7G12 | Der Clown mit der Biedermaske

  • P-Code: 7G12
    Englischer Titel: Krusty gets busted
    Deutscher Titel: Der Clown mit der Biedermaske


    Ausstrahlung USA: 29.04.1990
    Ausstrahlung DE: 13.12.1991


    Inhalt:
    Krusty, der Clown, ist das Idol vieler Kinder. Auch Bart gehört zur eingeschworenen Fangemeinde des Moderators einer Kindersendung. Eines Tages bricht für die Fans eine Welt zusammen: Krusty wird beschuldigt, einen Supermarkt überfallen zu haben. Eine Videoaufzeichnung der Überwachungskamera und die Zeugenaussage Homers sind erdrückende Beweismittel. Doch Bart will Krustys Unschuld beweisen.


    Weiterführende Links:
    7G12 @ ULOC (D)
    7G12 @ SNPP (E) (Capsule)


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    "Der Clown mit der Biedermaske" ist eine sehr komplexe Episode, die das Detektivklischee mit vielen Anspielungen auf Scooby Doo und Mission Impossible parodiert. Die Episode ist vor allem für Fans von Sidshow Bob interessant, da er hier neben Krusty seinen ersten großen Auftritt hat, der IMO auch zu seinen besten zählt. Genial ist vor allem die Szene, in der Bob erst den armen Krusty bedauert und dann in ein hämisches Lachen ausbricht - wirklich kultig :)) .
    Auch die Dialoge zwischen Homer und Apu im Kwik-E-Mart sind immer wieder gerne gesehene Klassiker mit genialen Kult-Sprüchen: "Mmm... Chocolate..., Ooooh, double chocolate... Gasp! New flavor! Triple chocolate!" :D


    Bemerkenswert ist, dass man Krusty in dieser Episode zum ersten Mal "ungeschminkt", also mit gelber Haut sieht. Doch in späteren Folgen stellt sich heraus, dass weiß seine echte Hautfarbe ist, was als Nebenwirkung seines Herzschrittmachers erklärt wird. Auch Bart und Lisa sind in "Krusty Gets Busted" erstmals als Duo für Recht und Ordnung zu sehen und lösen ihren ersten Fall.


    Fazit: "Der Clown mit der Biedermaske" ist ähnlich wie "Tauschgeschäfte und Spione" eine komplexe Kriminalgeschichte, die mit viel Wortwitz zu Werk geht und eine nicht vorhersehbare Auflösung bietet. :)

    Das musst du verstehen. Es gibt nämlich zwei Sorten von Studenten, Streber und Sportler und als Sportler ist es meine Pflicht, den Strebern das Leben schwer zu machen! - Homer an der Uni

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  • Definitiv eine der besten Episoden der ersten Staffel, die Höhepunkte hat cbguy ja schon aufgezählt. Wer es noch nicht getan hat, sollte sich die Folge (so wie alle Sideshow-Bob-Folgen) unbedingt einmal in der OV anschauen, Kelsey Grammer ist unendlich viel besser als jeder deutsche "Tingeltangel"-Sprecher. Es ist immer wieder schön anzuschauen, wenn Bart und Lisa zusammenhalten und gemeinsam für eine Sache kämpfen, und sie ergänzen sich dabei einfach perfekt.

  • sehr gute folge. für mich die zweitbeste sideshow bob folge. ich muss immer mit meinen "kindheitserinnerungen" kommen:
    als ich die folge das erste mal gesehen habe, war ich richtig gespannt und neugierig, ob es nun krusty war, oder wie das abgelaufen ist. ich glaube so eine spannung gibt es in keiner anderen simpsonsfolge - abgesehen von "wer erschoss mr. burns?"


    die guten szenen hast du ja schon genannt. beeindruckt hat mich noch die intelligenz von bart und lisa, wie sie den fall lösen.
    absolute klassikerfolge, die danach dann weitere sehr gute bob episoden ermöglicht hat.
    1,25 für die folge.



    edit - auf franks spuren: wer diese deutsche verschandelung von sideshow bobs namen ausspricht, bekommt eine gepaddelt. :D


    edit² - *andreas eine paddel* :D

  • Zitat

    Original von gggh
    edit - auf franks spuren: wer diese deutsche verschandelung von sideshow bobs namen ausspricht, bekommt eine gepaddelt. :D


    edit² - *andreas eine paddel* :D

    Nix da! :nono:;)


    Ich bezog das "Tingeltangel" natürlich absichtlich auf den mäßigen deutschen Sprecher (eben nicht mehr als ein "Jahrmarktsheini"...), Sideshow Bob bleibt selbstverständlich Sideshow Bob. :]

  • 7G12 - Review


    Heute mal was zu S1 und zwar zu Superklassiker 7G12 "Krusty Gets Busted".


    Die Folge enthält sehr viele Referenzen, etwa zu Themen wie dem Black-Sox-Skandal ("Say it ain´t so, Krusty") oder auch "The Prisoner" und noch vieles mehr, aber ich will mich nicht mit der Detektivstory mit Bart und Lisa und dem offensichtlichen Humor beschäftigen (der dazu beiträgt, das die Folge auch bei jüngeren Zuschauern Zuspruch findet) sondern mit den tiefergehenden, satirischen Konzepten, die für S1-Verhältnisse von einer ausgesprochen hohen Komplexität sind.


    Die Episode enthält Lisas berühmten Satz "If cartoons were meant for adults, they'd put them on in prime time" und diese Selbstironie und den Anspruch für ältere Zuschauer sehen wir uns mal an.


    [Warnung: über 2 1/2 Seiten Gefasel - ist sehr viel geworden]


    Die Folge hat IMO zwei tiefergehende Konzepte:


    - den sozialen Kommentar (Mob-Mentalität, Medienhetze)
    - den medienkritischen Kommentar (Unterhaltungsniveau, Zuschauerverhalten)


    wovon letzterer vielleicht sogar der komplexere (aber auch verstecktere) Inhalt der Folge ist. Sehen wir uns die beiden subtilen Handlungslinien hinter der Geschichte einmal näher an.


    I. Der soziale Kommentar


    Der soziale Kommentar bezieht sich auf die (von mir bereits in anderen Threads erwähnten) Themen der Mob-Mentalität und der Medienhetze bzw. Medienausnutzung von Vorfällen. Die gesamte Stadt ist sofort und automatisch mediengesteuert gegen Krusty, der Reverend - bzw. symbolisch die Kirche als Institution - ruft sogar zu einem "public burning" von Spielsachen auf einem Scheiterhaufen auf (da es Spielsachen sind, brennen sie natürlich sofort und erzeugen giftige Dämpfe <= Satire in Satire).


    Es ist eine Darstellung der Bürger der Stadt als gesichtslose, konforme Mob-Masse (der Satz ist sehr wichtig, wir sollten ihn uns merken, ich werde später darauf zurückkommen) die sich von Kirche und Medien die Meinung diktieren läßt und zu bequem ist, selbst zu denken, sondern sich nur der Gruppe (dem "flow" <= merken) anschließt. Symptomatisch ist Homers Satz, als ihn Bart bittet, das er nicht dem Mob folgen soll und Homer entgegnet "No I'm not, I'm hopping on the bandwagon! Now come on, son, get with the winning team!" Homer folgt der Masse, aber er erkennt es nicht einmal. Das ist große Satire, zumal 7G12 nicht nur das Verhalten zeigt, sondern auch die Wurzeln des Verhaltens.


    Außerdem stützt sich das Konzept des sozialen Kommentars auch auf das Verhalten des Fernsehens (die Übergänge zu Konzept II sind hier aber eher fließend) das die "Tragödie" um Krusty für sich und für Werbung ausnutzt. Krusty wird von den Medien nicht nur sofort als schuldig abgestempelt, sein Schicksal ist auch gleich der Aufhänger für Werbung, man denke an Scott Christian, der sofort den Kanal mies macht, auf dem Krusty läuft oder an die Waffenwerbung "357 Magnum: The Clown Stopper".


    Krustys Analphabetismus schließlich ist noch ein Kommentar zur sozialen Ausgrenzung und zu einer Problematik, die gerne übersehen wird (die große Zahl Analphabeten in Industrienationen) aber es ist auch ein wichtiger Aspekt für Konzept II, zu dem ich noch sehr detailliert kommen werde.


    II. Der medienkritische Kommentar


    Im Gegensatz zu den sozialen Fragen beziehe ich Konzept II zum Großteil auf Fragen des Niveaus in der Unterhaltung bzw. Kinderunterhaltung und auch auf das Zuschauerverhalten, denn letzteres führt uns im großen, subtilen Gesamtbild der Folge schließlich auch zu den Gründen des Mob-Verhaltens der Erwachsenen in Konzept I. Beide Konzepte, beide Satiren der Folge, sind in sich verschachtelt und ergänzend. Das ist wahre Autorenarbeit der klassischen Jahre, das ist es was OFF mal war.


    Die wichtige Frage (und etwas, das normale Zuschauer gerne übersehen) ist doch "War Bob schlecht für die Zuschauer von Krustys Sendung oder war Bob gut für die Zuschauer von Krustys Sendung?" Hat denn Bob als klassischer Serienbösewicht die Sendung nur ruiniert, alle Zuschauer enttäuscht und Krustys Idee von Kinderunterhaltung (aka Erziehung) zerstört? Hat er?


    Sehen wir uns den Anfang dieser Folge an, als Krusty zum ersten Mal auf dem Bildschirm auftaucht und einen berüchtigten Dialog mit der (synchron antwortenden) Masse der Kinder führt, der damit endet, das Krusty fragt "What would you do if I went off the air?" und die Masse antwortet "We'd kill ourselves." Im Folgenden geht es um den Geburtstag eines Mädchens und wieder antworten die Zuschauer synchron, das sie alle "the cannon, the cannon" (sinnlose Gewalt gegen Bob) wollen. In einer äußerst gemeinen Rückblende mit Krustys Herzinfarkt - Kent nennt es "one of television's best-loved bloopers" und lacht selbst - wird Krustys "I´m dying" mit lautem Massengelächter beantwortet.


    Weiter im Text. Wir sehen eine äußerst symptomatische und für die Handlung symbolisch tragende Szene, als Kent in der Rückblende sagt, das sich Krusty nach seiner Genesung verändert hatte: "this 'new' Krusty devoted a small portion of every show to stamping out illiteracy in today's anything-for-a-thrill youth." Wir sehen Sideshow Bob, der im Hintergrund "Catcher in the Rye" hält und wir sehen Krusty, der im Vordergrund ein Buch verkehrt herum hält. Es hatte sich nicht wirklich etwas an der Sendung geändert, die "small portion" hatte wenig Bedeutung, da Krusty mit diesen Büchern nichts anfangen kann (verkehrt herum) und der Intellekt (Bob) symbolisch weiter im Hintergrund bleibt.


    Als Bob die Sendung übernimmt, ändert sich plötzlich sehr vieles - Bob liest klassische Romane für die Kinder, er singt Cole Porter, er spricht über Stoizismus und Philosophie und andere Themen, wir hören Mozart-Musik als Titelmelodie. Es ist nun plötzlich Intellekt und Kultur in der Sendung, sicher auch ein Hauch Individualismus mehr als zuvor. Das die jungen Zuschauer einer Clown-Show diesen radikalen Stilwechsel akzeptieren, ist sicher surreal und ein Teil der satirisch überzeichneten Realität, aber es ist IMO wichtig für das Gesamtkonzept.


    Für Krusty waren die Zuschauer eine gesichtslose, konforme Kindermasse (<= da haben wir den Satz wieder) die auf seine Sätze und seine Aktionen nach festem Schema geantwortet haben, ja, die selbst dann noch gejubelt und gelacht haben, als Krusty beinahe auf der Bühne gestorben wäre. Auch nach Bobs Übernahme der Sendung ist dieses feste Schema "konditioniert", auch auf Bobs Sätze wird mit der üblichen Reaktion geantwortet und selbst Lisa bittet Bart arg uncharakteristisch "Come on, Bart, go with the flow" (der "flow" bei den Kindern in Bobs Zuschauerreihen ist der selbe "flow" dem die Erwachsenen folgen, wenn sie z.B. die Spielsachen vor der Kirche verbrennen, es ist ein Thema) und schließt sich der Masse an. Und genau hier bei diesen Kindern sehen wir IMO auch die Wurzel für die Mob-Mentalität der Erwachsenen in der ersten Hälfte der Folge (<= genial).


    Die Folge hat nun eine sehr wichtige Szene, die viele Leute übersehen. Bob entdeckt Bart zwischen den Kindern und sagt, er sieht eine traurigen Jungen und geht zu ihm, er wendet sich dem Individuum in der Masse zu (was er noch bitter bereuen wird ;-)). Ob er sich Bart nur deshalb zuwendet, weil er eben nicht konform in die Jubelmasse passt oder ob er sich ihm aus ernsthaften Absichten zuwendet, sei mal dahingestellt, da Bob auf ein anstehendes Thema "präpubertäre Verklemmungen" seiner Sendung hinweist, scheint ihm die Akzeptanz des Individuums weit ernster zu sein als Krusty. Der Erzbösewicht der Serie tut hier etwas, das absolut positiv ist (eine astreine Autorenarbeit.)


    Um endlich zum Ende zu kommen: die Folge ist sehr indifferent über die Schuldfrage und daher weit weg von einer typischen schwarz/weiß-Darstellung (obwohl all die Szenen mit Bobs Gelächter und Spott über Krusty doch dazu dienen, ihn zumindest auf den ersten Blick auf die negative Seite zu stellen.) Bob hatte eigentlich gute Absichten, nur seine kriminellen Wege waren falsch. Krusty hat nun gewonnen, aber haben seine Zuschauer gewonnnen? Ich denke, sowohl Bob als auch Krusty sind in der Folge Opfer und Täter zugleich. Bob sagt am Schluß noch einen wichtigen Satz, um all seine primär guten Absichten aufzuzeigen:


    "Treat kids like equals! They're people too! They're smarter than you think!" <= Plädoyer für Bildung und Individualimus


    Hier nochmal die indifferente Rollenverteilung von Gut (?) und Böse (?):


    Krusty (Täter): Betrachtung der Kinder als Masse, konforme Unterhaltung/Erziehung
    Krusty (Opfer): Opfer von Bobs Plänen, Opfer der Medien/der Gesellschaft
    Bob (Täter): Kriminelle Wege, um sein Ziel zu erreichen
    Bob (Opfer): Opfer von Krustys Unfug, Opfer von sinnleerer Unterhaltung


    In den folgenden beiden Bob-Eps wurde Bob zum geradlinigeren Bösewicht, die Ambivalenz seines Charakters, die wir in 7G12 hatten, verschwand. Erst in "Sideshow Bob Roberts" sehen wir sie in Ansätzen wieder, die gesamte Konzeptbreite einer 7G12 sehen wir in S6 aber nicht mehr, der große Traum der ersten Jahre war auch dort schon vorbei.


    Die deutsche Synchro ist für S1-Verhältnisse ganz akzeptabel, ein paar seltsame Rabe-Sätze sind sicher drin, Apu hatte einen obskuren John-Wayne-Sprecher ohne jeden Akzent. Bob hieß damals noch Sideshow Bob und wurde von Randolf Kronberg gesprochen, der doch der bessere deutsche Bob war (von seinem "Idschii und Graatschi" in der Ep mal abgesehen). Am besten ist natürlich wie immer die OV, alle Referenzen sind dann klarer und kein Bob ist so cool wie Kelsey Grammer.


    Fazit: eine brillante Folge mit verschachtelter Satire, astreiner Autorenarbeit und sehr viel mehr tiefen Konzepten und Referenzen als man auf den ersten Blick erkennt. Kinder sehen sich die Folge wegen der Detektiv-Story an, Erwachsene wegen der vielen Inhalte und sozialen Kommentare. Those were the days. Sehr schöne Ambivalenz bezüglich Bob und der Frage, ob seine Aktionen im Resultat gut oder schlecht waren und Kommentar zu Mob-Mentalität, Massenkonformität und deren Wurzeln. In einer Staffel wie S1 (die oft zu direkt war) ein herausragendes Meisterwerk. Note A+.


    Kommentare sind willkommen.


    P.S. Kritik am Schluß: Bob hätte sich eigentlich nie als Krusty verkleiden können. Wo hätte er die Haare versteckt? Wieso spricht er mit Krustys Stimme? Wizard did it. Der Rest gleicht das aus.