3F02 | Bart verkauft seine Seele

  • P-Code: 3F02
    Englischer Titel: Bart sells his Soul
    Deutscher Titel: Bart verkauft seine Seele


    Ausstrahlung USA: 08.10.1995
    Ausstrahlung DE: 07.11.1996


    Inhalt:
    Bart und Milhouse diskutieren über das Thema Seele. Bart erklärt, dass die Seele nicht existiert. Da bietet ihm Milhouse fünf Dollar für seine Seele an. Bart steigt darauf ein. Er schreibt auf einen Zettel das Wort Seele und verkauft ihn. Wider Erwarten hat dies Konsequenzen: Bart kann nicht mehr lachen, er ist zu keinen Empfindungen mehr fähig. Verzweifelt versucht er, den Zettel zurückzubekommen. Milhouse verlangt fünfzig Dollar.


    Weiterführende Links:
    3F02 @ ULOC (D)
    3F02 @ SNPP (E) (Capsule)


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    Im Folgenden aber ein Review über 3F02 "Bart Sells His Soul." Warnung: ich hab soviel abgedrehtes Blech geschrieben das ich es selbst nicht mehr kapiere ;-)


    Die Episode ist wohl eine der allerkultigsten Kultfolgen und natürlich besonders bekannt durch die ultracoole Interpretation von "In A Gadda Da Vida" am Anfang. Die Folge hat aber natürlich weit mehr zu bieten als nur diesen Song - sie ist mal wieder tiefgehend auf mehreren Levels und benutzt eine äußerst komplexe Symbolik hinter der Handlung.


    Die Folge schafft den Kunstgriff (den wohl nur eine S7 schaffen kann) die Existenz einer Seele zu bestätigen aber gleichzeitig auch religionskritisch zu sein und das Seelen-Konzept nicht von Religion oder Gottglaube abhängig zu machen - obwohl am Schluß auch wieder "Gott" als höhere Figur zur Lösung des Problems aufzutreten scheint. Das Ganze wirkt jedoch weder konkret noch aufdringlich christlich-religiös sondern ist von einer subtilen und denkanregenden Unklarheit. Eine solch geniale Zusammensetzung in einer Mischung mit gutem (aber dezentem und leisem) Humor garantiert eine der wohl herausragendsten Folgen aller Zeiten. IMO natürlich.


    Sehen wir uns die unterschiedlichen Konzepte der Folge einmal an:


    Das erste Konzept ist das der Religionskritik - wobei hier nicht Kritik am Glauben an sich oder am Glauben an eine höhere Macht gemeint ist sondern Kritik am altmodischen System der christlichen Kirche in den USA. Das ist besonders am Anfang deutlich als Reverend Lovejoy den "Rock and/or Roll" verdammt und Bart und Milhouse die Orgelpfeifen reinigen müssen die sie mit "popular music" verschmutzt ("befouled") haben. Auch Barts Frage worin denn der Sinn von Religion besteht und die Blende zum Reverend der gerade das gespendete Geld zählt sind Teil dieser Satire auf die Strukturen der offiziellen Amtskirche. Nicht der Glaube wird hier parodiert sondern die Kirche als Institution.


    Das zweite Konzept ist natürlich jenes über die Seele die Bart zu verlieren scheint. Die Dialoge und Szenen sind hier teilweise sehr symbolgeladen, deutlich sichtbar in Teilen von Barts und Milhouse´ Dialog und natürlich sehr stark in Barts finaler Feststellung "There´s no such thing as a soul" die in einer Szene im Inneren der Kirche mit Halleffekt und von oben einfallendem Lichtstrahl geradezu zelebriert wird. Bart erscheint hier fast als Prediger der sein Statement unter dem Licht einer höheren Instanz zu machen scheint. Das der Vertrag über den Seelenverkauf dann auch noch auf einem Blatt Papier mit christlichem Symbol gemacht wird trägt noch zu dieser Symbolik bei. Das die Seele hier als etwas so simples wie ein Blatt Papier gezeigt wird ist natürlich auch schon Teil der Abstraktion.


    Im weiteren Verlauf rückt die Folge dann jedoch vom christlichen Bild der Seele ab und macht die Sache zu einem eher abstrakten Konzept (es gibt auch gute abstrakte Konzepte). Lisa definiert die Seele als "symbol of everything that´s fine inside us" oder zitiert Pablo Neruda mit "Laughter is the language of the soul" (genial Barts Antwort: "I´m familiar with the works of Pablo Neruda.") Die surreale Traumsequenz mit den Seelen als "Zwillinge" der Körper ist ebenfalls genial und erklärt das Konzept - und auch die Leere ohne Seele - auf verstörende Weise ohne in christliche Bilder oder aufdringlich religiöse Szenen zu verfallen. In diesem Fall ist die starke Abstraktion des Konzepts und die starke Surrealität der Traumszenerie einfach brilliant.


    Die Folge wirkt in vielen ihrer Szenen auch sehr dunkel und düster, herausragend vor allem Marges "You´re not a monster" mit Barts verstörter Reaktion und auch die Szenen als Bart durch die Stadt läuft (wobei wir hier mit der Wiggum-Szene einen sehr deutlichen Ausflug ins Bizarre haben der aber nicht störend auffällt sondern die düstere Stimmung nur verstärkt.) Die Folge erreicht hier durch die fast schon übertrieben dunkel gezeichnete Stadt in Schwarz und Blautönen und durch den Regen und Nebel bedrückende Film Noir-Atmosphäre.


    Der Schluß - als Bart verzweifelt nach Hause kommt - bringt uns dann doch zurück zum Glauben und macht aus der Abstraktion erneut eine religiöse Frage als sich Bart an Gott wendet und ihn um Hilfe bittet. Die Hilfe tritt auch prompt ein und Bart bekommt seinen Zettel/Seele zurück, allerdings nicht von Gott selbst sondern von Lisa die das Geld aus ihrem Sparschwein verwendet hat um ihrem Bruder zu helfen. Ob die "Rückkehr" der Seele das Resultat von Barts Gebet ist, bleibt unklar und die Thematik Gott wird auch nicht weiter angesprochen.


    Lisa bringt die Sache sogar wieder auf eine mehr philosophische und eher non-religiöse Ebene als sie sagt "But you know, Bart, some philosophers believe that nobody is born with a soul -- that you have to earn one through suffering and thought and prayer, like you did last night" und Barts Seelenverlust so im Nachhinein fast zu einer Frage der persönlichen Selbstfindung zu machen scheint. Die Lösung des Problems mag "Gott" sein oder auch nicht, das ist hier nicht klar. Die Lösung des Problems mag hier auch - so schmalzig es für die Serie klingt - die Liebe an sich sein da Lisa aus Geschwisterliebe auf ihr Geld verzichtet um Bart zu helfen. Die letzte Traumsequenz zeigt uns deutlich das der alte Bart wieder da ist. Genial. Es gibt hier sicher noch viele Möglichkeiten der Interpretation.


    Der Subplot mit Moe und dem Familien-Restaurant tritt eher in den Hintergrund und ist auch nicht wirklich mit dem Hauptplot verbunden sondern bildet nur ein humoristisches Gegengewicht zur sehr ernsten Handlung. Auch der Subplot hat einige gute Szenen, z.B. Moes finales Ausflippen ("That´s too freakin´ bad...") und einige nette Jokes und Dialoge. Im Vergleich zu manchen S5/S6-Folgen die leider jede Form von Ernsthaftigkeit sofort mit einer Ladung Gaudi zugekleistert hatten halten sich der Subplot und der Humor in der Folge dezent zurück. Sehr sehr gut gelungen und wirklich niemals störend für das Gesamtbild. Die Folge ist lustig bis zu dem Grad den die Handlung erlaubt aber nicht weiter - und das reicht IMO in diesem Fall auch aus.


    Synchro scheint in Ordnung zu sein, speziell der Dialog zwischen Bart und Lisa am Schluß hat im Original aber weit mehr Tiefgang und Emotion.


    Fazit: wohl zu Recht eine der herausragendsten Kultfolgen der gesamten Serie. Tiefgang, Symbolik und ein dezenter Umgang mit Humor zeichnen die Folge aus und heben sie auch über das ohnehin schon gute S7-Niveau. Lichtjahre entfernt vom banalen Slapstick-Mist einer S11/12. Es gibt sicher noch weitere und auch andere Interpretation als meine aber das ist auch gut so. Notenmäßig sollte es ja wohl klar sein, Note A+ für herausragende Qualität.