Für viele ist es das Ereignis dieses Jahres: Das große TV-Duell - Schröder vs. Stoiber! Der Champ gegen den Herausforderer! München gegen Berlin!
Von einem historischen Moment in der Geschichte unseres Landes ist die Rede. Zugegeben, es ist das erste Mal, dass ein solches Rede-Duell auf deutschem Boden stattfindet. Viele von Schröders Vorgängern haben eine derartige Form des Wahlkampfs strikt abgelehnt. Zurecht?
In den USA sind solche "Schlammschlachten" nämlich an der Tagesordnung - und das seit über 40 Jahren!
Aber interessiert sich das Publikum wirklich für die Themen, die diskutiert werden?
Als im Jahr 1960 Nixon gegen Kennedy antrat, war Nixon rein rhetorisch überlegen. Leute, die keinen Fernseher besaßen, und die Debatte im Radio verfolgten, hielten Nixon für den Sieger.
Die Fernsehzuschauer dachten allerdings etwas anders: Nixons nervöses Blinzeln störte sie, das Aussehen seines Anzuges und seine Körperhaltung. Also wählten diese Leute mehrheitlich Kennedy in Weiße Haus. Schließlich repräsentiert der Präsident die USA auch im Ausland und soll dort ja einen möglichst guten Eindruck machen.
Das sich Kennedy im Nachhinein wirklich als besserer Präsident entpuppte, ist natürlich um so erfreulicher.
Beim Duell "Bush gegen Gore" war es ähnlich. Während viele Gores verkrampften und unsympathischen Gesichtsausdruck bemängelten, waren sie von Bushs lockerer, texanischer Art äußerst angetan.
Und wie läuft das ganze hierzulande ab? Auf den ersten Blick ist Schröder wegen seines Charmes und seiner rhetorischen Fähigkeiten im Vorteil.
Aber es sind viele Kleinigkeiten, die zum Sieg bzw. zur Niederlage führen können: Nervöses Kratzen, Schulterzucken, Schweiß, Unterbrechen des Blickkontaktes, Ausweichen, Ausschweifen, der kleine Witz am Rande, Angriff, Verteidigung, Überschreiten der Redezeit, Unterbrechen, Standardfloskeln, der erhobene Zeigefinger und - ganz wichtig - der sog. KILLERSATZ! D.h. der Satz, der am Abend in jeder Nachrichtensendung gezeigt wird und der in die Geschichtsbücher eingeht, so wie "Ich bin ein Berliner!" oder "Tear down this wall!".
Und auch die beiden Kandidaten scheinen begriffen zu haben, dass auf dem Weg zum Sieg die Optik eine entscheidende Rolle spielt. So wollte Schröder, der fast zehn Zentimeter kleiner als sein Kontrahent ist, das Duell im Sitzen austragen, Stoiber wollte lieber stehen...
Ich habe diesen Thread bewusst einen Tag vor dem Duell eröffnet, denn ich will eure Meinung wissen!
- Was haltet ihr von diesem Medienereignis?
- Glaubt ihr, auch Deutschland wird den Sieger aufgrund seiner Krawattenfarbe wählen?
- Lasst ihr euch von dieser Debatte in eurer politischen Meinung beeinflussen?
Ich meinerseits bin sehr gespannt, wie die Schlammschlacht verlaufen wird und melde mich morgen um 21:45 Uhr wieder!