den letzten jahren diese konstanten außer acht gelassen. dies ist nicht nur negativ zu bewerten, da es auch raum für neue handlungsstränge geöffnet hat. oft wirkt es aber auf langjährige zuschauer befremdlich, wenn die springfielder nicht ihrem bisherigen charakter entsprechend agieren.


    zuschauer die erst zu einem späteren zeitpunkt eingestiegen sind, fällt dies nur bedingt auf. diese "blindheit" gegenüber der "geschichte" ist in gewisser weise ein segen, weil neue staffeln unvoreingenommener gesehen werden können und der schwerpunkt beim sehen auf andere merkmale gerichtet werden kann.


    desweiteren sollte man in hinsicht auf den humor zum einen immer auch die gesellschaftliche entwicklung in den u.s.a. und zum anderen die stetig wachsende globale popularität der simpsons miteinbeziehen. bei einem hochproftablen projekt wie den simpsons versucht man zielgruppen zu identifizieren und das produkt zu optimieren. die simpsons wären nicht die ersten, die an dieser marketingstrategie kranken.

    "Arguing on the internet is like running in the Special Olympics.
    Even if you win, you're still retarded."


    "Der nächste Satz ist eine Lüge. Der vorhergehende Satz ist wahr."

  • 4. Da moechte ich widersprechen, es wurden frueher viele Anspielungen auf klassische Filme und Literatur (wie schon von Chris Pfeiler gesagt) gemacht und ich habe eine Menge Allgmeinwissen von den Simpsons. Dieses vermittelte Allgemeinwissen wurde sogar mal in einer Wissenschaftszeitschrift gelobt, ich glaube es war "bild der wissenschaft" oder "p.m.", genau weiss ich es nicht mehr. Es wurden auch viele Sachen in die Serie eingebaut, die man erst bei ganz genauem Hinsehen erkennt, wie den Hexagdezimalcode "Frink rules!" in "Die Panik-Amok-Horror-Show".

    Dass die Simpsons oft sehr hohen Intellekt zeigten habe ich ja nicht Widerspruchen, auch nicht dass die Serie viel aus der Literatur sowie der Filmgeschichte zitiert, ich habe lediglich gsagt dass die Serie trotz alledem für die breite Masse Produziert wurde: Denn auch wenn es hochintelligente Folgen wie "Homer hatte einen Feind" oder "Lisas Hochzeit" gab, gab es auch Folgen wie "Lisa auf dem Eis" oder "Homer und New York", welche hauptsächlich vom Slapstick sowie Haudraufhumor lebten. Dass macht diese Folgen nicht schlecht (beide sind bei mir in der Top Ten), allerdings sind diese nicht so Intelligent wie die oben genannten Folgen und überzeugen schlichtweg mit Humor. Ein schönes Beispiel für diesen Haudraufhumor ist auch die Free WIlly Neufassung in der Folge "Bart packt aus".


    Es war halt eine Mischung: Zum einen schaffte es die Serie, intelligente Menschen zu überzeugen, dass es in Fernsehen auch noch Anspruch gibt, zum anderen konnte sie auch normale Menschen, welche nicht so gerne groß nachdenken begeistern.



    Und wie gesagt, ich bin auch kein großer Fan der neuen Folgen, da ich einfach finde dass vieles sehr vereinfacht wird oder in ihrer albernheit sich badet, Ricardo sprach ja schon meine Hassfolge "Lang lebe die Seekuh" an. Allerdings gibt es auch heute noch mittelmäßige bis gute bis sehr gute Folgen, und um die ist es mir einfach Schade, da viele, mich mit eingeschlossen, da ich ehrlich gesagt genauso bin, sich nur noch auf die schlechten Stürzen und die guten dann abwertend Behandeln...

  • Danke für die vielen Antworten. Hier einige Anmerkungen dazu. Sorry, falls ich jetzt wiederhole, was andere im Thread schon vorher gesagt haben, ich hatte Teile der Antwort aber schon am Wochenende geschrieben. Vielleicht sind ja noch ein paar gute Anregungen dabei, die bisher so nicht vorkamen:


    Es wurde ja die Frage aufgeworfen, ob es nicht unsinnig ist, dem Niedergang oder der Entwicklung einer Zeichentrickserie soviel Bedeutung und Worte zu widmen. Nun denke ich, man sollte das, was mit den Simpsons als "Evolution" des Formats geschehen ist, als eine einzelne Facette einer gesamtgesellschaftlichen und zeitgeistigen Entwicklung sehen. Die Serie ging meilenweit weg von der komplexen Charakterisierung, subtilen Denkanregung und Vielschichtigkeit der ersten Jahre hin zu einem Popkulturspektakel um jeden Preis (und seien es Substanz, Charakterintegrität, Interpretationsfähigkeit etc). Und das sollte man nicht losgelöst von der Entwicklung der Welt an sich sehen, denn es ist eine mediale Facette davon.


    Die Frage nach dem eigentlichen Sinn hinter Kritik an der Entwicklung der Serie sollte also vielleicht damit beantwortet werden, daß sie im Kleinen ein Spiegel so mancher Entwicklung im Großen war und eventuell ist. Das jetzt auszuführen, würde aber wohl allzu umfangreich werden.


    Ein wichtiger Grundsatz beim Umgang mit der Serie ist meiner Meinung nach großer Respekt für die Charaktere und ihre einstige Vielschichtigkeit. Verlieren Autoren diesen Respekt, dann schlägt eine Entwicklung und Evolution eines Formats sehr schnell in etwas um, das mit dem Ausgangspunkt der Entwicklung fast nur noch den Namen gemeinsam hat.


    Sind sie denn nur humoristische Stichwortgeber und gelbe Männchen in einem Spaßcartoon? Falls dem so wäre, hätte man es von Anfang an so gestalten sollen und niemand hätte etwas vermisst. Aber warum gab es in der Vergangenheit als Beispiel für Lisa komplexe Folgen wie "Moaning Lisa", "Lisa´s Substitute", "Lisa´s Wedding" oder "Summer of 4 Ft 2", wenn doch alles, was die Post-S8-Autoren gebraucht haben, nur ein flacher, nörgeliger Phrasendrescher war, den sie als pseudo-liberales Sprachrohr und Stichwortgeber einsetzen? Warum war Homer einst ein empathiefähiger Charakter, der trotz seiner Beschränktheit auch emotional die richtigen Dinge tun konnte, wenn alles, was man für einen Gag braucht, ein schräger Gaga-Daddy ist?


    Warum war es früher so, daß man über das "groteske" Äußere der Charaktere hinweggesehen und sogar das Individuum dahinter gespürt hat? Das hat nichts damit zu tun, das man an die Realität von fiktiven Trickfiguren glaubt, sondern damit, daß man daran glaubt, daß diese Figuren einen Sinn haben können, der über gelbe Striche und die Summe seiner Teile hinausgeht. Dieser Sinn ist in aktuellen Staffeln aber bis auf wenige Ansätze schon lange verlorengegangen. Wie es ein anderer kritischer Fan mal ausdrückte: wenn man heute eine Folge anguckt, dann laufen da halt "gelbe Männlein" durchs Bild und tun irgendwelches Zeug.


    Die Serie wurde begonnen mit Respekt für Charaktere und deren Innenleben und dieser Pfad wurde IMO bis auf einige (häufig oberflächliche) "Plastic Emotion"-Alibifolgen wieder verlassen. Warum? Wäre er niemals gegangen worden, niemand würde etwas vermissen - und die Serie hätte niemals den Erfolg als innovatives Format gehabt. Aber "respect the characters and their inner being" war jahrelang ein Leitspruch der Autoren. Natürlich wird es auch in den modernen Jahren ab und zu versucht, aber der Erfolg ist meiner Ansicht nach häufig gering, weil sich Emotion und Empathie nun sovielen anderen Dingen unterzuordnen haben.


    Respekt für die Serie ist doch auch eine große Motivation, aktiv etwas dafür zu tun und Kritik zu betreiben. "Ich respektiere diesen Charakter in seiner klassischen Vielschichtigkeit und bin nicht damit einverstanden, was heute mit ihm geschieht. Daher sage ich..." oder "Ich respektiere die Ambition dieser Hinterfragung/Satire und bin nicht damit einverstanden, daß sie unter schlechtem Timing und einem Haufen Füllgags leidet. Daher sage ich...". Das ist eine weit bessere Motivation, als ein achselzuckendes "Naja. Früher war es halt doch irgendwie lustiger..."


    Es tut mir fast etwas weh, wenn ich lese, daß die Serie früher eine "Cartoonserie mit Sitcom-Anleihen für Erwachsene" war. War sie denn nicht soviel mehr als das? Gerade die ersten Jahre waren doch ein fast unglaubliches Sammelsurium an kulturellen Zitaten und an Offenheit für Interpretation und Gedanken. Wo sonst würde man wohl Charaktere finden, die völlig flüssig in die Handlung Zitate von Allen Ginsberg einbringen oder eine Szene aus diesem oder jenem 30er/40er-Jahre-Filmklassiker durchzitieren, ohne daß es von ihrer Natur als eigenständige Charaktere ablenkt oder aufgesetzt wirkt? Das ging radikal verloren, heute zählt eher das laue Popkulturzitat auf die neue FOX-Realityshow oder sonstwas. Und gibt es mal ein einsames Zitat jenseits der Popkultur wird meist dick unterstrichen die Erklärung "hochgehalten". Und das ist dann der mangelnde Respekt für den Zuschauer.


    Erfolg auf einem ausreichend großen Markt ist eine Sache, Anbiederung an eine größtmögliche Zielgruppe eine andere. Vor letzterem sollte eigentlich die künstlerische und kreative Integrität stehen. Daß sie es im Fall der Simpsons nicht (mehr?) tut, ist auch ein trauriger Aspekt. Ich schweife ab. Wenn es diese Aussagen schon etliche Male hier gibt, dann sage ich nichts Neues und trage nur wenig zum üblichen Thema bei.


    Chris

  • Wir bemitleiden uns doch hier fast selbst ^^ :P


    Mir ist gerade noch eingefallen, wo jemand das Wort FG erwähnte, dass die Simpsons viel mehr Konkurrenz haben.


    Family Guy, American Dad, Drawn Together.


    South Park und Futurama zählen nicht als Konkurrenz (South Park schon zu alt, Futurama abgesetzt und gleicher Ursprung).


    Diese 3 Serien sind mit billigem (billigSTem) Humor erfolgreich, da müssen die Simpsons vielleicht markttechnisch mithalten. Bei vielen Freunden in meinem Umfeld ist es so, dass die Simpsons schon "normal" geworden sind und da solche ausgeflippten vulgären Sendungen einfach gut ankommen, weil sie neu und noch nicht ausgelaugt sind (an so ein Niveau hat sich vorher vielleicht keiner getraut 8| )

  • ich liebe die serie gamily guy, trotzdem bin ich ein gegner solch eines humors bei den simpsons. und das hat für mich ganz einfach den grund, dass family guy von anfang an mit diesem humor daherkam und sich die serie damit definiert. man wusste von anfang an, was man bei dieser serie zu erwarten hat. bei den simpsons sieht der gleichen einfach aufgesetzt auf und bewirkt dadurch eher den gegenteiligen effekt als komisch zu sein.


    es ist doch so, dass sich eine serie durch die ersten zwei/drei staffeln definiert und sollte von diesen grundmauern nur geringfügig abweichen. klar sollte sie sich weiter entwickeln, aber die grundmauern wie die charakterisierung sollte dabei nicht grundsätzlich verändert werden. ansonsten sollte die serie abgesetzt werden und einer neuen serie den platz frei machen. dies gilt imo für alle serien und die simpsons sollten da keine ausnahme machen. der bildtechnische bereich gehört da zwar auch dazu, die aufwertung zu hd folgen gehört da aber nicht dazu. würde z.b. south park auf einmal nicht mehr diesen "ausgeschnittene papierfiguren"-look haben wäre das was anderes, aber zu solch einer änderung kam es ja nicht, und insofern begrüsse ich die aufwertung zu hd folgen.


    so lange bei den simspons zumindest hin und wieder solche folgen produziert werden, so lange kann ich mich noch für die serie erwärmen.

  • Hier noch ein anderer, älterer Beitrag von mir, der vielleicht thematisch noch recht gut in diesem Thread passt:


    Ein Problem, das sowohl drts, als auch Webforen betrifft, ist denke ich auch die nun immense Verfügbarkeit von anderen Serien bzw. speziell die damit verbundene Reizüberflutung und der Verlust von Aufmerksamkeit für eine bestimmte Einzelserie.


    Früher wurden die Simpsons als herausragende Serie (egal ob wegen Komplexität und Tiefgang oder einfach nur wegen des Humors) von allen geschätzt. Damit hatte sie einen speziellen Status, der Beteiligungen an Kommentaren und Analysen und Diskussionen über Qualität etc. stark gefördert hat. Viele Leute haben die Simpsons als herausragende Facette im persönlichen Serienkosmos gesehen - und das IMO noch bis vor gar nicht allzu langer Zeit.


    Heute ist der deutsche Markt (TV, DVD, PC) mit Serien übersättigt - sei es nun Family Guy oder auch South Park oder eben die neue, total hippe XYZ-Serie aus Amerika, die bald kommt, von der im Web all die kewlen Leute sprechen und die man bestimmt demnächst per Download komplett ziehen kann.


    Die Aufmerksamkeit, das Interesse und vor allem auch die Motivationsspanne für die Simpsons werden dadurch immer mehr eingeschränkt. Leute, die die "Erwachsenenqualität" der Serie noch nie an ihren subtilen Aspekten gemessen haben, orientieren sich eher in Richtung von Serien wie South Park, weil das doch "more edgy" und echt für Erwachsene gemacht ist.


    Auch die digitale Verfügbarkeit trägt dazu bei. Wie viele Leute haben heute x Filme und Serien auf ihren Rechnern? Eine Serie kann IMO noch so brillant und herausragend sein - wenn man sie auf einem PC auf der siebten 800-GB-Festplatte im 78. Verzeichnis hinten links ("Serien R bis S komplett") findet, dann verliert sie ihre Individualität und wird zu einem beliebig verfügbaren digitalen Krümel im Ozean. Kann mir nicht passieren, weil meine Festplatte nur 2 GB groß ist und keine digital entstofflichten Serien drauf sind :-).


    Wie soll man dieser Serie noch die passende Wertschätzung entgegenbringen? Wie soll man noch Motivation haben, darüber zu diskutieren, sie sich aufmerksam anzusehen, sich hineinzudenken etc. wenn im TV schon wieder die nächste hippe Animation läuft, die nächste DVD-Kollektion schon auf den Käufer wartet oder im PC-Verzeichnis links neben der Serie wieder ein paar Gigabyte an kewl-neuem Material liegen?


    Ich habe da ein anderes Verständnis. Wenn ich mir z.B. englische Simpsons-Staffel 2 auf VHS ansehe, dann schätze ich eine bestimmte Kassette, weil dort eben 4 richtig gute Folgen drauf sind. Ich schätze auch die Folgen als individuelle Güter, weil sie einzeln und überschaubar sind.


    Wenn aber eine beliebige Verfügbarkeit und Überflutung da ist, dann geht das auf Kosten des Interesses. Das betrifft denke ich Webforen und Usenet und mag zum Teil eine Erklärung für das Phänomen ständig nachlassender Beteiligung sein.


    Wie sind eure Meinungen?


    Chris

  • Ich halte wie gesagt eine Überreizung nur für temporär möglich. Ich stelle bei SImpsons-Episoden immer wieder fest, dass ich nach einem Jahr Pause wieder herzhaft über sie lachen kann, egal wie oft ich sie vorher schon gesehen habe. Die Handlung ist zwar grob noch im Hinterkopf, aber doch finden sich immer wieder überraschende Momente. Meine Lieblingsepisoden kann ich einige Zeit sogar wöchentlich schauen, bis die Überreizung einsetzt.


    Die Serienüberflutung ist dagegen eine Sache, mit der jeder selbst klarkommen muss. Zwar sind die Simpsons so oder so einzigartig, aber einige Serien können hier und da in die selbe Kerbe schlagen. Wer sich nun täglich auch noch diese Sendungen ansieht, könnte einer Überreizung begegnen. Wenn ich sofort drei Salamis esse, habe ich danach auch keine Lust mehr auf Wurst, egal welche.
    Eine andere Form der Abstumpfung erlebe ich bei den 1X-Episoden (danke für den Begriff. ;) ).
    Das liegt meist an der schlechten Qualität, dass sie schon beim ersten (und oft letzten) mal ansehen so enttäuschend, verbitternd und einfach nur schlecht ist, dass man sie nie wieder sehen möchte.