„Bhoa sind die Simpsons schlecht geworden!“ Ein immer öfter gehörter/gelesener Satz vor allem von anfangs Zwanzigjährigen, die darauf beharren das sie noch die goldene(oder besser gesagt gelbe) Zeit der Simpsons „live“ miterlebten. Zu kindisch, brutal und wirr sei die Chaotenfamilie aus Springfield geworden,die Gags an sich seien nicht mehr so hintergründig und kritisch, sprich die Serie ist nicht mehr so „subversiv“ wie sie einmal war.
Ja es stimmt, die Folgen lassen nach, jedoch nicht so stark das dieser Aufschrei vollkommen berechtigt wäre.
Um mit den einfachsten anzufangen, die Klasse und Masse der Brutalität/Schockmomente bei den Simpsons ist so ziemlich durch die Staffeln hindurch gleich bleibend. Ja wahrscheinlich bietet eine Szene aus „Der Teufelssprung“(2. Staffel) dank eines eigentlich tödlichen Falles in eine Schlucht den am übelsten zugerichteten Homer in der Geschichte der Simpsons, der folgende zweite Fall wird nicht mehr ganz gezeigt. Itchy and Scratchy hatte ihre beste und blutigste Zeit in den 90ern, nicht in den „neuen“ Folgen wo sie bei weiten nicht mehr so stark auftreten wie früher, was Wunder wenn die Satire auf Zeichentrickgewalttaten nun harmloser ist als die Originale.
Eine weiter Behauptung ist das die Charaktere der Simpsons immer kindischer werden. Dies mag vielleicht zu einen Teil stimmen, die Eigenschaften mancher Personen wurden verstärkt, z.B Homers absolute Vergnügungssucht und Unfähigkeit planend zu denken, oder Skinners spießige Art und Anhänglichkeit zu seiner Mutter. Jedoch waren diese Charakteristiken schon immer bei diesen Figuren vorhanden und stimmen somit immer noch klar und deutlich mit ihren alten Egos aus den späten Neunzigern überein.
Interessant ist die Behauptung das die neuen Folgen zu wirr wären, keine klare Linie führen. Sie ist vor allem deshalb so interessant weil die Simpsons in ihrer Zeit eigentlich von ihren Machern als ein großes Zeichentrickversuchslabor angesehen worden ist, in den man sich austoben konnten, in der der Geist der damaligen Zeit fast alles tun konnte was er wollte. Bei neuen Staffeln wird von Journalisten und „Intellektuellen“ jeglichen Couleurs eben auch deren jetzige „Normalität“ kritisiert, und in der Tat, die Experimentierfreudigkeit hat nachgelassen, wenn dann werden ganze Szenen aus der jetzigen Popkultur übernommen statt eigens aufbereitet. Warum jedoch dann die Folgen zu wirr werden sollen ist nicht feststellbar
Die Frage lautet also warum trotzdem eine solch extreme negative Sicht besteht, die sicherlich auf einen geringeren Niveau vertretbar wäre? Diese liegt an einen weiteren Kritikpunkt der neuen Folgen: Die Folgen wären nicht mehr so „subversiv", das ich subversiv in Anführungszeichen gesetzt habe hat schon seine Bedeutung, und ich werde jetzt meine These erläutern.
Das Fundament meiner These stellt die Essay „ Ein Marxist in Springfield“ von James M. Wallace aus den Buch „Die Simpsons und die Philosophie“ erschienen in der USA in Jahre 2001 dar.
Es wird zum Opium fürs Volk, mit diesen Wörtern beendet James M. Wallace seine Essay, und das Es ist die erfolgreichste Zeichentrickfamilie der Welt, die Simpsons. Bestechen erklärte er in den gut 26 Seiten warum unsere gelben Lieblinge eben nicht irgendwie einen kritischen Botschaft besitzt oder gar eine Utopie propagieren will , sondern nur auf die Vorherrschaft des Witzes aus ist, der gut für die Quote ist. Er zeigt auf das eigentlich die ganze Serie nicht das kapitalistische Weltbild kritisieren will, sondern nur eine Form dessen ist und sich über alles lustig macht und immer wieder zum (kapitalistischen) Status quo zurückkehrt.
Sprich er widerlegt den Mythos der subversiven Simpsons, entzaubert sie , jedenfalls hat er es teilweise bei mir gemacht. Trotzdem war es eine Freunde seinen Aufsatz zu lesen, und ich dachte durch folgende Sätze auch ein wenig weiter:
„Die Simpsons jedoch gedeihen, weil sie das Leid nicht ernst nehmen. Wir können also nur deshalb über Mr. Burns lachen, weil wir nicht ernsthaft von den Schaden belästigt werden, den die herrschende Klasse anrichtet.“
„...aber unsere Bereitschaft , die Simpsons witzig zu finden, zeigt... das wir sie vermutlich nicht komisch finden könnten, wenn uns die Gewalt gegen (hier eine Aufzählung vom Leid der Welt) ernsthaft bewusst würde.“
Das hat m.M den Simpsons bei den Älteren das Genick gebrochen. Ist es nicht seltsam, das die Simpsons ungefähr ab dort nachließen wo George W. Bush an die Macht war und nicht ein so wahrgenommen Grinse-Clinton, als sich die zweiten „Simpsongeneration“ für Politik zu interessieren begann? 11. September, Terrorkampf, Irakkrieg und jetzt die Wirtschaftskrise, haben sie nicht mehr oder weniger gezeigt das die Welt doch nicht so toll war wie wie in den 90er gedacht, was das jetzige System anrichten kann? Kann man also sagen gefühlt je schlechter die Welt desto unbeliebter wird die Serie?
Ich meine folgendes: Die Simpsons haben immer schon den „amerikanischen Traum“ verbreitet, und dieser ist eben zu Zeit unter die Räder gekommen und extrem unbeliebt.
Also entweder die Welt wird so zum besseren wenden das wir die Simpsons nicht mehr brauchen, unser jetziges System erholt sich so das wir die Simpsons wenigstens wieder lustig finden(wenigstens etwas ;)) oder alles geht dermaßen den Bach runter das wir immer weniger über die einstige Kultserie, und ihren Nachfolgern, lachen können.
So jetzt dürfen schon mal Teer und Federn bereitgestellt, Fackeln entzündet und Mistgabel raus geholt werden. Aber es kann natürlich über diese These diskutiert werden, hab da auch nichts dagegen.
Gezeichnet, ein Frühzwanziger, der eigentlich zur Zeit nur zu viel von der selbigen hat.
PS: Ich werde den Text in mehren Simpsonforen verbreiten, außerdem hab ich nichts dagegen wenn andere diese Text benutzten, sie sollten es nur zugeben wer der Urheber war.