DABF15 | L.S. - Meisterin des Doppellebens

  • DABF15 - Review
    Es gäbe zu der Folge sicherlich recht viel zu sagen, ich fasse mich aber relativ kurz und hoffe, daß sich auch andere Leute zu dieser Episode äußern werden.


    Sehen wir uns die positiven Aspekte an.


    Wir haben einen deutlichen Bruch mit den typischen S1x-Mustern: kein Standardplot, keine grobe Dreiteilung, keine Laufzeitvergeudung, keine bizarren visuellen Gags und Realitätsfremde (von der Tatsache, daß eine 8-jährige für eine College-Studentin gehalten wird, mal abgesehen). Wir haben stattdessen einen relativ klassischen Plotaufbau mit Haupt- und Subplot, mit gelungenem satirischem Humor, oft dezenter im Detail und vor allem mit sehr viel Charakterpotential.


    Von Lugash über "Mao" Krusty ("Lazyness is counter-revolutionary") bis hin zur Uni von Springfield als intellektuellem Utopia, über die wunder- bar animierte Pinsky-Lesung im Cafe Kafka, über "US Out of Everywhere"- Aufkleber bis hin zu der 2001-Referenz am Schluß und noch vieles mehr: inspiriert gestalteter und echter OFF-Humor mit viel Bezug zu Handlung und Charakteren.


    Was interessant ist (und sehr selten in S1x) ist die ergänzende Funktion von Haupt- und Subplot. Es geht hier in beiden Plotlinien um Isolation. Während sich Lisa geistig von ihrer Altersgruppe abzutrennen versucht, wird Bart physisch durch die "bubble" von seiner Umwelt getrennt, was ihn in seinem Fall aber nur noch populärer macht. Durch die Ähnlichkeit wird am Ende ein Bezug zwischen Bart und Lisa hergestellt und die Plots ergänzen sich flüssig zu einer gemeinsamen Auflösung.


    Die Animation ist qualitativ herausragend, man achte nur nur auf die zahlreichen Schattierungen, die detaillierte Gestaltung von Hinter- gründen, die flüssigen Bewegungen und 3D-Kameraschwenks, ja sogar auf die funkelnden Sterne über dem Haus. Vor allem die Szene im Cafe ist sehr gelungen. Es hat den Anschein, als ob das höhere Budget hier für ein besseres Skript benutzt wurde, in einer üblichen S1x-Folge wäre es vergeudet gewesen. Die Produzenten scheinen das bemerkt zu haben.


    Sehen wir uns die negativen Aspekte an.


    Ich habe eigentlich nur zwei Kritikpunkte an der Folge. Ein paar Einzel- jokes wirken in der Handlung etwas zu deplatziert und weniger gelungen, z.B. die Szene, als das Gewehr vom Baum fällt und Homer in den Hintern schießt. Da ist eine doch typische S1x-Szene ohne Relevanz für die Hand- lung und wohl nur vorhanden, um Slapstick einzubauen. Es stört aber auch nicht grob die Handlung.


    Der zweite Kritikpunkt ist für mich ein bißchen der Schluß. Es erscheint mir fast etwas unpassend und zu konform für Lisa, sich mit einem derart bart-esquen Auftritt wieder der Masse in der Grundschule anpassen zu wollen. Die ganze College-Sache geht relativ abrupt zu Ende und Lisa ist da sehr schnell wieder bereit, ihre alte Rolle zu spielen. Das muß wohl auch so sein, da es ja ihre eigentliche Identität ist, trotzdem habe ich irgendwie das Gefühl, als hätte es eine elegantere Lösung geben können. An Folgen wie "4 Ft 2" reicht der Schluß jedenfalls nicht heran.


    Ich hoffe, daß die Synchro einigermaßen funktioniert. Ein paar Stellen dürften schwer zu übersetzen sein, z.B. die Gedicht-Lesung. In der OV haben wir natürlich eine sehr gute Sprecherleistung von Yeardley Smith und auch von Dan Castellaneta, der hier recht viele Rollen hat. Gerade bei Folgen mit dieser Qualität empfehle ich natürlich wie üblich die OV.


    Fazit: eine herausragende Folge, sowohl im Bezug auf Handlung, als auch im Bezug auf Animation. Charakterbezogen, intelligent, gut geschrieben - die Unterschiede zum heute üblichen Stil sind sehr deutlich. Nur einige wenige Jokes und der Schluß fallen leicht negativ auf. Note A-.