7F01 | Frische Fische mit drei Augen

  • P-Code: 7F01
    Englischer Titel: Two Cars in Every Garage and Three Eyes on Every F
    Deutscher Titel: Frische Fische mit drei Augen


    Ausstrahlung USA: 01.11.1990
    Ausstrahlung DE: 24.01.1992


    Inhalt:
    Lisa und Bart angeln an einem See in der Nähe des Kernkraftwerks, in dem ihr Vater arbeitet. Ein Journalist kommt vorbei. Er soll untersuchen, ob die Gegend radioaktiv verseucht ist. Ausgerechnet jetzt ziehen Lisa und Bart einen dreiäugigen Fisch aus dem Wasser. Fabrikbesitzer Burns versucht alles, um die Verschmutzung unter den Teppich zu kehren. Doch Marge Simpson ist er nicht gewachsen.


    Weiterführende Links:
    7F01 @ ULOC (D)
    7F01 @ SNPP (E) (Capsule)


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    Eine der genialsten Episode aller Zeiten und neben "Sideshow Bob Roberts" die beste Polit-Satire in der Geschichte der Simpsons.
    Ein Großteil der Story basiert auf dem Klassiker "Citizen Kane", der angeblich der beste Film aller Zeiten sein soll.
    Zu den gelungensten Gags in dieser Folge gehören natürlich Blinky, der Dreikugelaugenfisch, die Sicherheits"mängel" im AKW und der missglückte Bestechungsversuch, Homer und Marges Meinungsverschiedenheiten, das Finale im Haus der Simpsons...und im Grunde der gesamte Burns'sche Wahlkampf.


    Neuheiten in der Serie:

    • Zum ersten Mal konzentriert sich die Geschichte auf einen Nebencharakter.
    • Ab dieser Episode heißt Burns mit erstem Namen Charles (eine Hommage an Charles Foster Kane).
    • Zum ersten Mal sieht man die miserabelen Zustände im AKW.
    • Dave Shutton hat seinen ersten Auftritt.
    • Das große Rästelraten um die geographische Lage Springfields beginnt in dieser Episode.


    Charles Darwins Stimme sollte man sich btw unbedingt mal im OT anhören.


    (Diese Episode war eigentlich als Staffelauftakt geplant. Da sich die Autoren jedoch nicht sicher waren, wie gut eine Burns-Folge beim Publikum ankommt, und man unbedingt Bill Cosby übertreffen wollte, wurde sie erst gegen Ende der zweiten Staffel gesendet.)

  • Wie eigentlich alle Episoden der zweiten Staffel, ist "Frische Fische mit drei Augen" eine wahnsinnig gute Folge, die den politischen Wahlkampf in den USA parodiert und die korrupten Methoden der Kandidaten kritisiert. Blinky, der dreiäugige Fisch hat hier seinen ersten (und letzten) großen Auftritt, der natürlich seit Jahren zu den absoluten Kultmomenten bei den Simpsons zählt.
    Vor allem ist aber die Szene mit Burns erster Besprechung sehr gelungen und folgender Dialog ist überhaupt eine der witzigsten Stellen in der Serie.
    Burns: Why are my teeth showing like that?
    Advisor: Because you're smiling!
    Burns: Ah, excellent! Yeah, this is exactly the kind of trickery I'm paying you for. :))
    Diesen wunderschön sarkastischen Humor sucht man in neueren Folgen häufig vergebens. :(

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

  • Zitat

    Original von cbguy
    Wie eigentlich alle Episoden der zweiten Staffel, ist "Frische Fische mit drei Augen" eine wahnsinnig gute Folge, die den politischen Wahlkampf in den USA parodiert und die korrupten Methoden der Kandidaten kritisiert. Blinky, der dreiäugige Fisch hat hier seinen ersten (und letzten) großen Auftritt, der natürlich seit Jahren zu den absoluten Kultmomenten bei den Simpsons zählt.
    [...]


    Besser hätte ich es auch nicht formulieren können, eine sehr gute Episode! Jetzt muss ich mal zitieren.

  • sehr gute folge, mit der imo besten parodie überhaupt. sie ist wunderbar in die geschichte eingebaut.
    auch schön zu sehen, ist die szene als burns mal ganz klein und verletzlich ist (oh du lieber augustin.. :P). auch toll, wie sich marge beim essen dann rächt.


    was soll man noch groß sagen? super klassikerfolge die mir schon immer gefiel! hätten heutige episoden nur 1/4 der qualität dieser folge, wären es immer noch sehr gute folgen.

  • Ich kann mich (wieder mal) nur anschließen, eine weitere sehr gute Folge mit vielen guten Seitenhieben, hervorragend in Szene gesetzt und mit einem genialen Ende. Blinky hatte zwar danach keinen "großen Auftritt" mehr, aber man hat ihn (bzw. seine Nachkommen, er wurde ja gekocht ;) ) in diversen anderen Folgen immer wieder mal erspähen können.

  • 7F01 - Review


    Hier ein Review zur IMO zweitbesten Politsatire, 7F01 "Two Cars in Every Garage and Three Eyes on Every Fish" (nur "Sideshow Bob Roberts" aus S6 ist besser.)


    Im Folgenden nur eine kurze Betrachtung einiger Aspekte der Folge, eine detaillierte Betrachtung wäre weit umfassender, da es in der Folge sehr viele satirische Elemente und Szenen gibt. Die Ep fällt auch durch viele Referenzen zu "Citizen Kane" auf. Weitere Kommentare sind natürlich wie immer willkommen.


    7F01 ist eine Folge, bei der man die Charaktere durchaus stärker als klare Manifestationen von Ideologien betrachten sollte, um interpretatorisch voran zu kommen. Das heißt nicht, das es immer sein muß, es gab vor allem in S2-Episoden oft eine astreine Balance zwischen Ideologie/Persönlichkeit (ich schließe mich also nicht der Subversionsbuch-Theorie an.)


    Die Folge zeigt IMO besonders gut, das die Serie ihre wahre Klasse nicht durch dumpfen visuellen Unfug nach S1x-Cartoonregel 08/15 erreichen kann, sondern durch eine brillante Darstellung der sozialen Akzeptanz satirischer Absurdität *und* durch eine gut ausbalancierte Abstrahierung der Realität.


    Sehen wir uns die Konzepte der Episode einmal genauer an.


    Die soziale Akzeptanz von Absurdität zeigt sich vielleicht am deutlichsten in Montys TV-Wahlwerbung im Fernsehen. Bereits am Anfang zieht er - für alle laut hörbar - über seine Wähler her ("By the time this paid political announcement is done, every Johnny Lunchpail in this whole stupid state will be eating out of my hands") und doch ist dieser arg grobe Ausrutscher am Ende des Spots bereits wieder von den Wählern vergessen. Sein Gespräch mit einem "actor portraying Charles Darwin" ist ein kleines Meisterstück der Dialogsatire und wird trotz (oder gar wegen?) der offensichtlichen Sinnleere von vielen Wählern begeistert aufgenommen.


    Burns ist zwar aktiver Auslöser, wird aber im Laufe der Handlung zu einer passiven Schachfigur im Spiel seines Wahlkampfteams, deutlich in seinen ständig wiederholten Phrasen wie z.B. "bureaucrats in the state capital". Er sagt das, was Wähler hören wollen *und* er sagt das, was ihm sein Team zum sprechen vorbereitet hat. Und es funktioniert, die Wähler folgen seinen Phrasen. Mary Bailey sagt "My worthy opponent thinks that the voters of this state are gullible fools. I, however, prefer to rely on their intelligence and good judgement", worauf ein Reporter erstaunt "Interesting strategy" erwidert.


    Der Titel "Two Cars in Every Garage..." bezieht sich auf einen Wohlstandsslogan der 50er Jahre und ist im Kontext zur Handlung auch als Ironie zu betrachten. Die Wähler sind selbstverständlich auf Wohlstand (und Einfachheit) aus, und darauf, das die Dinge so bleiben, wie sie sind. Und wenn zwei Autos in der Garage stehen und der Wohlstand stimmt, dann kümmert es nicht, ob Fische drei Augen haben. Monty geht es aber nicht um Wohlstand für andere, ihm geht es nur um Wohlstand für sich selbst.


    Die Abstrahierung zeigt sich besonders deutlich in der zugrundeliegenden Absurdität der gesamten Situation - Burns hat keinerlei politisches Programm neben seinen standardisierten Phrasen, es wird niemals eine Partei erwähnt, selbstverständlich bleibt sogar die Identität des Staates, in dem er Gouverneur werden will, völlig unklar. Die Folge ist bei tieferer Betrachtung also weniger ein Spiegelbild eines realen Wahlkampfes, sondern eine satirische Abstrahierung desselben.


    Die überzogen wirkende Naivität der Wähler gegenüber leeren Phrasen und Manipulation (durch Medien und Beratungsteams) und das allgemeine "Nichterkennen" von Montys wahren egoistischen Intentionen, sowie Marges und Lisas durchaus stilisierte Aufgabe als "Gegenpol" und viele weitere Details sind im Grunde klassische Beispiele für eine satirisch abstrahierte Realität, die trotzdem genug Balance zur wahren Realität hat (Wiedererkennungswert) um ihre konkrete Wirkung zu erzielen.


    Wir können sagen "Die Folge ist zwar deutlich abstrahiert, aber sie reflektiert Realität bzw. wirkt in ihrer Abstrahierung nicht als Verzerrung, sondern als satirische Betonung."


    Am Ende versagt das von den Wahlkampfstrategen aufgebaute "Konstrukt" Gouverneur Burns und die Schachfigur Burns wird vom Team desinteressiert fallengelassen, was ihn aus seiner passiven Rolle wieder zurück in eine zwar aktive, aber auch verzweifelte Position bringt. "You can´t do this to me. I am Charles Montgomery Burns..." Nachdem die Fassade vom freundlichen Gouverneur des kleinen Mannes gefallen ist, zeigt sich am Ende (ohne Team und Strategen) seine wahre Sicht der Dinge.


    "This anonymous clan of slack-jawed troglodytes has cost me the election, and yet if I were to have them killed, I would be the one to go to jail. That's democracy for you."


    Die Folge zeigt auch deutlich die Beständigkeit klassischer Satire der Serie - die Gültigkeit der Folge ist heute genauso hoch und ihre Aussage genauso klar wie 1990 und sie wird auch in 20 Jahren noch als satirische Betrachtung von Wahlen und Wahlverhalten herausragend sein. Das ist ein klarer Unterschied zur popkulturellen "was-jetzt-lustig-ist"-Orientierung von S1x. Eine Satire über Leben und Gesellschaft hat Bestand, eine kewle N´Sync-Glorifizierung nicht.


    Ich habe die Folge lange nicht mehr auf Deutsch gesehen, daher kann ich zur Synchro jetzt nicht viel sagen. Keine groben IVARs, dafür etwas Eindeutschung von Meister Rabe, würde ich mal tippen.


    In diesem auffallend kurzen Review wurden jetzt (teilweise wohl absichtlich) nur einige Aspekte gestreift, weitere Meinungen und Kommentare zur Folge wären daher interessant. Auf jeden Fall eine Folge aus der großen Zeit der Serie und sicher Lichtjahre über dem Niveau von S1x. Note A+.